Loving Vincent

Als hätte van Gogh selbst mitgemalt


FilmClicks:
„Loving Vincent“: Ein visuell überwältigender Film, der wie gemalt ausschaut © Luna
DIE STORY: „Loving Vincent“ ist eine filmische Liebeserklärung an Vincent van Gogh in Form eines Thrillers.
Der Plot: Ein Jahr nach dem Tod des Künstlers erkundet der Sohn eines Postmeisters, der einen Abnehmer für einen nachgelassenen Brief Vincents sucht, die Umstände, unter denen der Künstler ums Leben kam.
Bei den Recherchen in Südfrankreich wird er einerseits mit der bis heute vertretenen These konfrontiert, van Gogh habe Suizid begangen. Doch er findet auch Indizien, die darauf hindeuten, der Holländer könnte ermordet worden sein.  

Die van-Gogh-Vertraute Marguerite Gachet (Saoirse Ronan) am Klavier © Luna

DIE STARS: Der Film steht von der ersten bis zur letzten Minute ganz im Zeichen von Vincent van Gogh (1853 – 1890), einem der wichtigsten Initiatoren der modernen Malerei, dessen Genie während seines tragischen kurzen Lebens vollkommen verkannt wurde: Van Goghs Karriere in der Kunstwelt - seine Werke zählen bis heute zu den teuersten Bildern aller Zeiten - begann erst nach seinem Tod.

Der Film hat den künstlerischen Stil van Goghs perfekt getroffen © Luna

DIE KRITIK: Was die Optik betrifft, ist „Loving Vincent“ der Film des Jahres: Aus mehr als 65.000 gemalten Einzelbildern, allesamt im van-Gogh-Stil ausgeführt und von van-Gogh-Meisterwerken inspiriert, entstand der erste Animationsfilm, der komplett aus Ölbildern besteht.
Das polnisch-britische Filmemacher-Ehepaar Dorota Kobiela & Hugh Welchman arbeitete sechs Jahre an dem Projekt, bei dem es sich auf umfangreiche Archiv-Materialien stützen konnte. 120 Bilder aus dem großen Oeuvre van Goghs dienten als Basis für die visuelle Umsetzung. Zitate aus den 800 Briefen, die der Künstler hinterließ, gaben dem Drehbuch die Richtung vor.
In der ersten Viertelstunde ist es absolut faszinierend, „Loving Vincent“ anzuschauen. Von Beginn an eröffnet sich eine bewegte und bewegende van-Gogh-Welt, die optisch so authentisch wirkt, als hätte der Meister selbst an den Animationen mitgearbeitet.
Die Intensität wird noch durch eine andere Besonderheit dieses Zeichentrickfilms verstärkt; Sämtliche Szenen wurden zunächst von menschlichen Darstellern vor Green-Screen-Hintergründen gespielt, bevor man die Gesten und Dialoge in Animationen einbaute.
Hat man sich erst einmal an die visuelle Brillanz gewöhnt, beginnt man, sich mehr auf die Story zu konzentrieren. Das jedoch tut diesem Gesamtkunstwerk von einem Film nicht gut. Denn die Handlung ist ein wenig statisch und auch geschwätzig geraten.
Den Schlüsselsatz spricht dabei die van-Gogh-Vertraute Marguerite Gachet (Saoirse Ronan), die zu dem spurensuchenden Postmann Armand Roulin (Douglas Booth) sagt: „Sie wollen so viel über seinen (van Goghs, Anm.) Tod  wissen – aber was wissen Sie von seinem Leben?“
Erstaunlicherweise trägt „Loving Vincent“ wenig dazu bei, den Zuschauer intensiver mit der Persönlichkeit des Malers vertraut zu machen. Der Film konzentriert sich sehr stark auf die letztlich nicht zu beantwortende Frage, ob van Gogh 1890 sich selbst den tödlichen Schuss ansetzte oder ob er ermordet wurde. Doch was ihn, den Autodidakten, in seiner Malerei antrieb oder wie er seinen charakteristischen Stil entwickelte, das bleibt weitgehend unerörtert und damit im Dunkeln.
So verbringt man 95 Minuten in van Goghs Welt, ohne allzu viel Neues über van Gogh zu erfahren. Das hinterlässt, bei aller visuellen Brillanz des Films, einen schalen Nachgeschmack.
 
IDEAL FÜR: Kunstfreunde und Verehrer des Werks von Vincent van Gogh.






Trailer
LÄNGE: 95 min
PRODUKTION: Großbritannien / Polen 2017
KINOSTART Ö: 28.12.2017
REGIE:  Dorota Kobiela, Hugh Welchman
GENRE: Animation|Biografie|Drama
ALTERSFREIGABE: ab 8


BESETZUNG
Douglas Booth: Armand Roulin
Chris O'Dowd: Joseph Roulin
Saoirse Ronan: Marguerite Gachet
Jerome Flynn: Docteur Gachet
Helen McCrory: Louise Chevalier
Robert Gulaczyk: Vincent van Gogh