Love & Friendship

Charme, Intrige & Schwindelei


FilmClicks:
„Love & Friendship“: Die hinreißende Kate Beckinsale als Lady Susan Vernon © Polyfilm
DIE STORY: „Love & Friendship“ ist die Verfilmung eines frühen Romans von Jane Austen. Doch anders, als es der Titel verheißt, geht es nicht so sehr um Liebe und Freundschaft. Der Film erzählt mit viel Witz und Biss die Geschichte einer britischen Dame, die Intrigen, Lügen und Verführungskünste einsetzt, um ihren Platz in der von Männern dominierten Gesellschaft des 18. Jahrhunderts zu erobern.
Zu Beginn fliegt diese Lady Susan Vernon (Kate Beckinsale), eine attraktive junge Witwe mit einer Tochter im heiratsfähigen Alter, hochkant aus dem Landsitz der noblen Familie Manwaring. Nach Meinung der Hausfrau hat sie sich allzu begehrlich ihrem Gemahl, dem Lord Manwaring, genähert.
Da ist was dran, doch der Lord passt höchstens zum Zeitvertreib ins Beuteschema der Lady. In Wahrheit ist sie auf der Suche nach einem Ehemann. Oder besser: Nach zwei Ehemännern. Einen für sich und einen für ihre Tochter.
Von den Manwarings delogiert, quartiert sich Lady Susan in Churchill ein, der Villa ihres Schwagers Charles Vernon. Dort verdreht sie erst einmal einem jungen Mann namens Reginald DeCourcy den Kopf, der schon die Hochzeitsglocken klingen hört. Aber Susan hegt ganz andere Pläne. Die Männer gehen ihr nur zu gern auf den Leim, während wutschnaubende und/oder weinende Damen die Lady zum Teufel wünschen…

Lady Susan (Kate Beckinsale) berät sich mit Freundin Alicia (Chloe Sevigny, re.) © Polyfilm

DIE STARS: Die Londonerin Kate Beckinsale, die mit „Pearl Harbor“ zum Star wurde, konzentrierte sich in den letzten Jahr vor allem auf ihre Hauptrolle in den „Underworld“-Actionfilmen. Im Kostüm der Lady Susan zeigt sie nun, dass sie weit mehr drauf hat als die Darstellung eines kampfgestählten Vampirs.
Rund um Beckinsale agieren erste Kräfte wie Chloe Sevigny („Boys Don’t Cry“) oder der Schauspieler und Schriftsteller Stephen Fry („Wilde“). Eine echte Entdeckung ist der britische TV-Schauspieler Tom Bennett, der als gutherzig dämlicher Sir auf Freiersfüßen eine Pointe nach der anderen abräumt.
Der Regisseur und Drehbuchautor Whit Stillman, 64, der 1990 für das Script zu „Metropolitan“ eine Oscar-Nominierung erhielt, legt mit „Love & Friendship“ erst seinen fünften Film als Regisseur vor. Schon bei seinem Hit „The Last Days of Disco“ (1998) engagierte er Kate Beckinsale und Chloe Sevigny für die Hauptrollen.

Sir James Martin (Tom Bennett, li.) ist ein Tölpel mit Heiratswunsch © Polyfilm

DIE KRITIK: Von „Stolz und Vorurteil“ bis „Sinn und Sinnlichkeit“: Der Name Jane Austen ist ein Markenzeichen für Frauenromane (und deren Verfilmung) mit Tiefgang, in denen die Autorin immer wieder Kritik am englischen Patriarchat ihrer Zeit übt.
„Love & Friendship“ bietet alles, was man von einem Austen-Film erwartet:  Edle Schauplätze und noble Menschen in eleganten Kostümen, die sich mit mehr oder weniger Esprit dem ewigen neckischen Kampf der Geschlechter hingeben.
Doch obwohl viel geflirtet wird, gibt’s in dieser Geschichte, die Jane Austen erstaunlicherweise schon mit 19 Jahren schrieb, kaum eine Spur von Romantik. Die Autorin wirft einen sehr scharfsichtigen und analytischen Blick auf die Verhältnisse in England. Das Geschehen ist sehr komisch und sehr ernst zugleich.
Für eine Frau wie Austens Heldin Lady Susan Vernon – bildschön, doch verwitwet und mit einer heiratsfähigen Tochter gesegnet – ist das Leben im 18. Jahrhundert nicht einfach. Um in jener Welt zu bestehen, muss sie unbedingt  wieder heiraten, um eine gesicherte gesellschaftliche Position zu haben. Und auch ihre Tochter Frederica soll am besten gleich unter die Haube.
Mit Liebe und erotischem Begehren hat Susans Heiratswunsch nichts zu tun. Zwar ist sie sinnlichen Vergnügungen nicht abgeneigt, doch dafür gibt es andere Männer. Also baut sie mit strategischem Geschick eine große Posse auf, um ihre Ziele zu erreichen und sie zugleich zu verschleiern.
Kate Beckinsale spielt diese Susan einfach himmlisch. Sie ist eine Erscheinung von stolzer Grandezza. Eine große Dame und große Intrigantin, die ihre wahren Absichten in so viel falsche Liebenswürdigkeit und so viel Charme versteckt, dass man ihr nur vergnügt zuschauen kann, wenn sie ihre Pirouetten dreht. Und natürlich kann man (als Beobachter) dieser Susan keine Sekunde lang böse sein, auch wenn man ahnt, dass sie keinen Satz, den sie spricht, ehrlich meint.
Aus dieser Konstellation, in der die Männer kaum mehr als tölpelhafte Randfiguren darstellen (auch wenn ihnen alle gesellschaftliche Macht gehört), entsteht eine dahinperlende Pointen-Kanonade, die man mit wachsendem Amusement verfolgt. Allein schon das bravouröse Spiel von Kate Beckinsale, die manche Beobachter als Oscar-Geheimtipp auf dem Radar haben, ist den Kinobesuch wert.
 
IDEAL FÜR: Jane-Austen-Fans, die Lust auf eine raffinierte Komödie haben.






Trailer
LÄNGE: 93 min
PRODUKTION: Irland / Frankreich / Niederlande / USA / Großbritannien 2016
KINOSTART Ö: 29.12.2016
REGIE:  Whit Stillman
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: jugendfrei


BESETZUNG
Kate Beckinsale: Lady Susan Vernon
Chloe Sevigny: Alicia Johnson
Stephen Fry: Mr. Johnson
Morfydd Clark: Frederica Vernon
Tom Bennett: Sir James Martin
Xavier Samuel: Reginald DeCourcy