DIE STORY: Der Kriegsfilm „Lone Survivor“ erzählt die wahre Geschichte eines US-Einsatzes 2005 in Afghanistan, der mächtig schief geht. Vier Soldaten der Elitetruppe Navy Seals sollen auf einem Berg den Aufenthaltsort eines hohen Taliban auskundschaften. Doch von dem Quartett überlebt, wie der Filmtitel „Lone Survivor“ verrät, nur einer.
In 120 langen Kinominuten erfährt man erst einmal , wie es zu dem Gemetzel kommt. Als die US-Soldaten auf ihrer geheimen Mission zufällig von ein paar Ziegenhirten entdeckt werden, beschließen sie, die Afghanen laufen zu lassen. Doch einer der Hirten verrät die Amis an die Taliban.
Die folgenden Kämpfe werden in aller Ausführlichkeit und unter dem Einsatz ganzer Fassladungen von Theaterblut ins Bild gebracht. Seine zwei Oscar-Nominierungen bekam „Lone Survivor“ aber nicht, was nahegelegen wäre, für Maske und Make Up, sondern für Tonschnitt und Tonmischung: Die Kugeln pfeifen sehr effektvoll am Kinopublikum vorbei, bevor sie in menschlichen Körpern einschlagen.
DIE STARS: Der bis auf ein paar Statistinnen ausschließlich aus Männern bestehende Cast weist bekannte Namen auf: Mark Wahlberg („Departed“), Taylor Kitsch („John Carter“), Emile Hirsch („Into The Wild“) und Ben Foster spielen die harten Jungs, denen das Kämpfen zumindest so lange Spaß macht, wie sie noch am Leben sind. Der Australier Eric Bana („Hulk“) befehligt den Einsatz als Offizier von der Kaserne aus.
DIE KRITIK: „Lone Survivor“ hebt sich insofern von der Masse amerikanischer Kriegsfilme ab, als er keine heroische Saga von einem großen Sieg zum Thema hat, sondern die Story einer tödlichen Auseinandersetzung, die keine Gewinner kennt. Regisseur Peter Berg, der 2012 den platten Marine-Actionreißer „Battleship“ im Kino andocken ließ, schafft es gleichwohl, aus dem Film eine Art Heldenepos zu gießen.
Zu Beginn lernt man, wie gern diese Soldaten beim Militär sind (sie haben ihre Karriere bei den Kämpfern der Navy Seals schließlich freiwillig gewählt). Dann beobachtet man sie, schon im Feldlager, bei fröhlichen Chatten mit den Freundinnen daheim über Wohnungseinrichtung und Hochzeitsgeschenke.
Als es ernst wird, lädt ein Helikopter die vier Männer auf jenem Berg ab, der ihr Schicksal werden soll. Das Quartett, bis an die Zähne bewaffnet, geht seine Überwachungsmission routiniert an - und bekommt Gelegenheit, sich moralisch zu verhalten. Die Soldaten verzichten nach längerer Diskussion darauf, die afghanischen Zivilisten, von denen sie entdeckt wurden, zu erschießen.
Die anschließenden Kämpfe, die gefühlt die halbe Filmdauer in Anspruch nehmen, werden von Peter Berg mit kühlem Realismus inszeniert. Man sieht die Einschläge, man fühlt die Schmerzen, man erlebt die Verletzungen und Tode hautnah mit. Der Regisseur verzichtet hier weitenteils auf den Einsatz von Musik, was den dokumentarischen Stil dieser Sequenzen noch verstärkt.
Nur selten neigt der Film zur Schwarz-Weiß-Malerei - etwa dann, wenn gegen Ende gute Afghanen dem überlebenden GI gegen böse Afghanen helfen. Doch in keiner Sekunde stellen der Film und seine Figuren die Sinnhaftigkeit des Krieges in Afghanistan zur Diskussion. Selbst in Todesnähe beginnen die Soldaten nicht, sich zu fragen, was zum Teufel sie dort am Hindukusch eigentlich verloren haben. Sie töten kommentarlos, sie werden kommentarlos getötet, und der Film schaut ihnen kommentarlos dabei zu.
Wenn alles vorüber ist, werden wieder mal Mut und Kameradschaft gepriesen. Mit hohlen Worten, heroischen Bildern und merkwürdiger Musik, die eine Mischung ist aus Rockgitarrenriffs im Stile von U2 und Trommelwirbeln im Stile der Marschmusik. Die USA - das ist die einzige Erkenntnis, die man aus dem Film mitnehmen kann - sind nun mal ein Land, das von vielen kriegerischen Menschen bewohnt wird. Der Soldat Marcus Luttrell, auf dessen Erlebnissen »Lone Survivor« beruht, ließ sich nach dem Einsatz in Afghanistan übrigens noch mal vom Militär in den Irak versetzen. Freiwillig.
IDEAL FÜR: Fans von Kriegsfilmen.