Lost River

Verirrt im Dschungel der Bilder


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Düstere Bilder, in denen es wabert und brennt: Iain De Caestecker in „Lost River“ © Tiberius Film
DIE STORY: Regie-Debütant Ryan Gosling erzählt im bleischweren Drama „Lost River“ von Menschen in den USA, die unter der gegenwärtigen Krise leiden. Die allein erziehende Mutter Billy (Christina Hendricks) kann die Raten für ihr Haus nicht mehr bezahlen. Also bekommt sie den Tipp, in einem Nachtclub aufzutreten. Was ihr auf der einen Seite gefällt, sie aber auch in Gefahren bringt.
Ihr Sohn Bones (Iain De Caestecker) beschäftigt sich unterdessen mit Diebstouren in der trostlosen Umgebung des Hauses. Er klaut Kupferdraht aus den Wänden von Häusern, die verlassen wurden, und kommt damit Bully (Matt Smith), dem selbst ernannten Herrscher über die Vorstadt, in die Quere.

Ryan Gosling ist der Autor und Regisseur, spielt aber nicht mit © Tiberius Film

DIE STARS: Jede Menge. Schauspiel-Star Ryan Gosling saß allerdings als Regisseur nur hinter der Kamera und hat sich einen Auftritt im Film geschenkt. Christina Hendricks („Mad Men“) als überforderte Mutter macht eine gute Figur. Nachwuchs-Star Saoirse Ronan („Grand Budapest Hotel“) und Eva Mendes, die Lebensgefährtin von Gosling, haben eher kurze Auftritte.
 
DIE KRITIK: Das Film-Fachblatt Hollywood Reporter brachte es jüngst so auf den Punkt: „Buhrufe beim Festival Cannes müssen nicht unbedingt bedeuten, dass ein Film danach kein Leben im Kino haben kann. Aber – siehe ,Lost River‘ – es kann auch sein, dass sie der Anfang vom Ende sind“.      
Ein Jahr hat Ryan Goslings Film nun gebraucht vom Cannes-Festival 2014 bis zur Kinopremiere bei uns. Das lange Warten hat ihm nicht gut getan. Ryan Gosling macht bei „Lost River“ alles falsch, was man als Regie-Debütant falsch machen kann. Obwohl die Ausgangslage sehr viel versprechend ist.
Wie geht es den Menschen in den USA, die nicht vom wuchernden Kapitalismus profitieren? Was mache ich, wenn die Bank kurz davor ist, mir den Hauskredit zu kündigen? Wie gehe ich damit um, wenn ich mehr und mehr arbeite und mich nicht mehr um meine Kinder kümmern kann?
Alles Fragen, die mit schöner Regelmäßigkeit von den Altmeistern des Sozialfilms behandelt werden. Insofern ein großes Lob an Ryan Gosling, dass er sich solch ein Thema vorgenommen hat und nicht – was auch möglich gewesen wäre – eine knallbunte und zynische Action-Parabel.
Allerdings wäre es eine gute Idee gewesen, wenn Gosling, der auch das Drehbuch schrieb, versucht hätte, auf all diese Fragen filmische Antworten zu geben. Zumal er mit dem Stamm-Kameramann von Gaspar Noé, Benoìt Debbie, einen Bilderzauberer an seiner Seite hatte. Einfach Antworten anbieten, die exzellenten Schauspieler ihren Job tun lassen. Und schon wäre sicher ein guter Film herausgekommen.
Aber der Regieneuling hat weit darüber hinausgedacht. Bei jeder Einstellung sieht man, dass er David Lynch und andere Albtraum-Meister im Sinne hatte. Er lädt die Bilder mit Spannung auf und verspricht, dass es gleich eine Auflösung geben wird. Die kommt aber nicht. Stattdessen geht es zur nächsten und nächsten mystischen Szene, bis man als Betrachter den Überblick verliert. Irgendwann ist der Zuschauer am Schicksal der Helden nicht mehr interessiert.
Seinen misslungenen Auftakt als Filmemacher hat Ryan Gosling gleich nach Cannes 2014 eingestanden und den Film um zehn Minuten gekürzt. Viel geholfen hat es leider nicht.  
 
 
IDEAL FÜR: beinharte Fans von Ryan Gosling, die ihrem Idol auch in die dunkelsten und versponnensten Albträume zu folgen bereit sind.






Trailer
LÄNGE: 95 min
PRODUKTION: USA 2014
KINOSTART Ö: 29.05.2015
REGIE:  Ryan Gosling
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Christina Hendricks: Billy
Iain De Caestecker : Bones
Matt Smith: Bully
Saoirse Ronan: Rat
Eva Mendes: Cat