Kundschafter des Friedens

Neuer Einsatz für alte Spione


FilmClicks:
„Kundschafter des Friedens“: Thomas Thieme, Michael Gwisdek, Henry Hübchen und Antje Traue (v. l.) © Filmladen
DIE STORY: „Kundschafter des Friedens“ wurden zu DDR-Zeiten die Agenten genannt, die im Ausland für den Arbeiter- und Bauernstaat tätig waren. Mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Fall der Mauer werden im Film jetzt vier von ihnen reaktiviert, weil der deutsche Geheimdienst BND im Osten Europas ein Problem hat.
Um den Fall zu lösen, wird der Sachverstand der alten Ost-Spione gebraucht. Aber die sind lange aus dem Geschäft raus, auch körperlich nicht mehr die Frischesten.  Und so richten sie allerfeinstes Chaos an. 

Henry Hübchen und Antje Traue bei einem Verhör © Filmladen

DIE STARS: So viel DDR-Altstars auf einem Haufen sah man wohl zum letzten Mal, als es noch das legendäre Filmstudio DEFA gab. Allen voran Henry Hübchen („Whisky mit Wodka“)  als Jochen Falk. Eine Agenten-Legende, die sich vom neuen deutschen Staat betrogen fühlt und als Honorar für den neuen Auftrag die Angleichung an die West-Rente fordert, für sich und die Ex-Genossen.
Unter ihnen Michael Gwisdek („Good bye Lenin“) als Techniker Jacky, Thomas Thieme („Das Leben der Anderen“) als Logistiker Locke und Winfried Glatzeder („Die Legende von Paul und Paula“) in der Rolle des Ex-Romeo-Agenten Harry.
Diese Truppe von DDR-Machos muss Antje Traue („Man of Steel”) als BND-Agentin Paula zähmen. Während der deutsche Hollywoodstar Jürgen Prochnow („Das Boot“) als alter Spion Frank Kern eine kleine Rolle hat. Alle zusammen aber – das macht den Spaß dieses Filmes aus funktionieren ganz wunderbar als komödiantisches Team.

Jaecki (Michael Gwisdek) ist ein begnadeter Tüftler © Filmladen

DIE KRITIK: „Kundschafter des Friedens“ schafft etwas, das nur wenigen Komödien gelingt. Das Archiv der bereits vorhandenen Filme ordentlich plündern und dennoch etwas Eigenständiges schaffen.
Regisseur Robert Thalheim („Eltern“) bekommt mühelos etwas hin, das auf dem Papier im Grunde überhaupt keinen Sinn macht. Man nehme eine Prise James Bond, reichere dies mit einer ordentlichen Dosis Olsenbande an und füge noch einen Schuss „Space Cowboys“ hinzu. Sollte normalerweise nicht funktionieren. Hier aber, in dieser ganz besonderen Mixtur, fallen alle Teile an den richtigen Platz und ergeben mehr als die Summe der einzelnen Teile.
Was die Darsteller betrifft, hat Regisseur Thalheim das wunderbarste Altherren-Quartett der jüngeren Filmgeschichte zueinander gebracht. Im Zentrum steht Henry Hübchen als Jochen Falk – einstmals einer der besten DDR-Spione.
Nach dem Fall der Mauer wurde er nicht vom neuen bundesdeutschen Geheimdienst übernommen. So hat sich über die Jahre hinweg Frust angesammelt, den er plötzlich abbauen kann. Denn der BND meldet sich bei ihm mit einer Konflikt-Lösungs-Anfrage.
In einem fiktiven Ex-Sowjet-Staat ist ein BND-Agent gemeinsam mit einem Vertreter der Opposition – den der Westen als Präsident inthronisieren will – einfach so verschwunden. Falk soll nun mit seinen Ost-Kenntnissen glänzen und die Männer finden.
Nach einigen Versuchen – wunderbare Dialoge! –, sich zu widersetzen und wieder in sein Mecker-Rentner-Idyll zurückzukehren, akzeptiert er den Auftrag. Aber nur unter der Bedingung, seine alten Kameraden mit ins Boot zu holen. Besonders Michael Gwisdek – wie man das nicht anders erwarten durfte – gibt dem Affen Zucker und führt die Operation heimlich an.
„Kundschafter des Friedens“ ist ein Film des ständigen Scheiterns. Die alten Herren überschätzen sich komplett; sie finden sich in der modernen Welt überhaupt nicht mehr zurecht. Aber dennoch – gelernt ist gelernt – es findet sich immer ein Ausweg.
Das sympathische Quartett macht eigentlich immerzu alles falsch und wird am Ende dennoch im Bundestag frenetisch gefeiert. Ein Sieg der alten Herren und auch des deutschen Kinos, das hier zeigt, dass Komödie „Made in Germany“ nicht unbedingt flach und prollig sein muss. Eine Fortsetzung wäre sehr willkommen!  
   
IDEAL FÜR: Kinogänger, die eine brillant gespielte Agentenkomödie mit schön bösen Dialogen zu schätzen wissen.
 






Trailer
LÄNGE: 93 min
PRODUKTION: Deutschland 2017
KINOSTART Ö: 10.02.2017
REGIE:  Robert Thalheim
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Antje Traue: Paula Kern
Henry Hübchen: Jochen Falk
Winfried Glatzeder: Harry
Jürgen Prochnow: Frank Kern
Michael Gwisdek: Jaecki
Thomas Thieme: Locke