DIE STORY: Wieder mal ein Film mit einem dämlichen deutschen Titel. „Liebe auf den ersten Schlag“ heißt im Original „Les Combattants“, also „Die Kämpfer“, und das trifft das Thema punktgenau.
Der Plot: Der junge Franzose Arnaud (Kévin Azais) verliebt sich auf den ersten Blick in die verschlossene Madeleine (Adèle Haenel). Die hat mit Amour aber nix am Hut. Sie ist davon überzeugt, dass es mit der Welt zu Ende geht, und sie will sich wehren können, wenn die Apokalypse naht. Ihre Berufsziel: Soldatin zu werden in einer Elite-Einheit der französischen Armee.
Zur Vorbereitung bucht sie einen Schnupperkurs bei den Soldaten, und Arnaud, der seiner Flamme nahe sein will, schließt sich an. In der Folge finden die beiden langsam und kämpferisch zueinander - bis wirklich so etwas wie die letzten Tage über sie hereinbricht.
DIE STARS: Adèle Haenel, 26, zählt zu den aufstrebenden Talenten des französischen Films. Sie wurde für ihre Rolle in „Les Combattants“ mit dem César, dem französischen Filmpreis, als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.
Kévin Azais arbeitete als Installateur, bevor er hier, nach einigen kleineren Filmauftritten, als Partner von Adèle Haenel seine erste große Hauptrolle bekam. Regisseur Thomas Cailley inszenierte mit „Liebe auf den ersten Schlag“ seinen ersten Spielfilm und wurde damit gleich zum Festival Cannes 2014 eingeladen.
DIE KRITIK: „Liebe auf den ersten Schlag“ ist eine sehr ungewöhnliche Mischung aus Romanze, Jugend-Drama und verkapptem Werbevideo fürs Militär.
Die Romanze hat die für Liebesfilme obligate hohe Hürde eingebaut. Die umworbene Madeleine denkt nicht im Traum daran, sich auf ein Verhältnis mit dem schwärmerischen Arnaud einzulassen. Die beiden lernen einander bei einem vom Militär organisierten Ringkampf-Event kennen. Madeleine zwingt Arnaud in den Sand. In den Wochen danach setzt sie stets eine ganz besonders mürrische Miene auf, wenn der Junge in ihre Nähe kommt.
Natürlich ist diese Distanziertheit irgendwie nur Fassade. Madeleine wie Arnaud sind in der Phase des Erwachsenwerdens, in der sie durchaus schmerzhaft um ihren persönlichen Platz im Leben ringen.
Bei Madeleine äußert sich das in den düsteren Endzeit-Gedanken, denen sie mit eisenhartem (Kampf-)Sport begegnet. Und Arnaud, dem der Weltschmerz fremd ist, wird von Testosteron und mangelndem Selbstwertgefühl gebeutelt - wobei letzteres viel mit der ständigen Zurückweisung durch Madeleine zu tun hat.
Im Grunde stehen hier ein männlicher und ein weiblicher Macho einander gegenüber. Madeleine ist, zumindest zu Beginn, definitiv die Stärkere.
So weit, so gut. In den ersten 45 Minuten macht der Film eine Menge Spaß. Die Darsteller spielen superb, und Autor/Regisseur Thomas Cailley hat seine Figuren facettenreich gestaltet. Er hält gut die Balance zwischen ernsten Tönen und sehr coolen Pointen.
Das ändert sich, wenn die Noch-Nicht-Liebenden ins Militär-Camp einrücken. Auf einmal geht es langatmig um Drill und Gehorsam, um Kriegsspiele und Camouflage.
Einerseits wird die Armee als Institution demaskiert, in der man seinen Kopf tunlichst beim Eingang abgeben soll (denn das Denken übernehmen die Offiziere). Andererseits wirkt „Les Combattants“ in diesen Passagen aber wie ein ausufernder Werbespot für Möchtegern-Kämpfer, die genauso ein kopfloses Dasein suchen.
Arnaud hat jedenfalls bald genug vom Drill. Er haut ab. Und diesmal folgt ihm Madeleine auf dem Fuße. Der Film öffnet dann noch zwei völlig neue Erzählstränge, die auf alle Fälle das Prädikat originell verdienen.
Ob das, was dann auf der Leinwand abläuft, glaubhaft ist oder übers Ziel hinausschießt, muss jeder Zuschauer allein bewerten. Ein konventionelles Finale hat diese unromantische Romanze jedenfalls definitiv nicht.
IDEAL FÜR: alle, die finden, die Liebe sei ein ewiger Kampf.