DIE STORY: Die Komödie „Macho Man“ segelt im Fahrwasser von deutschen Multi-Kulti-Kinohits wie „Türkisch für Anfänger“.
Der Plot: Der Kölner Werbe-Mann Daniel (Christian Ulmen) ist privat ein Softie, wie er im Buche steht. Ein Weichei, dessen Erfolg bei den Damen gegen Null tendiert. Dann macht er Club-Urlaub in der Türkei. Und dort verliebt sich, warum auch immer, die heißeste aller heißen Animateurinnen in ihn, die Deutsch-Türkin Aylin (Aylin Tezel). Die ist, oh Wunder, außerhalb der Saison ebenfalls in Köln daheim.
Daniel und Aylin werden ein Paar. Allerdings nicht ganz. Der sanfte Daniel würde gern das Bett mit seiner neuen Flamme teilen, doch Sexy Aylin ist aus moralischen Gründen einstweilig noch dagegen.
Daniel glaubt in seinem Unverstand, er könnte Aylin rumkriegen, wenn er zum harten Mann mutiert. Also belegt er bei Aylins muskelpepacktem Bruder Cem (Dar Salim) einen Macho-Kurs. Plötzlich findet er sich selber ganz toll. Doch Aylin mochte ihn als Softie viel lieber.
DIE STARS: Der Hamburger Christian Ulmen ist seit 2003 häufig erste Wahl, wenn man im deutschen Film einen leicht verhuschten sanften Mann braucht - damals gelang ihm der Durchbruch in Leander Haußmanns Komödie „Herr Lehmann“ (nach dem Bestseller von Sven Regener).
Die Westfälin Aylin Tezel ist eine der vielseitigsten und talentiertesten Schauspielerinnen der jungen deutschen Szene. In Filmen wie „Coming In“ oder jetzt „Macho Man“ zeigt sie sich von ihrer bezaubernden Seite. Im rauen Dortmunder „Tatort“ ist sie als taffe Ermittlerin Nora Daley selbst so eine Art weiblicher Macho.
Der Däne Dar Selim, der Aylin Tezels Bruder Cem spielt, wurde durch die Serie „Game of Thrones“ bekannt und saß vor seiner Schauspielkarriere als Verkehrspilot im Airbus-Cockpit.
DIE KRITIK: Der Papierform nach müsste „Macho Man“ ein sicherer Hit sein. Man hat zwei feine Hauptdarsteller. Und mit dem Regie-Novizen Christof Wahl einen Profi, der als Kameramann von Til Schweiger lernte, wie man in einer Komödie die Pointen setzt. Die Romanvorlage war ein veritabler Bestseller.
Alles paletti also? Im Gegenteil. „Macho Man“ ist ein Lustspiel, das von der Schwerkraft an den Boden gepresst wird. Das Problem beginnt bei den Hauptfiguren, zwischen denen die Chemie nicht stimmt.
Christian Ulmen spielt einen derart blassen Softie und Aylin Tezel eine derart heiße Klassefrau, dass man nie versteht, was sie an ihm findet. Wenn er dann Sex will und sie nicht, wird die Sache grotesk: Ihm nimmt man den plötzlich erwachten Lebemann nicht ab und ihr nicht die keusche Unschuld. Dass zwischen den beiden die Funken sprühen, bleibt eine Behauptung - spüren kann man das nicht.
Wenn Daniel dann versucht, zum Macho zu werden, wird das Lustspiel nicht lustiger. Ganz im Gegenteil. Ulmens Besuch in der Macho-Welt gerät zur Peinlichkeit.
Als Satire könnte so eine Story funktionieren: Ein Frauenversteher, geprägt durch die Aufzucht bei weltfremden Eltern aus der 68er-Generation, versucht, den starken Otto zu markieren. Doch »Macho Man« hat hier nur derben Witz zu bieten. Ulmen mutiert zu einem aufgeblasenen Möchtegern-Kraftlackel, aus dem rasch alle Luft entweicht, wenn man ihn anstupst.
Dass Aylin irgendwann die Zuneigung zu dieser Witzfigur verliert, kann man als Zuschauer verstehen. Denn es ergeht einem im Kinosaal nicht anders. Schade drum. Mit einer guten Story könnten Christian Ulmen und Aylin Tezel ein prima Kino-Paar abgeben.
IDEAL FÜR: Freunde deutscher Komödien, denen es egal ist, dass gut gemeint das Gegenteil von gut sein kann. Und für Freunde der Stadt Köln sowie des 1. FC Köln (zu denen auch der Autor dieser Rezension zählt). Köln und sein Fußballclub spielen im Film eine wichtige Rolle. In einer Szene schaltet sogar Lukas Podolski im Kölner Stadion das Flutlicht ein.