GESAMTEINDRUCK: „Midway“ ist ein großes Weltkriegs-Epos im typischen Stil von Regisseur Roland Emmerich: Viel Action, enorme Schauwerte – doch nur sparsame Information über die historischen Hintergründe dieser Seeschlacht im Pazifik, in der sich im Juni 1942 die Flotten der USA und Japans gegenüberstanden.
DIE STORY: Die Pazifik-Flotte der USA ist nach dem Angriff Japans auf Pearl Harbour im Dezember 1941 stark geschwächt. Monate später vermuten die Amerikaner aufgrund ihrer Geheimdienst- und Abhör-Aktivitäten, dass eine neue japanische Attacke auf den US-Pazifik-Stützpunkt Midway bevorsteht. Die US-Streitkräfte unter Admiral Chester W. Nimitz (Woody Harrelson) verlagern ihre Flugzeugträger in einer Geheimoperation in Richtung Midway – mit dem Ziel, dort die Flugzeugträger der Japaner auszuschalten. Sollte das Vorhaben gelingen, wären die Japaner durch das Einbüßen ihrer Lufthoheit an der pazifischen Front entscheidend geschwächt.
DIE STARS: Der deutsche Regisseur Roland Emmerich hat sich mit Welterfolgen wie „Independence Day“ als einer der großen Blockbuster-Regisseure des Hollywood-Kinos etabliert. Für die Hauptrollen in „Midway“ engagierte er Größen wie Woody Harrelson (aktuell auch in „Zombieland – Doppelt hält besser“ zu sehen), Dennis Quaid („Suspect – Unter Verdacht“), Luke Evans („Fast & Furious 6 – 8“), Aaron Eckhart („The Dark Knight“), Ed Skrein („Alita: Battle Angel“) oder Mandy Moore („This Is Us – Das ist Leben“).
Der Vorarlberger Harald Kloser ist, wie bei etlichen Emmerich-Filmen, in einer Doppelfunktion als Komponist der Filmmusik und als Produzent im Einsatz.
DIE KRITIK: Geht es um große Kriegsfilme, so kann man die Ereignisse aus der Perspektive der Strategen erzählen – oder aus jener der Soldaten, die bei jedem Einsatz ihr Leben riskieren. Roland Emmerich hat sich bei „Midway“ dazu entschieden, die Kämpfer in den Mittelpunkt zu stellen.
Gewiss, auch die Generäle haben ihre wichtigen Auftritte. Aber der Fokus liegt auf Männern wie dem kühnen Piloten Dick Best (Ed Skrein), dem Haudegen Wade McClusky (Luke Evans) oder – als Bindeglied zwischen den Kommandanten und der kämpfenden Truppe – dem Analysten Edwin Layton (Patrick Wilson), der mit seiner Mannschaft die Absichten der Japaner entschlüsselt.
All diese Männer sind historisch verbürgte Figuren. Aber „Midway“ ist kein Historiendrama geworden, das diese große Pazifik-Schlacht in den Gesamtkontext des Zweiten Weltkriegs einordnen würde. Das erwartet auch niemand von einem Filmemacher wie Roland Emmerich. Durch die Konzentration auf die Erlebnisse einzelner Protagonisten bekommt das Kriegs-Epos den Anstrich eines gewaltigen Kino-Abenteuers, das einen mit seinen großen Kampfszenen von der ersten bis zur letzten Minute fest an den Kinosessel schraubt.
Der Pilot Dick Best, der seinen Flieger durch das massive Abwehrfeuer der Japaner steuert, würde sich wohl bestens mit dem Infanterie-Captain John Miller verstehen, der in Gestalt von Tom Hanks in „Saving Private Ryan“ im Kugelhagel der deutschen Wehrmacht steht: Beide Soldaten sind mutige Kämpfer, die von ihrer Sache überzeugt sind und die den Gedanken an den Tod so gut wie möglich verdrängen.
Aber während Steven Spielberg in „Private Ryan“ den furchtbaren Schrecken des Krieges so hautnah spürbar machte wie in kaum einem anderen Kriegsfilm, ist das Sterben in „Midway“ anonym. Roland Emmerich zeigt keine klaffenden Wunden und keine Todesangst. Die Männer, die hier in großer Zahl ihr Leben verlieren, sind in ihre Maschinen eingekapselt. Wenn Kampfflugzeuge ins Meer stürzen oder riesige Kriegsschiffe zum Feuerinferno werden, dann sieht das ungemein effektvoll aus. Aber es verleiht dem Geschehen auf der Leinwand auch gelegentlich den Charakter eines meisterhaft choreographierten Videospiels.
Man kann dem Regisseur, seinen engagierten Darstellern und dem ganzen Team jedoch keinesfalls vorwerfen, auf Effekthascherei aus zu sein. „Midway“ ist ein spannender und zugleich ein sehr akkurat gearbeiteter Film über ein prägendes Ereignis im Zweiten Weltkrieg. Dieser Sieg der Amerikaner trug das Seine dazu bei, die Diktaturen (erst in Japan, in weiterer Folge aber auch in Deutschland) auf die Verliererstraße zu zwingen.
IDEAL FÜR: Freunde bombastischer Blockbuster im Roland-Emmerich-Stil, die diesmal eine reale Geschichte erzählt bekommen.