GESAMTEINDRUCK: Die Animationskomödie „Mister Link“ ist ein großes Abenteuer, in dem es nicht nur um Pointen und Action, sondern auch um Themen wie Freundschaft und Toleranz geht.
DIE STORY: Der englische Forscher Sir Lionel Frost reist in die Wildnis der USA, weil er überzeugt ist, dort einen Vorfahren der Menschen zu finden. In der Tat begegnet Frost einem felligen Fabelwesen, dem er den Namen Mister Link gibt. Der Mister ist bärenstark und freundlich, aber auch einsam. Er hat hat davon gehört, dass es im Himalaya entfernte Verwandte von ihm geben soll, und dort will er nun hin. Lionel Frost und die Abenteurerin Adelina Fortnight ziehen gemeinsam mit Mister Link los, sind unterwegs aber großen Gefahren ausgesetzt. Denn das Trio muss sich eines Killers erwehren, den ein eifersüchtiger Forscherkollege von Lionel Frost angeheuert hat.
DIE STARS: Im englischen Original werden die Hauptrollen (Sir Lionel Frost, Mister Link und Adelina Fortnight) von Hugh Jackman, Zach Galifianakis und Zoe Saldana gesprochen. Auf Deutsch hört man Christoph Maria Herbst, Bastian Pastewka und Collien Ulmen-Fernandes, die ihre Sache sehr gut machen.
„Mr. Link“-Regisseur Chris Butler, der auch das Drehbuch schrieb, stammt aus England. Für sein Debüt „ParaNorman“ erhielt er 2013 eine Oscar-Nominierung.
DIE KRITIK: Ein Zottelriese, ein sehr spleeniger Engländer und eine globetrottende Lady, die das Wort Angst nicht kennt: In „Mister Link“ begegnet man einem Heldengespann, das selbst im phantastischen Kosmos des Trickfilms aus dem Rahmen fällt. Die drei sind Außenseiter, keine Frage. Doch gerade die Tatsache, dass sie einen anderen Blick auf die Welt werfen als die breite Masse, macht sie besonders liebenswert und interessant.
„Mister Link“ ist zunächst einmal ein Abenteuerfilm voller exotischer Schauplätze und großer Ereignisse. Die Reise geht von England an die Pazifik-Küste im Norden der USA. Von dort über Kalifornien, New York und den europäischen Kontinent bis ins Hochgebirge des Himalaya. Dampfer und Eisenbahnen gibt es schon, Flugzeuge hingegen noch nicht: Das Reisen ist also ganz schön mühsam. Und auch gefährlich, was Regisseur Chris Butler weidlich für effektvolle Szenen ausnützt. Die Schiffs-Sequenz in einem Sturm auf dem Atlantik etwa lässt einem vor Staunen den Mund offen stehen.
Filmemacher Chris Butler belässt es aber nicht dabei, sein Publikum einfach gut zu unterhalten. Er mengt (ganz ohne erhobenen Zeigefinger) auch soziale und gesellschaftliche Themen in das frohe Spiel. Da geht’s dann zum Beispiel um die Einsamkeit des felligen Mister Link, der eine riesige Sehnsucht in sich spürt, irgendwo dazugehören zu können. Es geht um Mut und Solidarität in einer Welt, die feigen Egoismus belohnt. Ganz nebenbei werden auch unschöne Charakterzüge wie Gier und Geltungssucht durch den Kakao gezogen.
All das bekommt man quasi tröpfchenweise verpasst in einem Film, der seine Figuren sehr sorgsam ausmodelliert und mit prima Pointen versorgt. Wenn man „Mister Link“ etwas vorwerfen kann, dann höchstens die Tatsache, dass die Story (trotz der weiten Wege über die Kontinente) manchmal allzu gemächlich dahingondelt. Doch solche Atempausen werden durch die sensationellen Action-Sequenzen wieder ausgeglichen. Das Finale im Himalaya, in dem Helden und Schurken einander auf einer Brücke aus Eis begegnen, ist oscarreif gut gelungen und spektakulär.
Zum prächtigen Gesamteindruck des Films trägt auch die Tricktechnik viel bei. „Mister Link“ ist eine Produktion des Laika-Studios aus Oregon, das schon mit Filmen wie „Coraline“ oder „Die Boxtrolls“ einen gewissen Gegenentwurf zum Animations-Mainstream à la Hollywood entwickelt hat. Das gilt auch für das jüngste Werk des Hauses. „Mister Link“ entstand nicht im Computer, sondern in der extrem aufwendigen Stop-Motion-Technik, in der mit Puppen gearbeitet wird, die für jedes einzelne Bild ein wenig bewegt werden. Das Ergebnis? 96 Minuten lang ein Fest für die Augen.
IDEAL FÜR: Freunde von Animationsfilmen der besonderen Art, die das Potenzial haben, Kinder wie Erwachsene gleichermaßen zu begeistern.