GESAMTEINDRUCK: „Ma – Sie sieht alles“ ist Horrorthriller-Kino mit einer ganz starken Hauptdarstellerin und einer ziemlich platten, vorhersehbaren Geschichte.
DIE STORY: Ma (Octavia Spencer) heißt eigentlich Sue Ann. Die Einzelgängerin lebt in einer Kleinstadt in Ohio. Als sie eines Tages von Teenagern gebeten wird, für sie Alkohol einzukaufen, sagt sie überraschenderweise zu. An einem der nächsten Tage kauft sie noch mehr und lädt die Jugendlichen in ihr Haus ein. Dort können sie im Keller so viel feiern, wie sie wollen. Aber es gibt Bedingungen: Einer aus der Gruppe muss nüchtern bleiben. Niemals dürfen die Kids im Haus nach oben gehen. Als sie dagegen verstoßen, zeigt Ma ihr wahres Gesicht. Und das ist alles andere als nett und mütterlich.
DIE STARS: Die meist so freundliche Oscar-Preisträgerin Octavia Spencer („Hidden Figures“, „The Help“) war schon häufiger in Horrorfilmen zu sehen. Allerdings teilte sie da das Schicksal vieler Kolleginnen. Nach einer Szene wurde sie vom Mörder (zum Beispiel von Michael Myers in „Halloween“) weggemeuchelt. Im Fall von „Ma“ soll sie zu Regisseur Tate Taylor – mit dem sie schon „The Help“ drehte – gesagt haben: „Ich mache nur mit, wenn ich dieses Mal etwas länger überlebe.“ Und er hat wohl geantwortet: „Du wirst bis zum schrecklichen Ende mit dabei sein.“
Octavia Spencer dominiert diesen Film ganz nach ihrem Willen. Zuerst unscheinbar, dann kumpelhaft, erschreckend einsam. Und irgendwann auf der Straße des puren Wahnsinns unterwegs. Fast so gut wie Kathy Bates in „Misery“. Aber es ist ja immer gut, wenn es ein bisschen Luft nach oben gibt.
DIE KRITIK: Was kann schon passieren, wenn einem eine einsame, nicht mehr ganz junge Frau, die schon bald von allen Ma genannt wird, anbietet, in ihrem Keller so richtig Party zu machen? Doch wohl nicht viel, oder? Die Teenager, die an Sue Ann geraten, werden in „Ma“ allerdings erleben, wie sich fröhliche Partystimmung in eine Partyhölle verwandelt.
Dass Octavia Spencer Lust hatte, diese „Ma“ zu spielen, kann man sehr gut nachvollziehen. Denn bisher waren es im Horror-Genre immer die Männer, die zu Berserkern wurden.
Hier darf sie mit Schmackes die Dame mit geheimnisvoller Vergangenheit geben. Es ist dereinst in den 1980er Jahren in ihrer Jugend etwas geschehen, das Sue Ann nie verarbeitet hat. Nun bekommt sie die Chance dazu, sich zu rächen. Allerdings an Teenagern, die überhaupt nichts für das können, was damals passiert ist.
Darin liegt einer der Schwachpunkte des Films, bei dem leider nur die Hauptdarstellerin die volle Punktzahl erreicht. Unterm Strich wirkt „Ma“ wie ein eher durchschnittlicher Thriller mit Gruselanleihen. Man merkt deutlich, dass Regisseur Tate Taylor – der zuletzt auch mit dem Thriller „Girl On A Train“ nicht wirklich überzeugen konnte – in anderen Genres zu Hause ist.
Aber wenn Octavia Spencer in Sekundenschnelle ihr Freundinnen-Gesicht ablegt und Drinks vergiftet, Teenager zum Striptease zwingt und vieles mehr: Dann merkt man, was aus diesem Film hätte werden können.
IDEAL FÜR: Alle, die Kino gern richtig abgedrehte Typen sehen. Mit dieser „Ma“ legt man sich nur ungern an.