DIE STORY: „Meine schöne innere Sonne“ ist die erste romantische Komödie der französischen Arthaus-Regisseurin Claire Denis. Allerdings findet die Hauptfigur Isabelle (Juliette Binoche) ihre Situation überhaupt nicht komisch. Und Romantik erlebt sie höchstens als unerreichbar scheinenden Traum.
Denn diese Isabelle – erfolgreiche Künstlerin und geschiedene Mutter einer zehnjährigen Tochter – ist auf der Suche nach Liebe. Sie will aber nicht irgendeine Form von Partnerschaft, sondern die große, bedingungslose, alles verzehrende Liebe.
Da ein so überwältigendes Gefühl durch aktives Suchen nur schwer zu finden ist, erlebt die Frau viele Enttäuschungen. Einen Lover nach dem anderen schickt sie fort, weil die Männer nicht ihren Erwartungen entsprechen.
In ihrer Verzweiflung wendet sich Isabelle zu guter Letzt an einen Wahrsager (Gerard Depardieu), der ihr offenbaren soll, ob sie noch einmal ihr Glück in Beziehungsdingen finden wird. Das weiß der Mann natürlich auch nicht. Aber er gibt ihr eine Weisheit mit auf den Weg: „Bleib offen. Finde deinen eigenen, einzigartigen Lebensweg. Dann wirst du eine schöne innere Sonne finden.“
DIE STARS: Juliette Binoche zählt seit mehr als 20 Jahren zu den Topstars des französischen Films. Für „Der englische Patient“ gewann sie 1996 den Oscar. Mit Lasse Hallströms süßer Romanze „Chocolat“ war sie 2000 erneut für den Academy Award nominiert.
Auch die Pariser Autorin/Regisseurin Claire Denis hat einen Film namens „Chocolat“ gedreht. Das war 1988 ihr Erstling; es ging um die (autobiografisch gefärbten) Erinnerungen einer Französin an ihre Jugend in Afrika. Beim Festival Locarno wurde Denis 1996 für „Nénette et Boni“ mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet.
DIE KRITIK: „Dies ist kein Film für Männer“, schreibt die deutsche Journalistin Birgit Roschy über „Meine schöne innere Sonne“. Der FilmClicks-Rezensent, leicht gequält, schließt sich ihrem Urteil ohne Einwände an.
Das neue Werk von Claire Denis ist eine 96-minütige Talk Show, in der gelegentlich kurz einmal geliebt, ansonsten aber unentwegt geredet wird. Über die Liebe. Und sonst nix.
Die Hauptfigur Isabelle ist eine schöne und sinnliche Frau, die offensichtlich keinerlei materielle Sorgen kennt, weil sie als Künstlerin von ihrer Arbeit prima leben kann. Anstatt die Unabhängigkeit und die Freiheit zu genießen, ist sie aber besessen von dem Gedanken, an der Seite eines perfekten Mannes das perfekte Glück zu finden.
Natürlich ist Juliette Binoche eine so herausragende Schauspielerin, dass sie auch staubtrockene oder tränennasse Momente, wie sie hier in stetem Wandel vorkommen, mit Leben füllen kann. Die Dialoge allerdings, die ihr im Drehbuch von Claire Denis und der Literatin Christine Angot (Eigendefinition: „Kino ist nicht meine Welt“) in den Mund gelegt werden, haben das Potenzial, den Zuhörer ordentlich zu nerven.
Isabelle spricht entweder mit den Männern oder über die Männer, mit denen sie unglücklich ist. Sie lacht sich einen unangenehm schnöseligen Banker an, einen narzisstisch-depressiven Schauspieler und einen virilen Arbeiter, der als Lebensabschnittspartner bestens geeignet wäre, von ihr jedoch letztlich abgewiesen wird. Zwischendurch liegt sie auch mal allein im Bett und fragt sich verzagt, warum gerade ihr kein Liebesglück beschieden ist.
Als Anregung für den Film wählten Claire Denis und Co-Autorin Christine Angot ein kluges Buch, „Fragmente einer Sprache der Liebe“ von Roland Barthes. Nach Ansicht des Rezensenten ist daraus jedoch kein kluger, sondern ein eminent geschwätziger Film geworden, der an einen zornigen Satz von Regisseur Jean-Pierre Jeunet („Die fabelhafte Welt der Amélie“) erinnert: „Französische Filme? Pah! Das sind doch nur depressive Dialoge in der Küche!“
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die nie genug bekommen können vom Thema Liebe.