La Grande Bellezza
Die Schönheit und ihr Niedergang
DIE STORY: Der Schriftsteller Gambardella (Toni Servillo) (lust-)wandelt in „La grande bellezza“ durch die ewige Stadt: Rom dient Regisseur Paolo Sorrentino als Kulisse für eine wortlastige Abhandlung über Schönheit und ihre Vergänglichkeit. Es geht um die Lebensbilanz eines Autors, der außer einem großen Roman bis ins Alter nichts mehr veröffentlicht hat.
DIE STARS: Toni Servillo trägt die Geschichte famos; der 1959 geborene Schauspieler gehört zu Italiens besten Charakterdarstellern und drehte mit Sorrentino bereits „Il Divo“ (als Giulio Andreotti), trat aber auch in Filmen wie Matteo Garrones „Gomorra“ oder Marco Bellocchios „Bella adormentata“ auf – allesamt Arthaus-Hits der letzten Jahre.
KURZKRITIK: Ein in seiner Opulenz und in seinen Schauwerten kaum zu übertreffender Blick auf Rom und der grandiose Hauptdarsteller machen „La grande bellezza“ zu einer ganz besonderen Filmerfahrung: Wer sich auf den Bilderreigen einlässt und den philosophischen Ansätzen des Dialogs folgt, wird belohnt.
IDEAL FÜR: Liebhaber des italienischen Kinos zwischen Visconti und Fellini.
FilmClicks Kritik. Es beginnt mit einem opulenten Schwelgen in Bildern der ewigen Stadt: Rom ist ein Hauptdarsteller in Paolo Sorrentinos neuem Film „La grande bellezza“. Die Kamera schwebt durch die ganze Schönheit der Prachtbauten, zeigt Totalen aus Perspektiven, die man nicht einmal im teuersten Tourismus-Werbespot zu sehen bekommt. Danach: Eine Party auf einer römischen Dachterrasse; hunderte Gäste, gute Laune, laute Dance-Musik, ein Gelage der Freude, der Lust sowieso. Kaum jemand hat bisher eine Partyszene so wirkungsvoll inszeniert wie Sorrentino.
Wozu dieses Schwelgen? Sorrentino lässt einen alternden Schriftsteller namens Gambardella (Toni Servillo) durch die Szenerie schreiten – er ist der rote Faden, anhand dessen der Regisseur von Reichtum und Schönheit erzählt, aber auch von Dekadenz und Niedergang. Eine philosophische, wortlastige Abhandlung über das Italien von Heute ist das geworden, in der die wunderbaren Bilder genau das repräsentieren, wie man dieses Land im Allgemeinen wahrnimmt: Außen schön, innen hohl. Ein Klischee, ja, aber irgendwas ist da schon dran.
Gambardella war einst ein viel versprechender Autor gewesen, er hat einen großen Roman geschrieben, als er jung war. Aber eben nur einen, seither ist nichts Bedeutsames mehr nachgekommen. So ist er heute der reflektierende Betrachter einer Gesellschaft , in der die Schönheit mehr zählt als die Wahrheit. Gambardella ist eine traurige Gestalt: Er weiß, dass nicht nur er selbst gescheitert ist am Leben, sondern auch die Gesellschaft um ihn herum – das Bürgertum, der Adel, der Klerus, die Politik sowieso.
Inmitten dieses prächtigen Streifzuges durch Schönheit und Niedergang wirkt „La grande bellezza“ vor allem wie eine Hommage an große Vorbilder des Regisseurs: Inhaltlich spinnt Sorrentino zarte Fäden zu den Werken Viscontis, optisch wandelt er allzu offensichtlich auf den Spuren von Federico Fellini. „La grande bellezza“ wirkt zuweilen wie eine Fortschreibung von „La dolce vita“ oder „Fellinis Roma“, und doch wirkt bei Sorrentino alles ein wenig schwermütiger und angestrengter. Er doziert nicht über die Schönheit allein, sondern vor allem über ihre Vergänglichkeit.