DIE STORY: „Mama gegen Papa“ ist eine schrille Rosenkriegs-Farce aus Frankreich. Die Eheleute Florence (Marina Fois) und Vincent Leroy (Laurent Lafitte), die ihre Verbindung in guten Zeiten auslebten wie einen Guerilla-Kampf mit täglichem Friedensvertrag, haben keine Lust mehr aufeinander.
Die Scheidung soll jetzt aber in aller Freundschaft über die Bühne gehen. Nur ein klitzekleines Problem gilt es zu regeln: Das Sorgerecht für die gemeinsamen drei Kinder. Doch auf einmal kommen den Eltern ihre Karrieren in die Quere. Florence, die Windpark-Ingenieurin, erhält ein lukratives Angebot für sechs Monate in Dänemark. Und Laurent, der Arzt, unterschreibt einen Vertrag für sechs Monate in Haiti – beides zur gleichen Zeit.
Nun sollen die Kinder entscheiden, bei wem sie künftig leben wollen. Da aber weder Mama noch Papa auf ihre Auslands-Jobs verzichten wollen, entbrennt ein grotesker Kampf. Beide Eltern greifen zu faulen Tricks, um das Sorgerecht für ihre Sprösslinge
nicht zu bekommen. Sie wollen die Kids dem bzw. der anderen umhängen. Denn sonst ist’s mit dem Auslands-Einsatz Essig.
DIE STARS: Marina Fois („Poliezei“) zählt zu den Stars des französischen Films – davon zeugen ihre zwei Nominierungen für den César, den französischen Filmpreis. Ihre Wurzeln hat sie aber bei der Comedy, und bis heute spielt sie auch regelmäßig Theater.
Das gleiche gilt für Laurent Lafitte, hinter dessen Namen im Filmvorspann meist der Hinweis „de la Comédie Francaise“ aufscheint – Lafitte zählt zum Ensemble des bedeutendsten Theaters seines Landes. Auf der Leinwand sah man ihn zuletzt als Liebhaber von Fanny Ardant in „Die schönen Tage“ sowie gemeinsam mit Emma Thompson und Pierce Brosnan in „Wie in alten Zeiten“.
Regisseur Martin Bourboulon, 35, begann seine Laufbahn als Regie-Assistent und als Werbefilmer. „Mama gegen Papa“ ist sein erster abendfüllender Spielfilm.
DIE KRITIK: Konflikt ist Drama. Dieser Satz ist die Regel Nummer 1 in jedem Drehbuch-Seminar. Wehe, man setzt zwei Personen in eine Filmszene, die gleicher Meinung sind! Dann wird’s fad. Also muss viel gestritten werden, um das Publikum bei Laune zu halten.
Besteht ein Film allerdings praktisch ausschließlich aus wilden (Wort-)Gefechten, ist das auch nicht gut. An „Mama gegen Papa“ lässt sich das trefflich studieren.
Diese Scheidungskomödie hat ja eine ziemlich ungewöhnliche und damit originelle Grundidee. Welche Mutter, welcher Vater, würde freiwillig auf das Sorgerecht für die eigenen Kinder verzichten? So etwas können doch nur Rabeneltern tun. Florence und Laurent, die Scheidungskandidaten, sind aber keine Rabeneltern. Sie haben ihren Nachwuchs erkennbar gern (auch wenn die Kids ihnen das mit mürrischem Desinteresse danken). Aus dem Konflikt, wie sich Beruf und Familie in Zeiten der Trennung vereinbaren lassen, hätte ein packendes Drama werden können.
Regisseur Martin Bouboulon setzt aber von Anfang an auf verbale (und manchmal auch handgreifliche) Keilerei. In der ersten Familienszene reicht die Babysitterin der Leroys die Kündigung ein. Sie hält die kleinen Rüpel nicht mehr aus. In der zweiten Familienszene will man als Zuschauer gleich selbst Reißaus nehmen. Denn da geraten nicht nur die Eltern in einen lärmenden Dauerstreit, sondern die Kinder gleich mit. Hilfe!
„Wer hier verliert, gewinnt“ – so lautet der Untertitel des Films. Wer also das Sorgerecht verliert, gewinnt die Freiheit. Den Eheleuten ist keine Finte zu blöd, um die Kids von sich fortzutreiben.
Da kocht sie dann Spaghetti mit Spülmittel statt mit Olivenöl. Schmeckt nicht. Er verdonnert den Nachwuchs zur Paintball-Ballerei. Tut weh. Beide leisten sich unüberbietbar peinliche Auftritte bei Partys der Kids. Nutzt alles nix. „Ihr sollt zusammenbleiben, denn in eurem Alter vergeht die Zeit schnell“, lautet das Urteil der Sprösslinge.
Also müssen noch härtere Bandagen her. Wenn dann eine Torte in einem Gesicht landet, wenn das Eigenheim zerlegt wird und ein Goldhamster feurige Spuren hinterlässt, wirkt die freche Farce nur noch restlos überdreht.
Von der feinen Klinge, die für viele französische Lustspiele typisch ist, spürt man bei „Mama gegen Papa“ wenig bis nichts. Der Esprit wird durch klobigen Klamauk zerstört.
IDEAL FÜR: Verheiratete, Geschiedene und Scheidungs-Interessierte (die Beispiele dafür suchen, wie Konfliktbewältigung garantiert nicht funktioniert).