DIE STORY: Die sentimentale Komödie „Monsieur Pierre geht online“ begleitet den Rentner Pierre (Pierre Richard) auf seinem Weg zurück ins Leben.
Eigentlich wartet Monsieur Pierre nur noch darauf, dass der Tod ihn holt. Immer wieder schaut er sich alte Super-8-Filme seiner verstorbenen Frau an. Aber dann verordnet ihm seine Tochter einen Crashkurs beim erfolglosen Schriftsteller Alex (Yannis Lespert). Da der sich mit Computern auskennt, soll er Pierre mal die schöne neue digitale Welt erklären.
Zuerst ist der Rentner alles andere als begeistert. Aber dann entdeckt er ein Dating-Portal – und ist nicht mehr zu bremsen. Mit salbungsvollen Worten gewinnt er das Herz von Flora (Fanny Valette). Dummerweise ist sie knapp 50 Jahre jünger als der alte Herr. Pierre schickt deshalb Alex zum ersten Date. Worauf das allerfeinste französische Komödien-Chaos folgt.
DIE STARS: Gibt es den Mann noch? Hat der nach dem „Großen Blonden mit dem schwarzen Schuh“ nicht aufgehört? Zugegeben, Pierre Richard, der am 16. August 83 Jahre alt wird, hat sich in den letzten Jahren rar gemacht. Wobei das nicht so ganz stimmt. Er war in Frankreich am Theater zu sehen und hat auch regelmäßig in Filmen mitgespielt. Nur dass die dann entweder gar nicht in unsere Kinos kamen oder nur für kurze Zeit.
Schön, dass der alte Mann nun auch bei uns mal wieder zeigen kann, was für ein toller Schauspieler in ihm steckt. „Monsieur Pierre geht online“ ist keine der üblichen Komödien. Hier steckt ganz viel Gefühl und auch ein Hauch Tragik drin. Pierre Richard muss in etlichen Szenen nichts weiter machen als einfach zu gucken und in seine Blicke die Erfahrungen eines ganzen Lebens hineinzupacken.
DIE KRITIK: „Monsieur Pierre geht online“ hätte eine dieser handelsüblichen Klamotten werden können. Zu sehr liegen die platten Pointen über Rentner und Computer auf der Hand. Und so ganz schafft es Regisseur Stéphane Robeline auch nicht, diese Klippen zu umschiffen. Wenn sich Monsieur Pierre von seinem Digital-Coach Alex am Telefon beraten lässt und Alex fragt, ob ein Fenster offen ist, dann steht Monsieur Pierre prompt auf und öffnet das Fenster hinter sich. Zum Glück gibt es nur sehr wenige dieser Ausrutscher.
Regisseur Robeline hat vor fünf Jahren schon mal gezeigt, dass er ein sicheres Händchen dafür hat, die Probleme älterer Menschen mit locker leichter Hand zu inszenieren. „Und wenn wir alle zusammen ziehen?“ hatte wie sein neuer Film auch diesen schönen melancholischen Unterton des Erinnerns, des Hin-und-wieder-Bereuens und des zaghaften Nach-vorne-Schauens.
„Monsieur Pierre geht online“ ist ein Heimatfilm im besten Sinne. Der Titelheld Pierre ist – da mit seiner Frau die beste Freundin und Geliebte verstarb – nun ohne Heimat. Er weiß nicht, wo er hingehört. Die Familie kümmert sich hin und wieder um ihn. Will aber auch nicht zu oft in seine Wohnung, in der der alte Griesgram haust und auf den Tod wartet.
Und dann kommt ausgerechnet von diesem als herzlos und kalt beschriebenen Internet die Rettung. Pierre findet eine neue Heimat im Digitalen und er verliebt sich in eine wesentlich jüngere Frau.
Da der Film keine Hollywood-Produktion ist, spielt dieser Altersunterschied zum Glück eine Rolle. Monsieur Pierre riskiert noch einmal im Leben alles. Er verliert und gewinnt auch. Als Zuschauer wird man mit einem kleinen seligen Lächeln das Kino verlassen.
IDEAL FÜR: alle Fans von Pierre Richard, die mal wieder die Chance bekommen, ihn in einer wunderbaren Hauptrolle zu sehen. Und für alle, die im fortgeschrittenen Alter so ihre Probleme mit Computer und Co. haben.