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Molière auf dem Fahrrad
Die Leinwand wird zur Theaterbühne
DIE STORY: „Molière auf dem Fahrrad“ spielt auf der malerischen Insel Ile de Ré an der französischen Westküste. Dort wohnt der alternde Schauspieler Serge Tanneur (Fabrice Luchini). Seinen Beruf hat er längst aufgegeben, als ihn Gaulthier Valence (Lambert Wilson), ein Kollege aus früheren Tagen, besucht. Valence möchte gern Molières Klassiker „Der Menschenfeind“ inszenieren. Tanneur soll die zweitwichtigste Rolle bekommen, womit er erst nicht einverstanden ist. Dann aber doch. Also reden die alten Herren unentwegt, proben den Text und streiten sich. Zeit für ein bisschen Amour mit einer Italienerin bleibt auch noch.
DIE STARS: Fabrice Luchini ist in Frankreich sehr bekannt, zum Beispiel durch seine Zusammenarbeit mit Eric Rohmer. Lambert Wilson dürfte jeder Kinogänger noch aus „Matrix“ gut in Erinnerung haben. Die beiden liefern einander Wortgefechte par excellence.
DIE KRITIK: Was hat uns heute noch ein Klassiker wie Molière zu sagen? So richtig kann der Filmemacher Philippe Le Guay die Frage nicht beantworten. Will er aber eigentlich auch nicht. Le Guay, dessen Film „Nur für Personal!“ im Jahr 2010 zum kleinen Arthaus-Hit wurde, nimmt den Zuschauer gern mit an Orte, die ihm verschlossen sind. Wie zum Beispiel auf Probebühnen.
Es ist sicher nicht sehr ersprießlich, stundenlang zuzuschauen, wie sich Künstler einen Text aneignen. Aber die 104 Minuten, auf die Le Guay die Probenarbeit verdichtet und noch mit vielen Fragen und Ego-Spielchen anreichert (schließlich reden wir hier von Theaterstars), die sind bewundernswert gelungen.
Für Freunde des Actionkinos ist das sicher nichts, wenn die beiden Hauptakteure – als allerhöchste Beschleunigung und Action-Höhepunkt – über die Insel radeln und zweimal jemand in einen Tümpel fährt. Philippe Le Guay bleibt ganz dicht dran an seinen Figuren.
Lambert Wilson und Fabrice Luchini sind in ihrem Element. Sie zerkauen die Dialoge ein ums andere Mal, versuchen sich in Körpersprache und Tricks zu überbieten. Als dann auch noch eine schöne Italienerin namens Francesca (Maya Sansa) auftaucht und den Künstlern gleichzeitig die Köpfe verdreht, droht das Gleichgewicht zu kippen.
IDEAL FÜR: Theaterfreunde, die mal ins Kino gehen wollen, um dort gewohnte Sprachkunst zu erleben.
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