DIE STORY: „Macondo“ handelt von Ramasan (Ramasan Minkailov). Der ist elf und kam aus Tschetschenien nach Österreich. Weil sein Vater im Krieg gefallen ist, muss er sich als „Mann im Haus“ bereits jetzt um seine Mutter und seine beiden jüngeren Schwestern kümmern.
All das spielt sich in der Wiener Stadtrandsiedlung „Macondo“ ab, die weit draußen in Simmering Dutzende Migranten beherbergt. Die geförderten Sozialwohnungen werden fast ausschließlich von Menschen mit positivem Asylbescheid bewohnt – sie kommen aus Syrien, dem Irak oder anderen Krisenregionen der Welt.
Ramasan verbringt seine Kindheit hier auch im Zusammenspiel mit vielen anderen Kindern, denn sie dominieren das Bild in „Macondo“: Weil ihre Eltern arbeiten müssen, sind viele Kinder auf sich selbst gestellt. Als plötzlich ein Mann auftaucht, der behauptet, mit Ramasans Vater im Krieg gewesen zu sein, bringt das die Welt des kleinen Buben etwas durcheinander.
DIE STARS: In „Macondo“ sind die (zum Teil realen) Bewohner der gleichnamigen Siedlung die Stars – sie bilden das Ensemble dieses stimmigen Asylantenporträts. Regisseurin Sudabeh Mortezai hat gezielt vor Ort nach möglichen Mitwirkenden gesucht, um eine hohe Authentizität auf die Leinwand zu bringen.
DIE KRITIK: „Macondo“ ist der erste Spielfilm von Sudabeh Mortezai, und es könnte durchaus auch eine Doku sein, die die Wiener Regisseurin mit iranischen Wurzeln da vorgelegt hat.
Ihr definiertes Ziel, eine Spielhandlung mit den Mitteln des Dokumentarfilms zu drehen, hat sie jedenfalls erreicht (auch wenn so manche kleine Drehbuchschwäche zuweilen das Fortkommen der Handlung bremst): Durch den Einsatz von Handkameras und Laiendarstellern wirkt „Macondo“ überaus lebensecht.
Hinzu kommt ein dramaturgischer Kniff, den Mortezai konsequent anwendet und der uns eine zwar sattsam bekannte, aber längst vergessene Perspektive auf die Welt eröffnet: Mortezai befindet sich immer auf Augenhöhe mit dem elfjährigen Ramasan und lässt uns so seine Welt durch den Blick eines Kindes entdecken. Dass „Macondo“ ganz nebenbei auch viele berührende Momente aus dem Alltagsleben von Menschen parat hält, die in Österreich Asyl fanden, macht den Film auch zum leisen, beeindruckend gespielten Migrationsdrama mit Bildungsfaktor: So hat man nämlich den Alltag von Fremden noch nicht gesehen.
IDEAL FÜR: Fans des österreichischen Films und Österreicher, die gerne einmal wissen würden, wie man als Asylsuchender in Österreich über die Runden kommt.