DIE STORY: Der Sex-Horrorthriller „Knock Knock“ spielt in der chicen Villa des Architekten Evan (Keanu Reeves). Frau und Kinder sind auf Kurzurlaub - der Mann hat sich zur Arbeit zurückgezogen. Aber da wird nix draus. „Knock Knock“: Plötzlich klopft es an seiner Tür. Zwei vom Regen durchnässte Mädels stehen draußen, die um Unterschlupf bitten zwecks Trocknung und Taxiruf.
Doch als der Chauffeur kommt, haben es sich die Damen namens Genesis (Lorenza Izzo) und Bel (Ana De Armas) längst bei Evan gemütlich gemacht. Sie flirten mit ihrem Gastgeber. Sie werden immer anzüglicher. Sie locken ihn ins Bett. Zwar leistet er Widerstand, aber schließlich lässt er sich vernaschen. Was er bitter bereuen wird - sonst würde aus dem Film schließlich kein Horrorthriller.
DIE STARS: Keanu Reeves schaffte es mit Hits wie „Speed“ oder der „Matrix“-Trilogie bis in die erste Reihe der Hollywood-Stars. Seitdem er dort oben ankam, geht es freilich mit seiner Karriere wieder bergab.
Die Chilenin Lorenza Izzo und die Kubanerin Ana De Armas, die die Verführerinnen spielen, hinterließen bisher keine Spuren im Hollywood-Kino. Bei Ana De Armas könnte sich das ändern. Sie wird im Boxerdrama „Hands of Stone“ bald an der Seite von Robert De Niro und Edgar Ramirez (beide derzeit mit „Joy“ im Kino) zu sehen sein.
Regisseur Eli Roth drehte 2005 mit „Hostel“ einen extrem blutigen und sadistischen Horrorthriller. In Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ war er als Schauspieler im Einsatz.
DIE KRITIK: Erst lockt die Lust, dann lauert der Kater: „Knock Knock“ ist ein klassischer Fall von filmgewordener Doppelmoral - in einem Drama, das mit erotischen Träumen und Ängsten spielt.
Welcher Hetero-Mann wäre nicht angetan von der Verlockung, einmal von zwei Frauen zugleich verführt zu werden? Dieses Thema trägt den Film durch die erste halbe Stunde. Man schaut zu, wie Evan alias Keanu Reeves von den beiden Vamps mit allen weiblichen Reizen eingekocht wird. So lange, bis er bereit ist, seine Grundsätze in Sachen ehelicher Treue - der Mann ist glücklich verheiratet! - zu vergessen.
Man muss allerdings festhalten, dass es mit der Widerstandskraft von Evan/Keanu nicht weit her ist. Denn außer kurvigen Körpern und lasziven Sprüchen haben Genesis und Bel nichts zu bieten: Die beiden Damen, angeblich Stewardessen von Beruf, kommen ziemlich dumpfbackig daher. Mit großen Augen und leeren Gesichtern sind Lorenza Izzo (privat die Gemahlin von Regisseur Eli Roth) und Ana De Armas, was die Schauspielkunst betrifft, ausgesprochen schwächlich unterwegs. Keanu Reeves lässt immerhin Spuren seines Talents aufblitzen.
Nach der Liebesnacht müssen die Mädchen, so will es das Drehbuch, voll in den Aggressions-Modus wechseln. Die Nymphen werden auf einmal zu Furien, die sich anschicken, die bürgerliche Existenz ihres Bettgenossen zu zerstören. Wobei sie gleich mal damit beginnen, die Wohnungseinrichtung zu demolieren. Da werden Evans Frau und seine Kids aber schön schauen, wenn sie wieder heimkehren! In dieser Phase wird der einfältige Film, der als harmloser Schabernack begann, zum Ärgernis.
Die Grundidee von „Knock Knock“ wirkt noch, als hätte Autor/Regisseur Eli Roth bei Michael Hanekes „Funny Games“ abgeschrieben: Unbekannte dringen in ein Haus ein, um dort Unheil zu verbreiten. Doch wo der Wiener Oscar-Preisträger Haneke verstörende und kluge Aussagen zum Thema Gewalt trifft, wird „Knock Knock“ immer mehr zum sadistischen, aber erzkonservativen Zerstörungs-Ritual.
Denn die Botschaft des vermeintlich erotischen Films könnte allen knochentrockenen Puritanern gefallen: Leute, lasst euch nie auf Sex-Abenteuer ein! Wer einmal fremdgeht, muss für die Momente der Lust später schrecklich büßen.
IDEAL FÜR: Moralapostel, die insgeheim gern mal ein bisschen nackte Haut sehen und es dann genießen, wenn auf der Leinwand ein Mann für seine Lust leiden muss.