DIE STORY: „Marshland“ ist ein Thriller aus Andalusien, der 2015 bei der Verleihung des Goyas, der spanischen Filmpreise, gleich in zehn Kategorien ausgezeichnet wurde; unter anderem als bester Film des Jahres.
Der Plot: Im Jahr 1980 werden zwei Polizisten aus Madrid in den tiefen Süden Spaniens entsandt, wo sie nach zwei verschwundenen Mädchen suchen sollen. Es dauert nicht lange, und sie haben die Mädchen gefunden. Tot. Die jungen Frauen, sie sind Schwestern, wurden missbraucht und ermordet.
Nun sind die Cops, der Haudegen Juan (Javier Gutiérrez) und der junge Pedro (Raúl Arévalo), als Mordermittler gefragt. Bald ist klar: Sie haben es mit einem Serientäter zu tun. Doch die Aufklärung wird schwierig. Die Mauer des Schweigens, von der die Fälle umgeben sind, scheint manchmal unüberwindbar hoch. Und auch alte Beziehungsgeflechte aus den Zeiten der faschistischen Franco-Diktatur, die erst wenige Jahre zurückliegt, behindern die Wahrheitsfindung.
DIE STARS: Autor/Regisseur Alberto Rodriguez („Unit 7“) arbeitet nicht mit Stars, sondern mit sehr guten, wenngleich hierzulande eher unbekannten Schauspielern aus Spanien.
DIE KRITIK: Der Thriller „Marshland“ beginnt wie ein Video-Kunstwerk. Luftaufnahmen aus dem Mündungsdelta des Flusses Guadalquivir, das von oben an Bilder eines menschlichen Gehirns erinnert, sorgen für einen stimmungsvollen Einstieg in eine Kriminal-Geschichte voller Tücken.
Die Stimmungen, das wird rasch klar, sind das betörendste Element an dem Film, der mit seiner Wer-war-der-Täter-Dramaturgie inhaltlich eher konventionell daherkommt. Die Ansichten der Landschaften, der Schauplätze und der verschlossenen Menschen in dieser aus der Welt gefallenen Küstenregion entfalten mitunter magische Kraft. Prägnante Dialogzeilen („alles ist besser als hier“, sagt ein Mädchen über ihre Heimat) bringen die Situationen auf den Punkt.
Die Atmosphäre des Films ist derart dicht, dass man „Marshland“ gern verzeiht, dass die Thriller-Handlung nicht mehr Raffinesse versprüht als ein Fernsehkrimi. Regisseur Alberto Rodriguez schickt seine Ermittler mit den üblichen Fragen zu den üblichen Verdächtigen.
Man rätselt als Zuschauer gerne mit, bleibt aber vor allzu verblüffenden Wendungen verschont. Für Spanien-Kenner bietet der Film gewiss noch einen Bonus: Mit seinen Anspielungen an die Ära des Diktators Franco steckt „Marshland“ voller Codes, die für Nicht-Eingeweihte kaum zu entschlüsseln sind. Sei‘s drum. Auch wenn man diese Anspielungen schwer versteht, bietet die Produktion solide Thriller-Kost.
IDEAL FÜR: Thriller-Fans und Spanien-Kenner.