DIE STORY: In der Polit-Romanze „My First Lady“ ist der aktuelle US-Präsident Barack Obama noch ein junger Mann und trifft sich zum ersten Mal privat mit Michelle Robinson – der Frau, die er später heiraten wird.
Der Film spielt an einem heißen Sommertag des Jahres 1989. Barack Obama hat längst Feuer gefangen für seine attraktive Juristen-Kollegin. Michelle Robinson aber weist Baracks Avancen zurück. Für sie soll Romantik keine Rolle spielen, wenn die beiden zu einer Ausstellung und zu einem Nachbarschaftstreffen in einer Kirche gehen. Was Barack nicht interessiert. Er startet eine Charme-Offensive nach der nächsten, um bei Michelle zu landen.
DIE STARS: Zum Glück spielen weder Will Smith noch Halle Berry die Hauptrollen in „My First Lady“ (mal ganz abgesehen davon, dass sie viel zu alt wären).
Parker Sawyers („Snowden“) als Barack und Tika Sumpter („Get On Up”) als Michelle sind zwei junge, unverbrauchte Gesichter, die ihre Aufgabe mit einer Energie angehen, über die man nur staunen kann. Der Zuschauer meint nach den ersten Szenen, in einer Zeitkapsel zu sitzen. So glaubhaft werden die beiden Schauspieler zum berühmtesten Politiker-Paar der Gegenwart.
DIE KRITIK: Um „My First Lady“ richtig zu verstehen, muss man das Dating-System in den USA kennen. Wer in den USA mit jemandem ausgeht, zählt genau mit, wie oft man sich „datet“. Nach einer bestimmten Anzahl von Dates gehen beide Partner davon aus, dass sich etwas Ernstes entwickelt.
Deshalb macht Michelle Robinson in diesem sommerlich-warmen Dialogfilm dem jungen Barack Obama gleich klar, dass das von ihm gewünschte Treffen auf keinen Fall ein Date sei. Michelle arbeitet an ihrer Karriere. Eine Beziehung will sie auf keinen Fall.
Dieses Treffen im Sommer 1989 hat es wirklich gegeben. Auch die Ausgangslage ist verbrieft. Er wollte, sie nicht. Was dann aber im Laufe des Tages besprochen wurde, das hat sich Regisseur Richard Tanne – „My First Lady“ ist sein erster Spielfilm – erdacht. Ganz wunderbar erdacht, muss man sagen, denn sowohl Barack als auch Michelle Obama geraten ihm vortrefflich.
Barack ist der Dampfplauderer, für den ein Nein nur einen weiteren Ansporn bedeutet, es erneut zu versuchen. So wie man heute Obama oft auf der großen politischen Bühne erlebt, so schildert Tanne den damaligen Jung-Juristen: als einen durch und durch sympathischen Überzeugungstäter, der mit seinem offenen Wesen beinahe jeden für sich einzunehmen weiß. Michelle wehrt sich lange gegen seinen Charme. Bis irgendwann alle Dämme brechen.
„My First Lady“ funktioniert gut als romantische Komödie. Und zugleich erfährt man viel über die politischen Überzeugungen Obamas, die ihn später bis zur Präsidentschaft führten. Der junge Barack darf hier ausführen, von welchem Amerika er träumt. Anlässe dazu hat er genug an seinem ersten Tag mit Michelle: Erst in einer Ausstellung des Künstlers Ernie Barnes. Später mit einer hinreißenden Rede in einer Kirche und am Ende, wenn die beiden den damals aktuellen Spike-Lee-Film “Do The Right Thing” im Kino anschauen.
Vielleicht wird Barack Obama in dieser politischen Romanze ein bisschen zu sehr auf den Sockel gehoben; vielleicht strahlt er zu sehr im positiven Licht. Aber das verzeiht man dem Film gern.
IDEAL FÜR: Menschen, die der Kombination aus Romantik und einem Hauch Politik etwas abgewinnen können.