Kaffee mit Milch und Stress

Früher war alles besser


FilmClicks:
„Kaffee mit Milch und Stress“: Draußen auf dem Lande fühlt sich der Alte (Antti Litja) zuhaus © Filmladen
DIE STORY: „Kaffee mit Milch und Stress“ ist eine finnische Tragikomödie über den Zusammenprall der Generationen.
Ein starrsinniger alter Mann (Antti Litja) erleidet daheim in der Provinz einen Sehnenriss und wird von seinem Sohn (Iikka Forss) zwecks besserer Behandlung nach Helsinki verfrachtet. Dort geht er aber nicht gleich ins Krankenhaus, sondern bringt erst einmal den hypermodernen Haushalt des Sohnes und seiner Frau (Maria Perankoski)  auf erhöhte Betriebstemperatur.
Denn der Alte ist zwar irgendwie ein origineller Charakter, gleichzeitig aber felsenfest davon überzeugt, der Einzige zu sein, der weiß, wie die Welt funktioniert. Auch wenn die Welt, wie er sie in seinen Erinnerungen sieht, längst nicht mehr existiert. .Mit seiner Rechthaberei und seinen verschrobenen Ansichten bringt er erst seine Schwiegertochter zur Weißglut und dann die ganze Familie auf die Palme.

Die verklärte Vergangenheit: Der Alte mit seiner Frau und seinem Ford Escort © Filmladen

DIE STARS: Der Finnen-Film bietet erstklassige Darsteller auf, die bei uns allerdings weitgehend unbekannt sind.
Der in Zypern geborene finnische Regisseur Dome Karukoski wurde 2013 vom Hollywood-Branchenblatt Variety zu einem von „10 Directors To Watch“ erkoren. Mit „Kaffee mit Milch und Stress“ (lautmalerischer Originaltitel: „Mielensäpahoittaja“) gelang Karukoski in Finnland ein großer Publikums-Hit.

Die ungeliebte Gegenwart: Der Alte mit seiner Schwiegertochter © Filmladen

DIE KRITIK: „Kaffee mit Milch und Stress“ wurde im Jahr 2013 gedreht – das heißt, dass der Film vier Jahre im Regal schlummerte, bevor er nun bei uns im Kino landete.
Warum es zu dieser späten Premiere kommt, erschließt sich beim Betrachten des Films nicht wirklich. Die Tragikomödie wandelt auf den Spuren des skandinavischen Kinos (rau, grotesk und schrullig) und sie folgt Vorbildern wie „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ (rau, grotesk, schrullig und alt).
Doch alt und schrullig genügt nicht: Das Groteske an dieser rauen Komödie ist die Tatsache, dass der dauerplappernde Greis stur ein erzreaktionäres Weltbild vertritt. Seine Grundregeln: Die Frau gehört in die Küche und zu den Kindern. Und der Mann ist der Herr im Haus.
Der finnische Darsteller Antti Litja spielt den fanatischen Grantler perfekt. Um nicht zu sagen: Zu perfekt. Denn mit seinen nicht enden wollenden „Früher war alles besser“-Tiraden vermag der Schauspieler bei den Zuhörern im Kino den gleichen Effekt wie bei seinen Zuhörern auf der Leinwand zu erzeugen.
Am Anfang lacht man noch mit dem und über den wortgewaltigen Mann. Doch das wird bald abgelöst durch das inständige Flehen, dieser „überalterte Austauschschüler“ (seine Schwiegertochter) möge doch bitte endlich mal die Klappe halten. Was er allerdings bis zum Finale kaum jemals tut.          
 
IDEAL FÜR:  Liebhaber skandinavischer Filme, die gnädig darüber hinwegsehen, wenn’s auf der Leinwand nicht so toll läuft.






Trailer
LÄNGE: 98 min
PRODUKTION: Finnland 2013
KINOSTART Ö: 22.12.2017
REGIE:  Dome Karukoski
GENRE: Drama|Komödie


BESETZUNG
Antti Litja: Der Alte
Petra Frey: Die Alte
Mari Perankoski: Die Schwiegertochter
Iikka Forss: Der Sohn