Julieta

Das schönste Filmpuzzle des Kinosommers


FilmClicks:
Unterwegs in eine Zukunft voller Glück und Verzweiflung: Die junge Julieta (Adriana Ugarte) © Tobis
DIE STORY: Spaniens Regielegende Pedro Almodóvar agiert mit dem Frauen-Drama „Julieta“ einmal mehr auf der Höhe seines Schaffens.
Der Plot: Die Titelfigur Julieta hat ein großes Problem, das sie seit Jahren beschäftigt. Ihre Tochter Antia ist kurz nach ihrem 18. Geburtstag verschwunden. Kein Wort des Abschieds. Julieta fügt sich in ihr Schicksal, bis sie zwölf Jahre später eine Freundin von Antia trifft und erfährt, dass sie mittlerweile Oma ist.
Also macht sich Julieta auf die Suche nach ihrer Tochter. Sie schreibt Antia einen Brief, denkt viel über die Vergangenheit nach, als sie die Liebe ihres Lebens – einen Fischer – traf. All das wird wie bei einem Puzzle in kleinen Stücken dem Zuschauer vorgelegt, bis sich erst am Ende das vollständige Bild ergibt.      

Die junge Julieta (Adriana Ugarte) mit ihrer großen Liebe Xoan (Daniel Grao) © Tobis

DIE STARS: Regisseur Pedro Almodóvar („Volver“ und viele andere schöne Filme) zeigt auch mit „Julieta", dass er der momentan größte Frauen-Versteher des Weltkinos ist.
Mit Emma Suárez („Das rote Eichhörnchen“) und Adriana Ugarte („Palmen im Schnee – Eine grenzenlose Liebe“) als ältere sowie jüngere Julieta hat er zwei außergewöhnliche Schauspielerinnen gefunden, die dem Film genau die Tiefe und Leidenschaft geben, die er braucht, um mitten ins Herz zu zielen.  

Die ältere Julieta (Emma Suárez) mit ihrer Tochter Antia (Bianca Parés) © Tobis

DIE KRITIK: „Julieta“ wirkt auf dem Papier nicht sonderlich spannend. Frau Ende 30 bekommt von der gerade volljährig gewordenen Tochter drastisch gezeigt, dass sie künftig ihren Weg allein gehen will. Sie verschwindet spurlos. Mehr als ein Jahrzehnt später gibt es ein Lebenszeichen der Tochter. Frau begibt sich auf die Suche. Was Pedro Almodóvar aus diesem Stoff allerdings macht, ist einfach wunderbar. Er erzeugt eine Stimmung wie in einem Alfred-Hitchcock-Film und präsentiert das schönste Filmpuzzle des Kinosommers.
Almodóvar – im Vorspann ohne den Vornamen genannt; ein bisschen Größenwahn muss sein – zerlegt die Geschichte um Selbstfindung und Schuld in mehrere Teile. Immer wieder springt er sehr elegant zwischen den Zeitebenen hin und her.
Mal erleben wir Julieta heute in Madrid, wie sie sich gerade anschickt, mit ihrem Freund nach Portugal zu ziehen. Dann trifft sie eine Freundin ihrer Tochter Antia, die ihr erzählt, dass die Verschollene am Leben ist und Kinder hat. Plötzlich sind wir in Julietas Jugend und erleben, wie sie in einer magischen Nacht dem Mann ihres Lebens begegnet. Worauf es wieder zu einer nächsten Zeitebene geht.
Es gelingt nicht vielen Regisseuren, diesen Willen zur Filmkunst perfekt umzusetzen. Oft klappen dann Anschlüsse nicht. Es schleichen sich Fehler ein oder die Zeitlinien ergeben irgendwann keinen Sinn mehr. Almodóvar aber zeigt, wie eine so anspruchsvolle Film-Konstruktionsweise perfekt funktioniert. Der Zuschauer bekommt nie genug Informationen, um sich sofort ein Bild zu machen, was geschehen ist im Leben von Julieta und Antia.
Dass etwas vorgefallen sein muss, das ist völlig klar. Aber der Hintergrund bleibt lange verborgen. Und selbst als das Geheimnis gelüftet ist, erzählt der Regisseur weiter spannend von der möglichen Zukunft, die Mutter und Tochter eventuell haben könnten.     
                
IDEAL FÜR: Fans von Pedro-Almodóvar-Filmen. Außerdem für alle, die im Kino gern zuschauen, wenn Mitglieder einer Familie zeigen, warum sie weder mit- noch ohneeinander auskommen können.   






Trailer
LÄNGE: 99 min
PRODUKTION: Spanien 2016
KINOSTART Ö: 04.08.2016
REGIE:  Pedro Almodóvar
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 10


BESETZUNG
Emma Suárez: Julieta
Adriana Ugarte: Julieta (jung)
Blanca Parés: Antia
Daniel Grao: Xoan
Inma Cuesta: Ava
Rossy de Palma: Marian