DIE STORY: Regisseur Steven Soderbergh drehte mit „Logan Lucky“ eine Thriller-Komödie, die ihre Verwandtschaft mit seinem Hit „Ocean’s Eleven“ weder verbergen kann noch verbergen mag. Hier sind allerdings keine Gentleman-Gangster am Werk, sondern raue Jungs, denen das Leben nicht sehr gut mitgespielt hat.
Der Arbeiter Jimmy Logan (Channing Tatum), der wegen einer Verletzung seinen Job an der Baustelle einer Autorennstrecke verliert, plant gemeinsam mit seinem Bruder Clyde (Adam Driver), der als Soldat am Golf einen Arm verlor, einen großen Coup.
Die Idee: Jimmy hat an der Rennstrecke mitbekommen, dass die gigantische Rohrpostanlage, mit der an Renntagen das Bargeld aus Ticketverkauf und Gastronomie zum Safe transportiert wird, nicht gerade rasend gut gesichert ist. Also wollen die beide an die Kohle ran. Als dritten im Bunde brauchen sie dazu aber unbedingt den versierten Safeknacker Joe Bang (Daniel Craig). Der sitzt aber längerfristig selbst in einem Safe, nämlich im Gefängnis. Also müssen Jimmy und Clyde ihren Kompagnon erstmal aus dem Knast befreien, um ihren Millionen-Coup durchzuziehen.
DIE STARS: Daniel Craig, Channing Tatum und Adam Driver in den männlichen Hauptrollen, und dazu Hilary Swank, Katie Holmes oder Katherine Waterston für die weiblichen Parts: Wenn Kultregisseur Steven Soderbergh ruft, reißt man sich in der ersten Liga der Hollywood-Prominenz darum, vor der Kamera dabei zu sein.
Das Bemerkenswerte an der neuen Soderbergh-Komödie ist, dass „Logan Lucky“ überhaupt gedreht wurde. Denn 2013 hatte Soderbergh, der Macher von Superhits wie „Sex, Lügen & Video“, „Erin Brockovich“ oder der „Ocean’s“-Serie, angekündigt, als Filmregisseur in Pension zu gehen. „Logan Lucky“ ist Soderberghs Abschied vom Abschied. Sein nächstes Kinoprojekt, den Horrorfilm „Unsane“, hat er schon abgedreht. Mit einem iPhone als Kamera.
DIE KRITIK: Den größten Spaß hat erkennbar Daniel Craig. Mit blondem Bürstenhaarschnitt, quergestreiftem Knast-Outfit und einer ungemein vierschrötigen Aura entfernt sich der Brite in „Logan Lucky“ als Safeknacker Joe Bang so weit von seinem James-Bond-Image, wie das nur vorstellbar ist.
Dieser Rollenwechsel ist nicht nur für den Star ein Vergnügen, sondern auch für seine Fans. Wer sich Craig nur als Agent 007 vorstellen kann, bekommt hier ultracool und hammerhart vorgeführt, dass der Mann auch dann schauspielerisch Großartiges leistet, wenn er seine Talente mal auf der falschen Seite des Gesetzes anwendet.
Wobei die falsche Seite des Gesetzes in „Logan Lucky“ jene ist, der die Sympathien des Publikums zufliegen. Schließlich sitzt man hier in einer Thriller-Komödie, und die Protagonisten, voran Channing Tatum und Adam Driver als Brüder Logan, machen sich mit List und Witz ans Werk, um mit dem großen Coup ihrem Dasein als ewige Underdogs zu entwischen. Ihre steinreichen Opfer, die bei Autorennen das große Geld machen, werden nicht so gezeichnet, dass sie viel Mitleid verdienen.
Die geheimnisvolle Drehbuch-Novizin Rebecca Blunt – ein Pseudonym? „Logan Lucky“ ist ihr erstes und bisher einziges Projekt – hat sich einen fintenreichen Schurken-Slalom ausgedacht. Wie die Logan-Brüder ihren Partner Joe Bang aus dem Gefängnis holen (und wie sie nachher versuchen, ihn zwecks Alibi wohlbehalten wieder hinter Gittern abzuliefern), das hat hohen Unterhaltungswert. Auch die Durchführung des Diebstahls, bei dem natürlich alles Mögliche schiefgeht, macht dem Betrachter Freude.
Obendrein hat der Film ein paar bunte Handlungs-Nebenstränge und, vor allem, Dialoge voller Humor. Gut, manchmal kommt der Witz ein bisschen flach und/oder holprig daher, aber das ändert nichts daran, dass man das Kino nach zwei Stunden mit einem breiten Grinsen verlässt.
Fazit: „Logan Lucky“ ist kein Hauptwerk von Steven Soderbergh, aber ein schönes Beispiel für unterhaltsames Popcorn-Kino auf hohem handwerklichem Niveau. Das ganze Ensemble ist mit Wonne am Werk; die Grundstimmung ist lässig und beschwingt. Zwar gibt’s einige Rezensenten, die den Film missraten finden, doch die sollten sich mal wieder Soderberghs „Ocean’s 12“ oder „Ocean’s 13“ anschauen. Im Vergleich dazu ist „Logan Lucky“ viel deftiger und lustiger geraten.
IDEAL FÜR: Freunde cooler Krimi-Komödien – und natürlich für Daniel-Craig-Fans, die den Bond-Star mal als Gangster erleben wollen.