DIE STORY: „Liebe Halal“ ist ein Film aus dem Nahen Osten, in dem es nicht um Politik, Krieg oder Terror geht, sondern um die Liebesnöte von drei Paaren aus Beirut. Die wollen ihre Beziehungsprobleme auf eine Weise lösen, die mit den Gesetzen des Islam im Einklang steht.
Die Hausfrau Awatew, Mutter zweier aufgeweckter Töchter, hat keine Lust mehr darauf, dass ihr Ehemann jede Nacht Lust auf sie hat. Also arrangiert sie die Vermählung ihres Mannes mit einer Zweitfrau, die als erotischer Blitzableiter fungieren soll, während Awatew ruhig schlafen kann.
Die frisch vermählte Batoul wird von ihrem Angetrauten Mokhtar derart massiv mit (grundloser) Eifersucht verfolgt, dass er seine Frau drei Mal hintereinander verstößt. Das ist ein Mal zu viel. Mokhtar will Batoul wieder zurück, aber das islamische Gesetz, so erzählt es der Film, sieht vor, dass er nun erst einen neuen Mann für sie finden muss, bevor er sie wieder in die Arme schließen darf.
Die schöne Loubna schließlich hat sich gerade von dem Mann scheiden lassen, mit dem sie einst zwangsverheiratet wurde. Nun lässt sie sich auf eine Ehe auf Zeit mit ihrer Jugendliebe Abou Ahmad ein. Die Verbindung zerbricht. Und Loubnas Traum, nach Australien auszuwandern, auch.
DIE STARS: Der libanesische Regisseur Assad Fouladkar engagierte für „Liebe Halal“ Darsteller, die man im Libanon gut und bei uns praktisch gar nicht kennt.
DIE KRITIK: „Vom Leben mit dir zu träumen, war viel schöner, als mit dir zu leben.“ Einem melancholischen Satz wie diesem, gefallen in „Liebe Halal“, können wohl auch unglücklich Verliebte aus dem Westen etwas abgewinnen. Doch damit sind die Parallelen schon weitgehend erschöpft, sieht man davon ab, dass das Beziehungswesen im Morgenland genauso chaotisch ablaufen kann wie anderswo auch.
Gläubige Muslime, so lehrt es der Film, dürfen nicht nur ihrem Herzen folgen, sondern sie müssen auch die strengen Moralregeln ihrer Religion erfüllen.
Die drei Fallbeispiele, die „Liebe Halal“ auf durchaus humorige Art erzählt, wirken nicht wie Märchen, sondern wie Albträume aus 1001 Nacht: Wenn die Menschen lieber ihren Leidenschaften als den Konventionen folgen wollen, dann müssen sie kunstvolle moralische Konstrukte errichten. Denn nur so können sie einen Lebenspfad, der nicht recht zum Islam passt, halbwegs passend machen.
Regisseur Assad Fouladkar präsentiert seine Geschichten wie einen Volkshochschul-Kurs über fremde Sitten und Gebräuche. „Liebe Halal“ ist recht klobig und vordergründig konstruiert. Der Film ist arm an Raffinesse und reich an lärmenden Szenen, wenn streitende Liebesleute lautstark ihre Dispute austragen.
Als Westler beneidet man die Muslime jedenfalls nicht um ihr streng reglementiertes Liebesleben – die Männer nicht, und die Frauen schon gar nicht, die ihre Schönheit unter dem Kopftuch und ihre wahren Gedanken vor den Männern verbergen müssen.
Unterm Strich bestätigt die Islam-Beziehungskomödie ein Vorurteil: Jenes, dass zwischen der westlichen und der muslimischen Einstellung zu Liebe, Lust und Partnerschaft ganze Welten liegen.