My Old Lady

Lieben und Leiden in Paris


FilmClicks:
„My Old Lady“: Wer wohnt denn da in meiner Wohnung? Kevin Kline mit Maggie Smith © Polyfilm
DIE STORY: Das Drama „My Old Lady“ handelt vom New Yorker Erben Mathias Gold (Kevin Kline), der von seinem verstorbenen Vater ein wertvolles Apartment in Paris vermacht bekommt. Als der chronisch erfolglose Mann an der Seine aufkreuzt, um sich mit dem Verkauf der Immobilie zu sanieren, erlebt er sein blaues Wunder. Denn in der Wohnung erwartet ihn die 92-jährige Mathilde (Maggie Smith), die ihn darüber aufklärt, dass sie dort vertraglich ein lebenslanges Bleiberecht genießt. Und nicht nur das: zur Leibrente gehört auch ein monatlicher Betrag von 2.400 Euro, den der mittellose New Yorker jetzt aufbringen muss.
In der Folge erzählt ihm die einstmals sehr lebenslustige Mathilde, dass sie in ihrer Jugend nicht nur mit dem berühmten Jazz-Gitarristen Django Reinhardt (1910 – 1953) liiert war, sondern auch mit Mathias‘ Vater.
Das bringt den New Yorker, in dem die gehasste Figur seines Erzeugers außer dem Problem-Apartment nur ein großes Trauma hinterlassen hat, aus der Fassung. Zumal er einen zarten Flirt mit Mathildes Tochter Chloé (Kristin Scott Thomas) begonnen hat: War sein Vater möglicherweise auch der Vater von Chloé? Der Film, der als beschauliche Komödie beginnt, wandelt sich auf einmal zum Melodram.

Einsame Seelen, die nur langsam zueinander finden: Kevin Kline und Kristin Scott Thomas © Polyfilm

DIE STARS: Zwei Oscar-Preisträger, ein Oscar Nominee:  Das kleine Kammerspiel „My Old Lady“ wartet mit einem Ensemble der Eliteklasse auf. Kevin Kline gewann seinen Oscar 1989 mit jenem Film, der ihn zum Weltstar machte: „Ein Fisch namens Wanda“.  Die formidable Britin Maggie Smith, die für den Film künstlich alterte (die 79-Jährige spielt eine Dame von 92 Jahren, die allerdings behauptet, erst 90 zu sein), hat gleich zwei Academy Awards zu Hause stehen: Für „The Prime of Miss Jean Brodie“ (1970) und „California Suite“ (1978). Kristin Scott Thomas wurde 1997 für „Der englische Patient“ mit einer Oscar-Nominierung belohnt.
Drehbuch-Autor Israel Horovitz, der sein eigenes Theaterstück für die Leinwand adaptierte, feierte bei „My Old Lady“ mit 75 Jahren sein Regie-Debüt.
 
DIE KRITIK: „My Old Lady“ macht trotz der großen Namen im Ensemble weniger Spaß, als man annehmen sollte. Und das liegt gewiss nicht an den Schauspielern.  
Maggie Smith zeichnet mit tausend Zwischentönen und souveräner Grandezza das Porträt einer betagten Lady, die voll Stolz auf ein erfülltes Leben zurückblicken kann – und die das, was ihr nicht passt, einfach wegwischt.
Kristin Scott Thomas hat in der Originalfassung Gelegenheit, zu demonstrieren, dass ihr Französisch genauso perfekt ist wie ihr Englisch. Die herbe Schöne, die viel melancholische Sinnlichkeit ausstrahlen kann, zeigt sich hier von der kratzbürstigen Seite. Bevor sie sich Kevin Kline romantisch nähert, motzt und keift sie herum, dass es eine wahre Pracht ist.
Der Komödien-Star Kline wiederum holt sich zu Beginn mit punktgenau gesetzten Pointen viele Schmunzler. Doch dann wird er von Autor/Regisseur Israel Horovitz zum Schmerzensmann ummodelliert. Wenn sein Mathias, die Weinflasche in der Hand, minutenlang das Elend eines verkorksten Lebens beklagt, ist die Grenze zur Peinlichkeit irgendwann überschritten.
Und damit beginnen die Probleme. Man ist in der ersten Hälfte geneigt, sich gemächlich, aber gut unterhalten zu lassen. Die Verblüffung von Mathias, dass ihm sein Vater mit der  bewohnten Wohnung ein quasi vergiftetes Erbe hinterlassen hat, bietet reichlichen Anlass für gute Gags. Auch die Erörterung der französischen Immobilien-Leibrente kommt weniger trocken über die Leinwand als es scheinen mag. Und Kevin Kline und Kristin Scott Thomas sind ein attraktives Paar, dem man gern bei den ersten täppischen Flirt-Versuchen zuschaut.
Die Krux liegt aber im Wandel der Komödie zum Melodram. Wenn uralte Familienkonflikte neu aufgekocht werden, wenn der Rotwein und die Tränen in Strömen fließen – dann wird der Film nicht nur schwerblütiger, sondern auch schwerfälliger.  Dann lässt sich, trotz aller Kunst der Schauspieler, nicht länger verbergen, dass „My Old Lady“ ein abgefilmtes Theaterstück ist: Eine 106-Minuten-Talkshow, die sich fast immer über das Wort und fast nie über das Bild erklärt. Der Esprit geht dabei irgendwann verloren.
 
IDEAL FÜR: Liebhaber großer Schauspielkunst, die Konversationsstücke mögen.






Trailer
LÄNGE: 107 min
PRODUKTION: Frankreich / USA / Großbritannien 2014
KINOSTART Ö: 21.11.2014
REGIE:  Israel Horovitz
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 10


BESETZUNG
Kevin Kline: Mathias Gold
Maggie Smith: Mathilde Girard
Kristin Scott Thomas: Chloé Girard