DIE STORY: „Monsieur Claude und seine Töchter“ ist eine feine, manchmal vielleicht etwas zu märchenhafte Multi-Kulti-Komödie. Der wohlbestallte Monsieur Claude (Christian Clavier), katholischer und konservativer Notar in der französischen Provinz, ist mit vier wunderschönen Töchtern gesegnet. Doch die wagen den Ausbruch aus dem gewohnten Trott. Odile heiratet einen Juden. Isabelle heiratet einen Muslim. Sėgolène heiratet einen Chinesen. Nur Laure, die jüngste, ist noch zu haben - und die Eltern atmen auf, als sie verkündet, sie habe sich mit einem Katholiken verlobt. Beim ersten Treffen bleibt Monsieur Claude trotzdem erst einmal der Mund offen stehen. Denn Charles, der Verlobte von Laure, stammt aus Afrika. Seine Hautfarbe ist dunkel.
DIE STARS: Frankreichs Topstar Christian Clavier spielt mit grummeligem Charme den Monsieur Claude. Bekannt wurde er bei uns mit einer legendären Comic-Figur - als Asterix, Seite an Seite mit Obelix Gerard Depardieu. In „Monsieur Claude und seine Töchter“ agiert Clavier mit einem Ensemble, das keine großen Namen trägt, doch mit famosem Spiel überzeugt.
DIE KRITIK: Wenn die Schwiegersöhne von Monsieur Claude zusammentreffen, kann es rau hergehen. Ist Rabbi Jacob schon da? Und Arafat? Und Bruce Lee? Die drei Männer, die französische Pässe, aber auch fremde Wurzeln besitzen, hänseln einander gern gegenseitig mit Vorurteilen und Klischees. Kein Wunder, dass ihrem Schwiegervater Claude da manchmal der Hut hochgeht. „Das war kein Familien-Essen, sondern eine Anti-Rassismus-Konferenz“, grummelt er einmal auf der Heimfahrt seiner Frau ins Ohr.
Autor/Regisseur Philippe de Chauveron zeichnet schon in den ersten Sequenzen von „Monsieur Claude und seine Töchter“ ein buntes Bild des neuen Europa, das durch das Neben- und Miteinander vieler verschiedener Ethnien gekennzeichnet ist.
Die Dialoge haben Wortwitz und Esprit, die kleinen Konflikte laden eher zum Lachen als zum Grollen ein. Und man wird Zeuge, wie das Ehe- und Elternpaar Verneuil sich langsam zurechtfindet mit der Multi-Kulti-Realität - von der Beschneidung des jüdischen Enkels bis zum mandeläugigen Charme zweier kleiner Mädchen aus der französisch-chinesischen Ehe. Ja, die Verneuils finden das irgendwann ganz in Ordnung so. Obwohl sie es doch viel lieber gehabt hätten, ihre Töchter wären mit braven karholischen Jungs aus der Kleinstadt heimgekommen.
Als dann aber die jüngste Tochter Laure mit ihrem feschen Freund Charles ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt, scheint das Thema Toleranz erst mal ausgereizt zu sein. Die Schwiegereltern tun sich schwer damit, den dunkelhäutigen Lebenspartner ihrer Tochter zu akzeptieren. Und sogar Bruce Lee, Arafat und Rabbi Jacob sinnen in einer gemeinsamen Anwandlung von Xenophobie auf Maßnahmen, den vierten Fremden im Familienbunde wieder loszuwerden. Nur die Schwestern halten eisern zusammen.
Der Film eilt mit hohem Tempo einem fulminanten Finale entgegen, das freilich - einzige Schwäche der Produktion - manchmal etwas konstruiert wirkt. Das Drehbuch hat dem Afrikaner Charles eine sehr wohlhabende Familie aus Abidjan verpasst. Und als die Elternpaare einander bei einem Video-Telefonat erstmals in Augenschein nehmen, muss Monsieur Claude feststellen, dass Charles’ Vater genau so ein polternder Patriarch ist wie er selbst.
Doch geheiratet wird trotzdem. Der Film kulminiert in einer hinreißenden europäisch-afrikanischen Sequenz mit den Vätern von Laure und Charles: Erst streiten sie miteinander, dann gehen sie gemeinsam angeln, essen und vor allem trinken, bevor sie schließlich hinter Gittern (zwecks Ausnüchterung werden sie von der Gendarmerie für eine Nacht eingebuchtet) zu ziemlich besten Freunden werden.
Fazit: „Monsieur Claude und seine Töchter“ liefert einen charmanten, wenngleich etwas idealisierten Blick auf das neue Europa, in dem die Vermischung der unterschiedlichsten Kulturen längst Realität geworden ist.
IDEAL FÜR: Freunde typisch französischer Komödien, die das Multi-Kulti-Thema interessiert.