DIE STORY: „Landraub“ ist eine Dokumentation von Kurt Langbein, die darüber berichtet, wie Finanzinvestoren in großem Stil weltweit landwirtschaftliche Flächen aufkaufen – allein in den letzten Jahren eine Fläche halb so groß wie Europa. Der Film porträtiert die Investoren und auch die Bauern, die durch den Besitzerwechsel oft ihre Lebensgrundlage verlieren. Experten sagen voraus, dass diese Landnahme noch zu gigantischen Problemen führen wird.
DER REGISSEUR: Der Wiener Filmemacher Kurt Langbein, 61, begann seine Laufbahn in den Siebziger Jahren als ORF-Journalist bei Claus Gatterers Magazin „teleobjektiv“. 1983 landete er als Co-Autor des Pharma-kritischen Buchs „Bittere Pillen“ einen internationalen Bestseller. Nach einigen Jahren beim Nachrichtenmagazin „profil“ machte er sich 1992 selbständig und ist seither als Regisseur und Produzent zahlreicher Dokumentarfilme tätig. 2015 war Langbein Koproduzent des Musikfilms „Hubert von Goisern – Brenna tuat’s schon lang“.
DIE KRITIK: Wer würde solch einen Satz nicht gern hören? „Sie werden 20 Jahre lang lächeln, wenn Sie zur Bank gehen“, lächelt der Anlageberater. Gut, man muss erst einmal 100 Millionen Dollar Kapital mitbringen. Dann muss man ein großes Stück Regenwald kaufen und bereit sein, diesen zu roden und in eine Ölpalmen-Plantage zu verwandeln. Wenn man schließlich noch abwartet, bis die Palmen Früchte tragen, beginnt nicht nur das Öl, sondern auch das Geld zu fließen: „40 Millionen Dollar Profit pro Jahr“, verspricht der Finanzmann.
Der Blick auf die Monokultur der Ölplantagen ist eines der Beispiele, mit denen Kurt Langbein in „Landraub“ die Veränderungen der Agrar-Welt dokumentiert: Weg von der Natur, vom Kleinbauerntum, von gewachsenen Strukturen. Hin zum Finanzkapitalismus, zu Monokulturen, zu gigantischen Agrarfabriken.
Von Kambodscha bis Sierra Leone, von Rumänien bis Indonesien und Äthipien: „Landraub“ findet überall auf dem Planeten Beispiele für den Wandel, der ganze Landschaften und Gesellschaften zerstört.
Regisseur Langbein lässt die Investoren zu Wort kommen, die ihr Tun vor allem als Rechenaufgabe sehen: „Die Preise gehen langfristig rauf. Höhere Preise eröffnen Chancen“. Und er besucht die Leidtragenden, die Grund und Boden verlieren: Mal wird ihnen ihr Ackerland in korrupten Ländern gestohlen, mal verkaufen sie es selbst in der Hoffnung auf (von den Käufern) schöngerechnete Erträge, die dann nicht eintreffen.
Der Film beleuchtet auch die Rolle der europäischen Politik in diesem Agrar-Monopoly: „Wir könnten den Import (solcher Produkte) stoppen“, wird ein EU-Abgeordneter zitiert. „Wir sind diejenigen, die diese Zustände nicht verhindern.“
Mit der Schilderung der existenziellen Not vieler geschädigter Kleinbauern liefert der Film auch einen Kommentar zur aktuellen Flüchtlings-Krise: „Landraub“ zeigt Menschen, denen durch die Profitgier westlicher Konzerne und Investoren die Daseinsgrundlage genommen wird. Was zur Folge haben kann, dass sie – um zu überleben – dorthin gehen, wo die westlichen Konzerne und Investoren zu Hause sind.
IDEAL FÜR: alle, die am Weltgeschehen Anteil nehmen.