DIE STORY: Ben Affleck spielt im Thriller „Live By Night“ den Gangster Joe Coughlin, der während der Zeit der US-Prohibition zur großen Nummer im Alkoholschmuggel wird.
Die Karriere als Krimineller war diesem Joe nicht vorgezeichnet; ganz im Gegenteil: Als Sohn eines hochrangigen Polizisten (Brendan Gleeson) sollte er eigentlich auf der Seite des Gesetzes daheim sein.
Doch der Kampfeinsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg hat Joe traumatisiert. Nachher versteht er sich als Outlaw, als Gesetzloser – und folgt nur zu gern den Gesetzen der mafiösen Kreise, in die er hineingerät. Seine Liebschaft mit Emma (Sienna Miller), der Mätresse eines Gangsterbosses, hat für ihn allerdings die zu erwartenden schmerzhaften Folgen.
Als die Wunden verheilt sind, folgt Joes Übersiedlung von Boston nach Florida, wo der Mann den illegalen Alkoholhandel eines Kartells dirigiert. Die Geschäfte gehen gut. Doch es dauert nicht lange, bis neue Katastrophen und blutige Auseinandersetzungen warten.
DIE STARS: Der zweifache Oscar-Preisträger Ben Affleck spielt nicht nur die Hauptrolle in „Live By Night". Er hat den Film auch geschrieben und führt (zum vierten Mal) Regie.
Rund um Affleck agieren hochklassige Darsteller, voran Chris Cooper (Oscar für „Adaptation“) und Brendan Gleeson („Brügge sehen… Und sterben?) bei den Herren sowie Sienna Miller („Alfie“), Zoe Saldana („Avatar“) und Elle Fanning („Maleficent“) bei den Damen.
DIE KRITIK: „Live By Night“ ist der zweite Thriller des US-Starautors Dennis Lehane, den Ben Affleck fürs Kino adaptiert. Anders als im Fall des hochgelobten Krimis „Gone Baby Gone“ geht die Transferierung auf die Leinwand diesmal schief. Die Verfilmung des Romans (deutscher Titel: „In der Nacht“) ist optisch ein Fest, inhaltlich jedoch ein Schlamassel.
In prächtigen Zwanziger-Jahre-Dekorationen ziehen Mafiosi und deren Gegner ihre blutigen Spuren. Es gibt große Konflikte und viel Gewalt, doch der Thriller schleppt sich schwerfällig und schwermütig dahin. Dem Regisseur Ben Affleck passierte das, was im Kino niemals geschehen darf: Er hat einen Film gedreht, der über weite Strecken schrecklich langweilig ist.
Das Grundproblem liegt in der Hauptfigur. Die inneren Auseinandersetzungen dieses Joe Coughlin, der ein Gangster (und kaltblütiger Killer) ist, sich selbst jedoch romantisch zum Gesetzlosen mit reinem Herzen stilisiert, sind ein wichtiges Thema der Story. Der Schauspieler Affleck stellt Coughlin zwar als wuchtige Figur auf die Leinwand – ein Sympathieträger ist der Mann jedoch nicht. Dazu richtet er viel zu viel Unheil an.
Somit fehlt dem Film eine Figur, mit dem sich der Zuschauer identifizieren kann. Und das führt automatisch dazu, dass man das Geschehen emotional sehr distanziert verfolgt. Bis sich irgendwann Fragen stellen: Was erzählen die einem da? Und wozu soll man sich diesen Film überhaupt anschauen?
In den USA, wo „Live By Night“ schon vor ein paar Wochen anlief, haben offenbar viele Filmfreunde auf diese Fragen keine Antwort gewusst: Mit Kino-Einnahmen von nicht einmal elf Millionen Dollar wurde die 65-Millionen-Produktion zum ersten krachenden Flop des jungen Kinojahres.
Schade um all den Einsatz bei diesem gewiss ambitionierten Projekt, das so kläglich versandete. Man darf Mitgefühl haben mit Ben Affleck, der mit seinen früheren Regie-Arbeiten, voran dem Oscar-Gewinner „Argo“, längst bewiesen hat, dass er prächtig zu inszenieren versteht. Aber selbst ein Könner seines Kalibers ist nicht vor Flops gefeit.
IDEAL FÜR: Freunde des Gangsterfilm-Genres, die dem Hauptdarsteller/Autor/Regisseur Ben Affleck eine schwache Arbeit verzeihen.