Mein Praktikum in Kanada

Vom Auf und Ab in der Politik


FilmClicks:
Der Praktikant Souverain (Irdens Exantus) arbeitet für den Mandatar und Eishockey-Crack Guibord © Thimfilm
DIE STORY: Die Komödie „Mein Praktikum in Kanada“ liefert praktischen Anschauungsunterricht über die Freuden und den Kummer im Politiker-Dasein. Ein junger Mann aus Haiti (Irdens Exantus) heuert als Praktikant beim kanadischen Provinzpolitiker Guibord (Patrick Huard) an, der als unabhängiger Abgeordneter im kanadischen Parlament sitzt.
Daheim in seinem riesigen Wahlkreis ist Guibord, ein ehemaliger Eishockey-Star, bemüht, bei allen Bevölkerungsgruppen Sympathiepunkte zu gewinnen (was naturgemäß nicht immer gelingt).  In der Hauptstadt Ottawa muss er aber dann einmal echte Entscheidungskraft zeigen:  Bei einer Patt-Stellung im Parlament hängt es ausgerechnet von seiner Stimme ab, ob Kanada seine Truppen zu einem Kriegseinsatz in Nahost schicken soll.
 
DIE STARS: Der kanadische Autor/Regisseur Philippe Falardeau wurde mit dem Schul-Drama „Monsieur Lazhar“ international bekannt, für das er 2012 eine Oscar-Nominierung bekam. Für „Mein Praktikum in Kanada“ engagierte er erstrangige Darsteller der frankokanadischen Szene, die bei uns allerdings nur Insidern ein Begriff sind.

Patrick Huard spielt den emsigen Provinzpolitiker Guibord © Thimfilm

DIE KRITIK: „Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein Fünf-Minuten-Gespräch mit einem durchschnittlichen Wähler“: Dieses Zitat von Winston Churchill schwebt als augenzwinkernd vorgetragenes Motto über der Polit-Komödie „Mein Praktikum in Kanada“. Natürlich ist das genaue Gegenteil dieses Satzes gemeint. Getreulich einem anderen berühmten Churchill-Spruch (der im Film nicht vorgetragen wird): „Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen – ausgenommen alle anderen“.
Die Komödie aus den Weiten der Wälder und kleinen Städte Kanadas ist ein Loblied auf die Demokratie mit all ihren Fehlern, Ecken und Kanten, die gelegentlich dazu führen, dass in der Politik mal kompletter Stillstand herrscht. Autor/Regisseur Philippe Falardeau hat eine unterhaltsame Story inszeniert, die freilich manchmal ein wenig konstruiert wirkt.
Ein hübscher Kunstgriff ist zum Beispiel die Tatsache, dass der Film aus der Perspektive eines Politik-Lehrlings aus Haiti erzählt wird. Dieser junge Mann, der auf den schönen Namen Souverain hört und gern den Denker Jean-Jacques Rousseau zitiert, mausert sich im Lauf der Story vom Praktikant zum wichtigen Ratgeber, der seinem Mandatar mit sanfter Wucht die richtige Richtung zeigt.
Auch rundherum gibt es schillernde Figuren, die mal aus Eitelkeit, mal aus Machtgier oder auch mal aus purer Lust am Aktionismus agieren: So entsteht ein Mikrokosmos der demokratischen Willensbildung, der an einem kleinen Beispiel demonstriert, wie es in der großen Politik zugeht. Sehenswert.
 
IDEAL FÜR: Freunde von Komödien  mit tieferer Bedeutung.






Trailer
LÄNGE: 104 min
PRODUKTION: Kanada 2015
KINOSTART Ö: 08.07.2016
REGIE:  Philippe Falardeau
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Patrick Huard: Steve Guibord
Irdens Exantus: Souverain Pascal
Suzanne Clément: Suzanne Guibord