Mängelexemplar

Schwere Gefühle voller Wucht


FilmClicks:
Mutter und leidende Tochter: Katja Riemann mit Claudia Eisinger in „Mängelexemplar“ © Thim Film
DIE STORY: „Mängelexemplar“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Sarah Kuttner – und als Mängelexemplar fühlt sich Hauptfigur Karo (Claudia Eisinger) schon länger. Sie ist unzufrieden mit sich und ihrem Leben. Mal todtraurig, dann ist ihr wieder zum Jubeln. Eine Psychiaterin bringt sie auf den richtigen Weg. Caro leidet unter einer Depression.
Wenn sie sich behandeln ließe, Tabletten nähme, wäre alles wohl irgendwie machbar. Aber Caro mag den einfachen Weg nicht. Weshalb es lange dauert, bis sie wieder einen Sinn im Leben sieht.

 
Beste Freundinnen: Claudia Eisinger und Laura Tonke © Thim Film

DIE STARS: Claudia Eisinger („Wir sind die Neuen“) als innerlich zerrissene Karo trägt dieses tragikomische Drama ganz wunderbar. Es wäre vermessen zu behaupten, dass es immer leicht ist, ihr zuzuschauen. Eisinger spielt jeden Pendelausschlag der Gefühle mit voller Wucht. Und das ist bisweilen extrem anstrengend.
An ihrer Seite als beste Freundin: Laura Tonke („Hedi Schneider steckt fest“) – gewohnt souverän. Und Caros Familie: Katja Riemann als ihre Mutter und Barbara Schöne als Oma. Zwei, die nicht mit und nicht ohne einander können. Maren Kroymann schließlich spielt eine sehr verständnisvolle Therapeutin, die Caro aber auch mal zurechtstutzt.
 
DIE KRITIK: Die Filmemacherin Laura Lackmann leidet selbst an Depressionen. Deshalb war es ein Glücksumstand, dass sie sich Sarah Kuttners Roman  „Mängelexemplar“ angenommen hat. Lackmann weiß ganz genau, wie sich das anfühlt, wenn man sich nicht zutraut, das Haus zu verlassen. Oder wenn plötzlich Panikattacken kommen. Oder wenn man in Streit mit dem inneren Kind gerät.
Laura Lackmann findet für all das die richtigen Bilder. U/nd sie hat mit Claudia Eisinger eine Darstellerin gefunden, die die ganze Filmreise ohne Kompromisse mit ihr umgesetzt hat. Diese Partnerschaft vor und hinter der Kamera fühlt sich an wie ein ganz besonderes Buddy-Movie!
Das große Problem mit Depressionen ist dies: Wir Nicht-Betroffenen können nicht einschätzen, wie es dem Betroffenen geht. Es informiert uns kein Gipsverband, es gibt keine äußerlich sichtbaren Zeichen. Wie es in den Menschen aussieht, müssen wir glauben, wenn uns etwas erzählt wird. Aber wer hört schon gern länger als eine Höflichkeitsspanne zu?
Karo (Claudia Eisinger) macht diese Erfahrung auch. Zuerst mäandert sie durch den Film und ist auf der Suche nach dem, was sie innerlich so zerreißt. Dann wird es ihrer Chefin bei einer Event-Agentur zu viel und sie schmeißt Karo raus. Woraufhin Karo endgültig den Boden unter den Füßen verliert. Niemand kann ihr helfen, weil keiner mit der Krankheit umgehen kann. All diese Hilflosigkeit, die zwischen Komik und Tragik schwingt, bringt dieser außergewöhnliche Film sehr gut ans Licht.
 
IDEAL FÜR: Aufgeschlossene Kinogänger, die es mögen, wenn in Tragikomödien mal etwas mehr verhandelt wird als nur die große Liebe.






Trailer
LÄNGE: 112 min
PRODUKTION: Deutschland 2016
KINOSTART Ö: 12.05.2016
REGIE:  Laura Lackmann
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Claudia Eisinger: Karo
Katja Riemann: Luzy
Laura Tonke: Anna
Barbara Schöne: Bille
Maren Kroymann: Annette