Mistaken for Strangers

Ein Roadie wird zum Regisseur


FilmClicks:
Der Filmemacher und der Popstar: Die Brüder Tom (li.) und Matt Berninger © Polyfilm
DIE STORY: „Mistaken für Strangers“ erzählt von The National. Einer US-Popband, der der Ruf nachschleicht, besser zu sein als die so ähnlich klingenden Coldplay. National-Chef Matt Berninger nimmt seinen kleinen Bruder Tom im Jahr 2010 mit auf Welttournee. Eigentlich soll er als Roadie aushelfen. Aber er filmt lieber jede erdenkliche Situation. Nach einem Dreivierteljahr fliegt er raus. Und nun hat er aus seiner Zeit bei der Band diese Dokumentation erstellt.
 
DIE STARS: Wer ihn und seine übermelancholische Musik mag – obwohl sie nicht so übel ist wie die von Coldplay – wird The-National-Boss Matt Berninger als Star ansehen. Ansonsten wirkt nichts an diesem 75 Minuten kurzen Einblick ins Rockgewerbe auch nur ansatzweise glamourös oder starbeladen.
 
Auf Tour: Matt Beringer mit seiner Band The National © Polyfilm

DIE KRITIK:
Filme über Bands, die unterwegs sind, sich und ihren Fans zu präsentieren, sind entweder mit Begeisterung gespickt oder vom Skeptizismus geprägt, dass es sich doch nur um eine Eintagsfliege handeln könnte. „Mistaken for Strangers“ ist anders. Eigentlich handelt es sich nur zufällig um einen Film über eine der erfolgreichsten Popbands unserer Tage.
Im Jahr 2010 gibt es The National schon zehn Jahre, als der Kopf der Gruppe, Matt Berninger, auf die Idee kommt, seinem neun Jahre jüngeren Bruder endlich mal einen Job zu geben. Da Matt Musiker ist, wurde daraus ein Musikfilm. Aber es hätte auch ein Film über Malerei oder sonstiges werden können.
Tom ist Metal-Fan (kann also mit der Musik von The National so gar nichts anfangen), wohnt noch daheim bei den Eltern und hat aus seinem Leben bisher nicht viel gemacht. Die Chance bei The National wird er auch – so hat es den Anschein – gründlich in den Sand setzen. Der kleine Bruder soll als Roadie mit aushelfen. Die Band des großen Bruders ist lange über kleine Clubkonzerte hinausgewachsen. Es werden die großen Hallen bespielt. Es wird jeder Mann gebraucht.
Einer wie Tom aber sieht das ganz anders. Er hatte sich vom Leben auf Tour Sauferei und Hurerei versprochen. Als all das nicht eintritt, ist er zuerst enttäuscht. Greift sich dann eine Kamera und filmt die Band in jeder möglichen Situation. Es gibt reichlich Musik zu hören. Aber es sind auch völlig absurde Interviews oder komplett illusionslose Musiker zu sehen.
Nach neun Monaten auf Tour wurde dem arbeitsunwilligen Tom gekündigt und die Band dachte wohl nicht daran, dass aus dem Material jemals ein Film werden würde.
Tom Beringer jedoch war schon immer ein Filmfan. 2012 machte er sich daran, ins Chaos seines Materials ein System zu  bringen und, vor allen Dingen, dem Film eine Richtung zu geben, die ihn charmant und unausstehlich zugleich macht.
Denn Tom Beringer erzählt von sich selbst. Wie er nie etwas hinbekommt, wie der große Bruder allen Ruhm abkriegt. Das hat eine interessante Note von Selbstmitleid, die man so in Filmen über Bands auf Tour noch nicht gesehen hat.
 
IDEAL FÜR: alle Fans The National sowieso. Und darüber hinaus für jene Menschen, die schon immer mal 75 Minuten zuschauen wollten, wie unspektakulär das Rockstar-Dasein sein kann.






Trailer
LÄNGE: 75 min
PRODUKTION: USA 2013
KINOSTART Ö: 15.08.2014
REGIE:  Tom Berninger
GENRE: Dokumentation|Musikfilm


BESETZUNG
Matt Berninger: er selbst