Late Night - Die Show ihres Lebens

Glitzerglanz und Absturzgefahr


FilmClicks:
Emma Thompson (mit Studiogast) als Moderatorin Katherine Newbury in ihrer Late Night Show © eOne Germany
GESAMTEINDRUCK: „Late Night“ ist eine pointierte und nachdenkliche Medien-Komödie, die einen tiefen Blick ins Herz der Fernseh-Welt ermöglicht.
 
DIE STORY: Die Moderatorin Katherine Newbury (Emma Thompson) ist mit ihrer Talkshow „Late Night“ eine Institution im US-Fernsehen. Doch dunkle Wolken ziehen auf: Die Quoten rasseln in den Keller. Der Sender überlegt, Katherine in den Ruhestand zu schicken. Die Moderatorin, die sich ein Leben ohne TV-Studio nicht vorstellen kann, wehrt sich mit aller Kraft. Da erweist es sich als glücklicher Zufall, dass mit der Newcomerin Molly (Mindy Kaling) erstmals eine Frau in das Team ihrer Gag-Autoren kommt. Zwar zickt die divenhafte Katherine mit der Neuen anfangs mächtig herum – aber Molly hat Ideen, die der Moderatorin die Karriere retten könnten.

Karriere: Molly (Mindy Kaling) schmiegt sich an Katherine (Emma Thompson) © eOne

DIE STARS: Die zweifache Oscar-Preisträgerin Emma Thompson („Sinn und Sinnlichkeit"; „Wiedersehen in Howard’s End“) zählt seit vielen Jahren zu den herausragenden Schauspielerinnen Großbritanniens und des Hollywood-Kinos.
Die Komödiantin Mindy Kaling, die durch die TV-Serie „Das Büro“ und durch Filme wie „Ocean’s 8“ populär wurde, ist nicht nur eine exzellente Mimin, sondern auch eine talentierte Autorin:  die Darstellerin der Molly hat das Drehbuch zu „Late Night“ geschrieben.

Ruhepol: Katherine mit Ehemann Walter (John Lithgow) © eOne

DIE KRITIK: Wer als junger Mensch den Berufswunsch „irgendwas mit Medien“ hegt oder wer als TV-Konsument einfach einmal hinter die Kulissen der Fernsehstudios schauen möchte, für den ist „Late Night“ der perfekte Film. Die Komödie führt in die Welt der Talk Shows, in der die Moderatorin Katherine Newbury allabendlicher Gast in Millionen von amerikanischen Haushalten ist: Emma Thompson porträtiert so eine Art weiblichen Harald Schmidt.
Allein das Spiel von Thompson ist das Eintrittsgeld wert. Nach außen eine strahlende, souveräne Frau, die vor der Kamera kein Lampenfieber kennt, zeigt diese Katherine Newbury eine Menge irritierender Eigenschaften, sobald die Scheinwerfer abgeschaltet sind. Sie ist narzisstisch, ungerecht, aufbrausend und zynisch. Nur bei ihrem Gemahl Walter (John Lithgow), einem Wissenschaftler, legt sie ihre kühle professionelle Hülle ab.
Machtwille und Skrupellosigkeit haben dieser Frau einst bei der Durchsetzung in der Medienwelt geholfen. Mittlerweile ist sie allerdings kreativ so erstarrt, dass ihre Show immer schlechter wird: Das Sprichwort vom Hochmut, dem der Fall folgt, scheint sich hier wieder mal zu bestätigen.
Die Autorin Mindy Kaling hat mit dieser Aufstellung eine prima Grundsituation geschaffen, in der sich mit den Mitteln der Komödie exzellent über das Medienwesen debattieren lässt. Sich selbst hat Mindy Kaling die Rolle der naiven Gagschreiber-Novizin Molly auf den Leib geschrieben, die mit großen Augen beobachtet, was rund um die Diva Katherine Newbury alles abgeht.
Freilich ist die Naivität dieser Molly nur eine scheinbare. In Wahrheit hat sie es faustdick hinter den Ohren. Und auch sie lernt rasch, dass man gelegentlich eine große Klappe braucht, um auf der Karriere-Hühnerleiter ein paar Stufen nach oben zu rücken. In diesem Fall gern auf Kosten der Männer.
Die Männer kommen generell nicht besonders gut weg in „Late Night“, was insofern verwunderlich ist, als das Talkshow-Wesen bei den meisten Sendern ja fest in männlicher Hand liegt. Hier sind die Herren aber auf die Rolle als Zulieferer reduziert, die Tag für Tag in einem tristen Schreibraum sitzen und sich Gags ausdenken, die Katherine Newbury hoffentlich in der Show verwenden wird. Man vermeint Emma Thompson und Mindy Kaling das Vergnügen anzumerken, mit der sie ihre Frauen-an-die-Macht-Geschichte erzählen.
Unterm Strich ist „Late Night“ ein großes Vergnügen. Die Pointen fliegen nach Art der klassischen Screwball Comedies nur so dahin. Regisseurin Nisha Ganatra sorgt für rasches Tempo und pulsierenden Rhythmus. Und abgesehen davon, dass der Film sein Publikum gut unterhält, ist er auch noch lehrreich: Zum Teil geht’s in der Fernsehwelt offenbar genauso zu, wie man sich das von außen vorstellt. Zum Teil ist es aber auch ganz anders. Doch auf alle Fälle, daran lassen die Figuren keinen Zweifel, haben TV- und Film-Jobs ein verdammt hohes Suchtpotenzial.
 
IDEAL FÜR: Fans von Emma Thompson und für Freunde kluger (Medien-)Komödien.






Trailer
LÄNGE: 103 min
PRODUKTION: USA 2019
KINOSTART Ö: 29.08.2019
REGIE:  Nisha Ganatra
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 6


BESETZUNG
Emma Thompson: Katherine Newbury
Mindy Kaling: Molly Patel
John Lithgow: Walter Lovell
Amy Ryan: Caroline Morton