DIE STORY: Woody Allens neue Komödie „Magic In The Moonlight“ ist eine trickreiche Posse um magische Tricks und (faulen?) Zauber.
Der Film lässt einen gefeierten Illusionisten (Colin Firth) und eine junge Hellseherin (Emma Stone) aufeinander los. Schauplatz: Die Luxusvillen Südfrankreichs in den 1920er Jahren. Stanley, der Magier, kommt auf Bitte seines alten Freundes Howard (Simon McBurney) an die Cote d’Azur. Der Engländer verfolgt dort mit Argwohn, wie die Hellseherin Sophie einem steinreichen Mutter-Sohn-Gespann die Herzen (und die Geldbörse) öffnet. Stanley soll Sophie als Betrügerin entlarven.
Der Illusionist macht sich mit dem gebotenen Misstrauen gegen das Wirken höherer Mächte ans Werk. Eine Sophie-Séance mit schwebenden Kerzen und dem akustischen Auftritt eines verblichenen Ehemanns, der sich per Klopfzeichen aus dem Jenseits zuschaltet, überzeugt ihn nicht. Ganz im Gegenteil. Dass die junge Dame die unglaublichsten Details aus seinem Leben weiß, verwundert ihn zwar sehr, erscheint ihm auch nicht als Hellseherei. Stanley tritt an die Öffentlichkeit und bezichtigt Sophie der Täuschung.
Allerdings muss er dann erkennen, dass die kesse Sophie doch eine gewisse zauberische Wirkung besitzt. Auf ihn. Stanley hat sich in Sophie verliebt. Was nun?
DIE STARS: Der vorwiegend britische Cast wird durch Oscar-Preisträger Colin Firth („The King’s Speech“) angeführt. Den amerikanischen Kontrapunkt liefert die 26-jährige Emma Stone („The Amazing Spider-Man“, „The Help“). Woody Allen ist von ihrem Talent so begeistert, dass er sie auch für seinen nächsten Film engagierte, der bereits abgedreht ist, aber noch keinen Titel hat.
Aus England wiederum stammt Simon McBurney, dessen Figur Howard die ganze Affäre erst ins Rollen bringt. Der gefeierte Bühnenschauspieler und Regisseur macht sich auf der Leinwand rar, wird aber vom Daily Telegraph zu den „100 einflussreichsten Persönlichkeiten in der britischen Kulturszene“ gezählt. Noch eine zweite Abgesandte aus der britischen Theaterwelt liefert großen Glanz für Woody Allens Film. Eileen Atkins spielt Vanessa, die rau-charmante Tante von Colin Firth‘ Magier Stanley.
DIE KRITIK: Was ist Realität, was ist Einbildung? Das sind Fragen, die Woody Allen, den alten Stadtneurotiker, nicht zum ersten Mal beschäftigen. In „Magic In The Moonlight“ geht er sein Thema zwar nicht mit großem Tiefgang, aber immerhin in der Direttissima an. Schließlich sind Zauberkünstler und Hellseher sehr reale Wesen, auch wenn sie sich fantastischer Fähigkeiten rühmen (wobei die Illusionisten die Illusion immerhin in der Berufsbezeichnung führen).
„Magic In The Moonlight“ ist eine federleichte Konversations-Komödie und konstruiert wie ein klassisches Theaterstück. Erst sieht man Colin Firth auf der Bühne seine Zaubertricks vollbringen (er schafft es, einen ausgewachsenen Elefanten verschwinden zu lassen!), dann folgt der Auftritt von Simon McBurney alias Howard. Der erklärt seinem Magier-Freund (und dem Publikum) sehr detailliert, was es mit dieser Hellseherin Sophie auf sich hat.
Szenenwechsel nach Frankreich. Ein erster Besuch von Stanley bei seiner Tante Vanessa (Eileen Atkins‘ staubtrockener Humor ist phänomenal). Dann noch ein bisschen Small Talk mit diversen Teilnehmern am Spiel. Und endlich taucht Sophie auf: Große Augen, schmal, hübsch, von der Mama (Marcia Gay Harden) und einem großen Hut wohlbehütet. Aber man merkt sofort: Auf den Mund gefallen ist diese junge Dame nicht.
Woody Allen geht in seiner Komödie nicht ernsthaft der Frage nach, ob die Hellseherin wirklich Verbindungen ins Jenseits pflegt. Man betrachtet ihr Wirken aus der Position von Stanley, der Sophie auf die Schliche kommen will. Man betrachtet aber auch, und zwar mit wachsendem Vergnügen, wie sich zwischen dem Illusionisten und der „Psychic Woman“ eine flirrende Beziehung aufbaut.
Der neue Allen-Film ist gewiss kein Höhepunkt im Werk des unermüdlich produktiven Meisters. Doch „Magic In The Moonlight“ ist eine Komödie, die Spaß macht. Das liegt mehr am Charme und am Spielwitz des exzellenten Ensembles als an Allens Drehbuch. Der Spielwitz allerdings trägt durchaus Woodys Handschrift: Seine Figuren mögen schwere, gar übersinnliche Probleme wälzen – getragen werden sie von der unermüdlichen Leichtigkeit des Seins. Und die kann Woody Allen, wenn er will, auf seine Schauspieler übertragen wie kein Zweiter.
Eine Anmerkung noch: In der Originalfassung (man hört ein sehr reines, leicht verständliches Englisch) gewinnt der Film noch zusätzlich an Reiz.
IDEAL FÜR: Woody-Allen-Fans, die es nicht stört, dass nicht jeder seiner Filme ein Meisterwerk ist.