GESAMTEINDRUCK: „Lieber Antoine als gar keinen Ärger“ ist eine wunderbare Polizei-Komödie aus Frankreich, in der es von einer haarsträubenden Aktion zur nächsten geht.
DIE STORY: Im Zentrum von „Lieber Antoine als gar keinen Ärger“ steht die Polizisten-Witwe Yvonne (Adèle Haenel), die den Tod ihres Mannes verwinden muss, der bei einem Einsatz ums Leben kam. Ihre Gefühle ändern sich, als sie feststellt, dass Ihr Gemahl eigentlich ein Gangster war und sogar einen Unschuldigen (Pio Marmai als Titelheld Antoine) ins Gefängnis gebracht hat. Als der Häftling seine Freiheit zurückerlangt, will Yvonne die Schmach wieder gutmachen.
DIE STARS: Schon der zweite aktuelle Film, in dem man bestaunen kann, warum Adèle Haenel in Frankreich mittlerweile zu den Top-Stars gehört. Während sie im Viennale-Eröffnungsfilm „Portrait einer jungen Frau in Flammen“ (Kinostart: 13. Dezember) eine stille und verzweifelte Liebende spielt, kann sie hier dem Affen so richtig Zucker geben. Regisseur Pierre Salvadori inszeniert sie als weiblichen Rammbock, der alles und jeden zur Seite stößt, der ihrem Ziel im Wege steht. In einer eher kleinen Rolle darf auch der „Amelie“-Star Audrey Tautou mal wieder glänzen.
DIE KRITIK: „Lieber Antoine als gar keinen Ärger“ beherzigt den alten Hollywood-Spruch, dass man einen Film am besten mit einem Vulkanausbruch starten und dann langsam steigern soll. Zu Beginn sieht man, wie eine Wohnungstür aufgesprengt wird. Polizisten stürmen das Appartement in Marseille und beginnen einen aberwitzigen und überbrutalen Kampf gegen Gangster, der nach allerlei Absurditäten gut für die Ordnungsmacht ausgeht.
Schnitt. Eine Mutter erzählt ihrem Kind Theo eine Geschichte. Und zwar jeden Abend dieselbe: Polizeieinsatz in einer Wohnung. Yvonne (Adèle Haenel) stellt den Leiter des Einsatzes als den größtmöglichen Helden dar. Theo soll seinen Vater in guter Erinnerung behalten. Denn der Mann ist vor zwei Jahren im Dienst ums Leben gekommen.
Als Yvonne, selbst Polizistin, dann eine Gruppe von Männern vernehmen soll, die in einem illegalen Sado-Maso-Bordell hochgenommen wurden, beginnt für sie ein komplett anderes Leben. Denn einer der Männer erzählt ihr eine völlig neue Geschichte von ihrem Mann.
Der verstorbene Jean Santi (Vincent Elbaz) war demnach gar kein Held. Er war einer der Bestechlichsten überhaupt. Als bei einem Überfall auf einen Juwelierladen ein Schuldiger gebraucht wurde, hat er einfach den Juwelier Antoine (Pio Marmai) für acht Jahre in Gefängnis gebracht.
Für Yvonne ist völlig klar, dass sie Antoine helfen muss. Die Wahrheit soll ans Licht. Da er aber sowieso in wenigen Wochen entlassen werden soll, um zu seiner Frau Agnès (Audrey Tautou) zurückzukehren, überzeugt sie ihr Kollege Louis (Damien Bonnard), erst einmal zu schauen, wie es Antoine in der Freiheit so geht.
Aus dieser Grundkonstellation zaubert Regisseur Pierre Salvadori eine rasante Komödie mit etlichen Überraschungen, wie man sie so schon lange nicht mehr im Kino gesehen hat. Auf der einen Seite ist der Frust bei Yvonne über ihren gestorbenen Ehemann so groß, dass ihre Gute-Nacht-Geschichten für den Sohnemann immer radikaler ausfallen.
Dann setzt ein herrliches Beziehungs-Kuddelmuddel ein. Polizist Louis verliebt sich in Yvonne – genauso wie Antoine, der Yvonne für eine Hure und seine Retterin hält. Yvonne versucht in all dem Chaos den Überblick zu behalten. Was aber komplett schief geht und in einem der absurdesten Juwelier-Überfälle der jüngeren französischen Filmgeschichte mündet.
„Lieber Antoine als gar keinen Ärger“ ist nichts für Menschen, die Zartgesponnenes mögen. Hier geht es in bester Louis-de-Funès-Manier ordentlich albern und ständig übertrieben zur Sache. Schon sehr, sehr lange im Kino nicht mehr so viel gelacht.
IDEAL FÜR: Alle Fans von Louis-de-Funès-Filmen und Polizei-Komödien.