Mademoiselle Hanna und die Kunst, Nein zu sagen

Ein Film wie eine Wundertüte


FilmClicks:
Mademoiselle Hanna (Vimala Pons) beherrscht die Kuinst des Neinsagens nicht übertrieben gut © Thimfilm
DIE STORY: In der hinreißenden Tragikomödie „Mademoiselle Hanna und die Kunst, Nein zu sagen“ geht es um die titelgebende Hanna Belkacem (Vimala Pons), die von ihrem Vater gelernt hat, dass man immer fröhlich sein muss und nur sehr selten jemandem etwas abschlagen kann. In ihrem Beruf als Personalleiterin allerdings führt dies zu absurden Situationen.
Immer wieder muss sie Mitarbeiter entlassen, um kurz danach ihren Schmerz beim Sex zu dämpfen. Ein Mann, den Hanna eines Tages kennenlernt, denkt daraufhin, sie arbeite als Prostituierte.
Und das ist noch nicht mal die Hälfte der Konfliktfelder, die der Film spielend leicht beackert. Es geht auch noch um den Drang nach Heimat, um Kindesmissbrauch oder religiösen Fanatismus. Dass all dies in 100 Filmminuten passt, ist nichts Geringeres als ein kleines Kinowunder.
 
DIE STARS: sucht man hier vergebens. Braucht aber auch keiner. Nicht vorzustellen, mit welchen Augen man den Film gesehen hätte, wenn statt der unbekannten Vimala Pons der Superstar Audrey Tautou die Hauptrolle gespielt hätte. Manchmal ist es sehr gut, ein paar frische junge Gesichter zu sehen, die nur eingefleischte Fans des französischen Kinos bisher kannten.

Der fromme Hakim (Mehdi Djaadi) hast Einwände gegen die Freizügigkeit seiner Schwester © Thimfilm

DIE KRITIK: Irgendwie haben es die Franzosen raus. Mindestens einmal Jahr kommen Filme, die einen total überraschen. Und das geht nun schon mindestens seit „Amélie“ so, also gut 15 Jahre.
„Mademoiselle Hanna…“ ist auch wieder so eine Wundertüte, bei der man im Vorfeld wetten könnte, dass so eine Melange aller möglichen Probleme nie und nimmer zueinanderpasst. Aber die Drehbuchautorin und Regisseurin Baya Kasmi („Der Name der Leute“) schafft das Unmögliche. Alles fügt sich irgendwie ineinander und man wird verdammt gut unterhalten.
Man muss ein wenig Geduld mitbringen bei diesem Film. Denn die Regisseurin erzählt ihre Geschichte nicht chronologisch. Mal tauchen wir in die Kinderzeit von Hanna ein. Welche schlimmen Erlebnisse sie hatte, wird aber erst wesentlich später erzählt. Dann springt der Film wieder in die Gegenwart, in der Hanna zum ersten Mal in ihrem Leben bewusst Nein sagt.
Denn aus ihrem geliebten Bruder Hakim ist ein muslimischer Eiferer geworden, der am liebsten ins Land der Vorväter nach Algerien möchte. Hanna lebt ihm viel zu freizügig. Diesem ständig nörgelnden Menschen soll sie nun eine Niere spenden. In der Tat ein Grund, zumindest mal über ein Nein nachzudenken.
Der Film erinnert ein wenig an die bei „Forrest Gump“ beschriebene Pralinenschachtel. Man weiß nie, auf welche Geschmacksrichtung man sich für die nächste Szene einstellen muss. Sauer oder süß oder bitter oder was auch immer. Bis zum Schluss schaut man dieser herrlich offenherzigen Hanna (Vimala Pons ist ein Geschenk für den Film und ein Albtraum für ihre Kollegen, da sie jede Szene dominiert) einfach fasziniert zu.

IDEAL FÜR: Filmfreunde, die sich gern überraschen lassen. Die das Risiko auf sich nehmen, einen klamaukigen Film mit tonnenweise Konflikten zu sehen, den man trotz aller Probleme mit einem breiten Grinsen verlässt.






Trailer
LÄNGE: 100 min
PRODUKTION: Frankreich 2015
KINOSTART Ö: 15.01.2016
REGIE:  Baya Kasmi
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Vimala Pons: Hanna Belkacem
Laurent Capelluto : Dr. Paul Martins
Agnès Jaoui: Simone Belkacem
Mehdi Djaadi: Hakim Belkacem