GESAMTEINDRUCK: „Les Fantomes d’Ismaél“, 2017 als Eröffnungsfilm des Festivals Cannes ausgewählt, ist eine intellektuelle Kino-Etüde, der es trotz eines interessanten Plots an packenden Einfällen fehlt.
DIE STORY: Der französische Filmemacher Arnaud Desplechin erzählt in „Les Fantomes d’Ismaél“ eine Geschichte über den französischen Filmemacher Ismaél (Mathieu Amalric), der während des Drehs zu einem Spionage-Thriller von Geistern der Vergangenheit heimgesucht wird. Konkret geht es um einen weiblichen Geist namens Carlotta (Marion Cotillard); Ismael Ex-Ehefrau. Die verschwand vor 20 Jahren so plötzlich und spurlos von der Bildfläche, dass sie längst amtlich für tot erklärt wurde. Jetzt ist sie wieder da und will ihren Ex zurück. Ismaél aber ist längst mit einer neuen Frau liiert, der Astrophysikerin Sylvia (Charlotte Gainsbourg).
DIE STARS: Mit dem Ex-Bond-Schurken Mathieu Amalric („Ein Quantum Trost“), der Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard („La vie en rose“) und Arthaus-Star Charlotte Gainsbourg („Nymphomaniac“) glänzt „Les Fantomes d’Ismaél“ mit geballter französischer Kino-Prominenz.
DIE KRITIK: „Les Fantomes d’Ismaél“ ist ein Arthaus-Film aus dem Genre des knochentrockenen Kopfkinos. Es wird viel geredet und viel aus anderen Produktionen zitiert (von Hitchcocks „Vertigo“ bis hin zu Desplechins eigenen Filmen), doch die Story findet keinen zentralen Punkt, an dem sich das Interesse des Publikums entzünden könnte.
Ganz im Gegenteil: Desplechin vermischt munter Szenen aus dem Spionagethriller, den sein Protagonist gerade dreht, mit Sequenzen aus Ismaéls privater Geschichte. Diese Vorgangsweise schlägt tiefe Kerben in den Film. Der Spionage-Story fehlt es an Spannung, während das Drama um Ismaél und seine zwei Frauen so vorgetragen wird, wie der berühmte Regisseur Jean-Pierre Jeunet einmal das französische Kino definierte: „Depressive Dialoge in der Küche.“
Außer endlosem Gedanken-Ping-Pong gibt es auch sinnliche Momente und solche voller Gewalt. Für erstere ist vor allem Charlotte Gainsbourg zuständig, für zweitere Mathieu Amalric.
Immerhin: „Les Fantomes d’Ismaél“ ist ein visuell prächtiger Film, der von seinen hochklassigen Darstellern auch ansehnlich gespielt wird. Warum man dieser verkopften Mischung aus Künstler-Grübelei und Beziehungs-Drama allerdings einen Kino-Abend schenken sollte, bleibt offen.
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die es lieben, im Kino Kopfarbeit zu leisten.