GESAMTEINDRUCK: „Kaviar“ ist eine polternde Trash-Komödie aus Österreich, die ein Klischee ans nächste reiht und ihre Pointen mit dem Holzhammer verabreicht.
DIE STORY: Als der russische Oligarch Igor (Mihail Evlanov) die Idee hat, sich auf der Wiener Schwedenbrücke eine Villa bauen zu lassen, findet seine Assistentin Nadja (Margarita Breitkreiz) rasch Helfer für den Plan. Der korrupte Unternehmer Klaus (Georg Friedrich), dessen Anwalt Dr. Ferdinand Braunrichter (Simon Schwarz) und der nicht amtsführende Wiener Stadtrat Hans Zech (Joseph Lorenz) sind gern bereit, dem Russen alle Wege zu ebnen – gegen Schmiergeld in Millionenhöhe, versteht sich. Freilich müssen sie bald erkennen, dass auch Betrüger betrogen werden können. Woran ihre grell geschminkten Herzdamen nicht ganz unschuldig sind.
DIE STARS: Die renommierten Schauspieler Simon Schwarz, Georg Friedrich und Joseph Lorenz gönnen sich in „Kaviar“ einen Abstecher zur Brachialkomödie. Die Deutsch-Russin Margarita Breitkreiz spielte schon an der Berliner Volksbühne bei Frank Castorf; die Wienerin Sabrina Reiter wurde 2006 durch den Horror-Hit „In 3 Tagen bist du tot“ bekannt. Die aus Russland stammende Filmemacherin Elena Tikhonova, die seit 2000 in Wien lebt, führt erstmals bei einem Spielfilm Regie.
DIE KRITIK: Russische Männer sind machtbewusst, skrupellos, im Anlassfall brutal und sie kombinieren gekonnt Gier mit Geschäftstüchtigkeit. Russische Frauen sind hemmungslos overdressed, schmücken sich mit glitzerndem Bling-Bling und lieben Tonnen von Make-Up. Österreichische Männer sind schleimig, hinterfotzig und zu jeder wirtschaftskriminellen Straftat bereit, wenn sie dadurch das eine oder andere Milliönchen einstreifen können.
So geht’s zu in der Welt der Komödie „Kaviar“. Regisseurin Elena Tikhanova hat in der Korruptions-Farce ein Team von Knall- und Knatterchargen vor die Kamera gestellt, die wie wandelnde Karikaturen wirken. Jeder kleinste Hauch von Subtilität wurde sorgfältig aus dem Geschehen entfernt. Wenn die Männer und Frauen aufeinander treffen – zum Geschäftemachen, zum Betrügen oder zum Sex –, dann wird stets mit einem groben Klotz auf einen groben Keil gehauen.
Der ultragrelle Stil verleiht dem Werk die Aura eines lärmenden Vorstadt-Schwanks. Die Ereignisse sind vorhersehbar. Die Scherze werden stets mit großem Anlauf serviert und dann – rumms! – auf das Publikum runtergedroschen. Auf diese Weise gehen auch die zeitweise aufblitzenden klugen Pointen kaputt, die der Autor Robert Buchschwenter (gemeinsam mit der Regisseurin) ins Drehbuch schrieb.
Der Zufall hat dem „Kaviar“-Team die Ibiza-Affäre geschenkt, in der russisch-österreichische Korruptions-Ideen zur Realität wurden. Diese Nähe zu wahren Ereignissen lässt den Klamauk-Stil des Films noch absurder erscheinen: Mit weniger Übertreibung wäre hier bedeutend mehr Intensität möglich gewesen. So fällt es aber schwer, das Geschehen auf der Leinwand in irgendeiner Form ernst zu nehmen, zumal die Filmemacher in ihrem Furor immer noch eins draufsetzen.
Wenn nämlich im Finale drei geldgeile Damen und zwei geldgeile Herren im Sinne des Wortes voll in die Sch… greifen, dann hat sich’s die Komödie in der Senkgrube des Fäkalhumors gemütlich gemacht. Und man kann schon mal darüber nachdenken, was wohl die Förderinstitutionen des österreichischen Films dazu veranlasste, so eine schlicht gestrickte Klamaukiade mit mehr als einer Million Euro aus ihren knappen Mitteln zu unterstützen. Von gelungenen Multi-Kulti-Komödien aus Österreich wie „Die Migrantigen“ oder „Womit haben wir das verdient?“ ist „Kaviar“ Lichtjahre entfernt.
IDEAL FÜR: Freunde des Trash-Humors.