|
Mortdecai
Genäseltes Sing-Sang-Gesäusel
DIE STORY: „Mortdecai – Der Teilzeitgauner“ ist eine gewiss sehr lustig gemeinte Gauner-Komödie, deren Humor allerdings nicht recht zum Leben erwachen will. Johnny Depp spielt den größten Schnösel seiner Karriere: Bewehrt mit Schnurrbart und unerschütterlicher Blasiertheit, tritt er als britischer Kunsthändler Charlie Mortdecai vor die Kamera.
Wenn der Film beginnt, ist er zwar Schlossherr, aber gleichzeitig pleite. Da kommt der Auftrag gerade recht, sich um die Rückgewinnung eines frisch geklauten Goya-Meisterwerkes zu kümmern. Mortdecai will freilich nicht nur die Prämie für die Retournierung des Bildes einstreichen. Er möchte das Gemälde am liebsten auch behalten.
DIE STARS: Johnny Depp als Kunsthändler und Kunstfigur Mortdecai. Dazu Gwyneth Paltrow als seine Gemahlin Johanna und Ewan McGregor als fescher Ermittler, der Mrs. Mortdecai schöne Augen macht: Mehr Star-Power in einem Film geht im Grunde nicht. Das Groteske daran: Zwischen den drei Hollywood-Spitzenkräften entsteht nicht einmal ein Funken von Spannung. Sie spielen nicht miteinander, sie sagen ihre Texte auf.
Ob da der Regisseur überfordert war? David Koepp wurde vor allem als Drehbuch-Autor („Der Tod steht ihr gut“, „Mission: Impssible“, „Spider-Man“) berühmt.
DIE KRITIK: Vielleicht kann Johnny Depp gar nicht so viel dafür. Vielleicht ist sein Synchronsprecher schuld daran, dass die deutsche Fassung von „Mortdecai“ zur nervtötenden Comedy-Quälerei wird. Sobald Johnny Depp den Mund aufmacht, hört man in der deutschen Version ein so grässlich affektiertes und genäseltes Sing-Sang-Gesäusel, dass man sich vor Schreck am liebsten die Ohren zuhalten möchte. Im Original, das beweist ein Besuch beim englischen Trailer, klingt Johnny Depp wenigstens nach Johnny Depp.
An der überkandidelten und unterlustigen Story dieser Kriminalkomödie ändert die Stimmlage des Stars allerdings nichts. Das Ensemble nähert sich jeder noch so winzigen Pointe in Rambo-Manier nach der „Witz komm‘ raus, du bist umzingelt“-Methode. Kein Wunder, dass die zarten Pflänzchen des Humors, die im Drehbuch versteckt sind, zu Tode getrampelt werden.
Lustig soll es zum Beispiel sein, dass Mr. Mortdecai seinen Schnurrbart liebt, vor dem es Mrs. Mortdecai allerdings derart ekelt, dass sie den Gemahl nicht küssen kann. Lustig soll die Tatsache sein, dass Mortdecai ständig einen Leibwächter (Paul Bettany) an seiner Seite hat, der nicht nur jede Frau verführt, sondern die schlimmsten Prügel und Verletzungen erduldet, ohne mit der Wimper zu zucken.
In der Story vom gestohlenen Goya ist Action wichtig und Logik Nebensache. Wo immer möglich, wird geballert, gehauen und gestochen. Doch da die bemühten Scherze, welche die Leere zwischen den Action-Sequenzen überbrücken sollen, eher qualvoll daherkommen, schleicht sich bald schwere Langeweile ein.
Die Darsteller können das Spiel nicht zum Besseren wenden. Johnny Depp hat man noch nie so überkandidelt, Gwyneth Paltrow und Ewan McGregor noch nie so blass gesehen.
IDEAL FÜR: unerschütterliche Johnny-Depp-Fans.
|
|