DIE STORY: Die Komödie „Marry Me!“ geht mitten hinein in einen der schönsten und chaotischsten Berliner Stadtbezirke: nach Kreuzberg. Die alleinerziehende Kissy (Maryam Zaree) lebt hier gern. In einem Haus mit ihrer Tochter. Gleich nebenan wohnt ihr Ex Robert (Steffen Groth), der Vater ihrer Tochter. Und im Erdgeschoß liegt ihr Cafè, das seine Betreiberin leidlich ernährt.
Eines Tages taucht Kissys indische Großmutter Sujata (Bharati Jaffrey) in Berlin auf und fordert von ihrer Enkeltochter: Entweder sie heiratet den Vater ihrer Tochter oder das Haus wird verkauft. Was tun? Auf ein Eheleben mit Robert hat Kissy definitiv keine Lust…
DIE STARS: „Marry Me!“ ist eine kleine sympathische Berlin-Indie-Komödie. Insofern ist es völlig klar, dass man ganz große Namen vergebens sucht. Die gebürtige Iranerin Maryam Zaree als Deutsch-Inderin Kissy macht eine sehr gute Figur. Sie passt mit ihrem hektischen und doch grundentspannten Wesen gut in ihren Kiez.
Bekannte Schauspieler tauchen am Rande auf. Besonders die beiden DDR-Altstars Renate Krößner (vor vielen Jahren hinreißend als „Solo Sunny“) und Wolfgang Stumph als Kissys leicht vertrottelte Nachbarn sind liebenswert anzuschauen. Der „Tatort“-Star Fahri Yardim schließlich bekommt zu wenig Zeit, um aus seiner Rolle (er verdreht Kissy den Kopf) wirklich etwas machen zu können.
Regisseurin Neelesha Barthel, 1977 als Tochter einer Inderin und des deutschen Kameramanns Lars Barthel in Potsdam geboren, begann ihre Karriere als Teenager in der Seifenoper „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“, bevor sie in Babelsberg ein Filmstudium absolvierte.
DIE KRITIK: Traditionelle Familie war gestern – heute ist Patchwork angesagt! So könnte man das Credo der Berliner Regisseurin Neelesha Barthel zusammenfassen.
Was sie in ihrem Spielfilm-Kino-Debüt erzählt, hat sie so ähnlich selber erlebt: Das Unverständnis der eigenen Familie in Indien, ein Kind ohne Vater großzuziehen. Gleichzeitig die Nähe zum Ex, der im selben Haus wie sie lebt. Aus dieser Gemüts- und Erfahrungslage hat sie nun einen schönen, wenn auch hin und wieder sehr klischeehaften Film gedreht.
Der Anfang ist vielversprechend. Die alleinerziehende Kissy (Maryam Zaree) hat es sich mitten im trubeligen Kreuzberg bequem gemacht. Das ganze Haus ist voll mit sehr eigenen Charakteren, die Kissy sehr ins Herz geschlossen hat. Die Miete kann immer dann bezahlt werden, wenn man gerade Geld hat,
Auf diese Belegschaft der Gescheiterten und Hoffnungslosen ist Kissy eines Tages angewiesen, als Oma auf der Matte steht. Die Dame (der das Haus in Kreuzberg gehört) ist aus dem fernen Indien angereist und will nicht hinnehmen, dass ihre Enkelin unverheiratet ist.
Also setzt sie Kissy die Pistole auf die Brust. Entweder, der Vater von Kissys Tochter wird geheiratet - oder das Haus gehört demnächst einem nicht sonderlich sympathischen Investor. Kissy ruft ihre Haustruppe zusammen, um – wie das in Komödien mal gut und mal schlecht funktioniert – eine große Fake-Hochzeit vorzubereiten. Inklusive Elefant.
Bis zu diesem Moment stimmt alles in „Marry Me!“. Es gibt genügend schrullige Figuren, mit denen man auch in der zweiten Hälfte des Films jede Menge Budenzauber veranstalten könnte. Aber entweder hat die junge Filmemacherin Neelesha Barthel der Mut verlassen, oder sie durfte nicht so wie sie wollte.
Auf jeden Fall bekommt man als Zuschauer immer mehr das Gefühl, jede neue Situation schon von irgendwoher zu kennen. Etwa dann, wenn Menschen aufeinandertreffen, die sich nicht treffen sollten. So schlingert der Film mit jeder Menge Gags auf ein vorhersehbares Ende zu. Es ist ein Finalie, in dem die Familie gefeiert wird - aber anders, als das früher üblich war. Den Sound dazu über den Dächern von Berlin liefern Peter Fox und Miss Platnum.
IDEAL FÜR: Kinogänger, die gern eine locker-leichte Culture-Clash-Komödie an einem warmen Sommerabend genießen.