GESAMTEINDRUCK: „Last Christmas“ ist ein schön gefühliger Weihnachts-Herz-Schmerz-Film mit viel Musik von George Michael.
DIE STORY: Die junge Kate (Emilia Clarke) versucht, mehr schlecht als recht, im teuren London zu leben. Sie arbeitet als Elf das ganze Jahr über in einem Weihnachtsladen, hat keine eigene Wohnung und das Verhältnis zu ihrer Familie ist alles andere als gut. Seit Kate vor einem Jahr eine große Operation hatte, ist nichts mehr, wie es mal war. Aber dann taucht der über die Maßen charmante Tom (Henry Golding) auf und gibt ihr wieder Lebensmut. Aber warum verschwindet er ständig? Kann sie sich in so einen Typen verlieben?
DIE STARS: Der größte Star von „Last Christmas“ ist seit bald drei Jahren tot: George Michael. Den ganzen Film über erklingen seine Hits. Vor sechs Jahren hatte der Pop-Star in London mal Besuch von Emma Thompson („Tatsächlich... Liebe“) bekommen, die gern einen Film über seinen Song „Last Christmas“ gemacht hätte. George Michael war unter gewissen Bedingungen bereit. Zum Beispiel sollte es im Film um Obdachlose gehen, da ihr Schicksal Michael am Herz lag.
Die meiste Leinwandzeit gehört der zuckersüßen Emilia Clarke („Game Of Thrones“). Wenn sie ständig das Gesicht in Falten legt und die Augen aufreißt, hat das zwar nichts mit gutem Schauspiel zu tun. Aber es geht ans Herz. Der Newcomer Henry Golding („Crazy Rich“) als Tom macht seine Sache sehr solide.
DIE KRITIK: Wer mit einem Film wie „Last Christmas“ – und das auch noch kurz vor der Adventszeit – im Kino antritt, der schielt natürlich auf den Thron der Weihnachtsfilme. Und dort hockt seit vielen Jahren „Tatsächlich… Liebe“. Richard Curtis hat im Jahr 2003 diesen unfassbar tollen und alle Sinne ansprechenden Film über Liebe in Zeiten der Weihnacht gedreht. Nicht zu vergessen bescherte er Emma Thompson in diesem Film einen der schönsten Momente ihrer Karriere. Am Weihnachtsabend steht sie als Mutter Karen im Schlafzimmer und weint bitterlich, da sie statt des Colliers (das bekam Heike Makatsch) nur eine CD erhält – Schluchz!
Vielleicht entstand damals der Wunsch bei Emma Thompson, die ja auch eine oscargekrönte Karriere als Drehbuch-Autorin vorweisen kann („Sinn und Sinnlichkeit“), selbst mal einen Weihnachtsfilm zu schreiben. Nun hat sie es mit „Last Christmas“ getan. Und sie ist letztlich gescheitert, allerdings auf sehr hohem Niveau.
Ähnlich wie beim Episodenfilm „Tatsächlich… Liebe“ werden verschiedene Geschichten erzählt. Mal geht’s um Einwanderer nach England und ihre Angst, wieder vertrieben zu werden. Dann um das Alleinsein in der Gesellschaft, um den Brexit, um Obdachlose oder um schwere Krankheiten. Und so weiter und so fort. Aber die Storys gleiten nicht elegant ineinander über. Vielmehr springt der Film von einem Element zum nächsten und wirkt auf diese Weise vollgepfropft und manchmal auch gehetzt.
Aber dem Regisseur Paul Feig („Brautalarm“) gelingen immer wieder wundervolle Szenen, die den Film zum Glück vorm Absturz retten. So durfte das Team zur Weihnachtszeit 2018 mitten in London drehen. Das ist für Weihnachtsfans ein Fest. Dann stimmt die Chemie zwischen den Hauptdarstellern Emilia Clarke und Henry Golding. Und Emma Thompsons wunderbar schwarzer Humor (sie darf als Kates jugoslawische Mutter mit Sinn für schrägen traurigen Gesang punkten) findet sich auch in etlichen Szenen wieder.
Einer der großen Schwachpunkte des Films ist eigenartigerweise die Musik von George Michael. Natürlich gibt es immer wieder „Last Christmas“ in zum Teil abenteuerlichen Varianten zu hören. Und auch seine anderen Hits wie „Freedom“ oder „Wake Me Up Before You Go Go“ werden eingespielt. Was das Problem genau beschreibt. Anders als bei „Rocketman“ zum Beispiel bekommt man hier überhaupt kein Gefühl, warum woher diese Lieder kommen und warum sie je wichtig waren. Sie werden wie in einer Juke Box einfach abgenudelt - schade drum!
Aber auf der anderen Seite haben die Macher auch sehr genau auf den Text von „Last Christmas“ („…I Gave You My Heart…“) gehört und zaubern daraus einen wunderbaren Twist für den Schluss des Film, von dem man besser noch nichts weiß, wenn man ins Kino geht. Einziger Hinweis: Wer nah am Wasser gebaut ist, nimmt am besten Taschentücher mit!
IDEAL FÜR: Fans von zu Herzen gehenden Weihnachtsfilmen.