GESAMTEINDRUCK: „Leid und Herrlichkeit“ ist ein packendes Psychodrama von Pedro Almodóvar, in dem der Filmemacher tiefe Einblicke in sein eigenes Leben gewährt.
DIE STORY: Zentralfigur von „Dolor y Gloria“ (so der Originaltitel) ist ein in die Jahre gekommener Filmregisseur namens Salvador (Antonio Banderas), der voll Melancholie auf sein Leben blickt. Er denkt zurück an eine Kindheit in Armut, in der ihm seine Mutter (Penélope Cruz) den Weg zur Bildung und damit zur Karriere öffnete. Er leidet in der Gegenwart unter Schmerzen, die er nicht nur mit Medikamenten, sondern auch mit Drogen betäubt. Und er begegnet Männern aus seiner Vergangenheit, mit denen er in Feindschaft, Freundschaft oder Liebe verbunden war.
DIE STARS: Pedro Almodóvar, mittlerweile 69, zählt spätestens seit seinem großen Durchbruch mit „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ (1988) zu den führenden Filmkünstlern der Welt. Für „Alles über meine Mutter“ erhielt der Spanier 2000 den Golden Globe und den Oscar. Das Drama „Volver“ brachte ihm 2006 den Europäischen Filmpreis als bester Regisseur ein.
Antonio Banderas begann seine Laufbahn 1982 in Almodóvars „Labyrinth der Leidenschaften“. 1992 spielte der Spanier aus Malaga in seinem ersten US-Film, „Mambo Kings“, und übersiedelte nach Amerika, wo er mit Produktionen wie „Evita“ oder „Die Maske des Zorro“ den Status eines Hollywood-Stars erreichte.
Auch die Karriere von Penélope Cruz ist eng mit den Namen Almodóvar verbunden. Nach wichtigen Rollen in seinen Filmen „Live Flesh“ und „Alles über meine Mutter“ wurde man in den USA auf sie aufmerksam, wo sie wie Antonio Banderas seit etlichen Jahren zu den Stars des Hollywood-Kinos zählt.
DIE KRITIK: Pedro Almodóvar brauchte nicht weit zu gehen, als er nach Motiven für „Leid und Herrlichkeit“ suchte. Er wurde fündig bei sich selbst. Die Biografie des Protagonisten Salvador weist große Parallelen zu seiner eigenen auf.
Antonio Banderas ist ein Ereignis als vom Leben ramponierter Großkünstler, der gerade ein wenig ziellos durch die Tage marschiert. Mal sieht man ihn überglücklich (wenn er einen Ex-Geliebten nach Jahrzehnten wiedertrifft), mal erleichtert (wenn sich eine befürchtete Krebs-Diagnose als harmlos herausstellt) und mal streitbar (wenn er mit sich einem Schauspieler, den er lange verachtete, erneut in die Haare gerät). Banderas wurde für diese Glanzleistung im Mai in Cannes zu Recht mit dem Preis für den besten Darsteller ausgezeichnet.
„Leid und Herrlichkeit“ ist ein Drama, das ohne großen Grundkonflikt auskommt, sondern lieber auf anekdotische Art viele kleine Geschichten erzählt. Wahre Prachtstücke sind die Rückblenden in Salvadors Kindheit, in der ihm die Mutter temperament- und liebevoll zur Seite steht (Penélope Cruz spielt diese Frau aus dem Volke mit unbändiger Wucht). In einer Episode geht’s um Salvadors Entdeckung seiner Homosexualität, in einer anderen um ein Bild, das nach Jahrzehnten wiederentdeckt wird.
Stets wirkt der Film zutiefst menschlich, ohne jemals zu kitschig zu menscheln. Der überragende Regisseur Almodóvar porträtiert sein Alter Ego, den zweifelnden Regisseur Salvador, als liebenswerten gefühlvollen Denker, dessen Storys man tagelang zuhören könnte. Großartig - trotz einiger kleiner Längen.
IDEAL FÜR: Alle Fans der Filme von Pedro Almodóvar.