Joy - Alles ausser gewöhnlich

Die Erfindung des Wundermopp


FilmClicks:
Wieder vor der Kamera vereint: Jennifer Lawrence und Bradley Cooper in „Joy“ © 2015 20thCentury Fox
DIE STORY: „Joy“ ist eine Mischung aus Drama, Komödie und Biografie, die pure Joy ausstrahlt – pures Vergnügen. Jennifer Lawrence spielt die reale Figur der Amerikanerin Joy Mangano, die als hochbegabtes Kind ins Leben einsteigt, dann aber etliche Blessuren (Scheidung! Job! Familie!) hinnehmen muss. Um schließlich mit einem wundersamen Projekt den ganz großen Durchbruch zu schaffen.
„Joy“ erzählt also vom Amerikanischen Traum: Davon, dass man es im Leben verdammt weit bringen kann, wenn man seine Ziele nur mit genügend Nachdruck verfolgt. Zugleich ist der Film eine skurrile, packende Familiengeschichte. Die pointenblitzende Story ist eingebettet in einen gloriosen Soundtrack mit Hits von den Bee Gees, von Frank Sinatra, der einstigen Super Group Cream (mit Eric Clapton) und dem Ausnahme-Jazzer Lee Morgan.
Ach ja: Das Projekt, mit dem Jennifer Lawrence alias Joy Karriere macht, ist – die Erfindung des Wundermopp.

Eine herrlich disfunktionale Familie: Die Manganos © 2015 20th Century Fox

DIE STARS: Jennifer Lawrence, Bradley Cooper und Autor/Regisseur David O. Russell: Dieses Trio machte in den letzten Jahren mit den Top-Hits „Silver Linings“ (Oscar für Jennifer Lawrence) und „American Hustle“ (zehn Oscar-Nominierungen) Furore. „Joy“ ist die dritte gemeinsame Arbeit. Der Film geht mit zwei Golden-Globe-Nominierungen in die Awards Season.
Die hohe Qualität des Films zeigt sich auch in den Nebenrollen, die mit Top-Stars wie Robert De Niro, Isabella Rosselini, Edgar Ramirez oder Diane Ladd besetzt sind.

Trudy (Isabella Rossellini) stellt harte Fragen, bevor sie Joy (Jennifer Lawrence) Geld borgt © 2015 20th Century Fox

DIE KRITIK: „Der Film erzählt nicht, wo er hinwill. Trotzdem spannend“, schrieb ich nach den ersten 35 Minuten von „Joy“ in mein Notizbuch. Das Hauptthema des Spiels ist zwar tatsächlich die Erfindung des Wundermopps. Aber Regisseur David O. Russell verpackt den Plot in so vielen Handlungssträngen, dass man sich wie in einem bunt schillernden Labyrinth vorkommt. Das man keinesfalls wieder verlassen möchte.
„Joy“ beginnt mit einer Szene aus einer TV-Seifenoper in Schwarz-Weiß. Dann ertönt der hymnenhafte Rock-Hit „I Feel Free“ von Cream, der hier ziemlich ironisch wirkt. Jennifer Lawrence hat als Joy nämlich wenig Grund, sich frei zu fühlen.
Aus der jungen Erfinderin, die schon als Kind ein spezielles Hunde-Halsband konstruierte, ist eine geschiedene Frau geworden. Sie muss sich um ihre Kinder kümmern, um ihren faden Job am Flughafen, und obendrein bevölkern noch familiäre Altlasten das Haus: Ihr Ex-Gemahl Tony (Edgar Ramirez), der trotz Scheidung nicht ausziehen mag, teilt sich das Kellergeschoss mit Rudy (Robert De Niro), dem Ex ihrer Mutter.
Diese Familien-Aufstellung ist derart grotesk, dass man allein mit den Alltagsgeschichten der Mangano-Sippe einen vergnüglichen Kino-Abend verbringen könnte. Aber irgendwann wird Joy wieder von ihrem alten Erfindergeist heimgesucht. Man sieht sie eine Art Besen zeichnen, für dessen Realisierung sie Plastikteile braucht und Baumwolle: Der Miracle Mop entsteht. Der Wundermopp.
Führt Joys Erfindung direkt zu Reichtum und Ruhm? Weit gefehlt. Die Erfinderin macht eine Erfahrung, die viele Firmengründer kennen. Eine tolle Geschäftsidee ist das eine - kommerzieller Erfolg etwas ganz anderes.
Jetzt entwickelt sich der Film zum spannenden Wirtschaftsdrama, das Abstecher zur Komödie, aber auch zum Thriller unternimmt. Regisseur Russell lässt Jennifer Lawrence vor der reichen Freundin ihres Vaters (Isabella Rossellini) in die Knie gehen, die seltsame Fragen stellt, bevor sie grünes Licht für einen Kredit gibt: „Würdest du dein Produkt mit der Waffe in der Hand verteidigen?“ Gut, das ist Amerika. Joy sagt ja.
Der Film schenkt seiner Protagonistin Hoffnung, als sie dem TV-Produzenten Neil Walker (Bradley Cooper) begegnet, der das neue Putzgerät im Shopping-Kanal QVC feilbieten will. Doch dann geht’s wieder steil bergab. Anfangs will den Mopp keiner kaufen. Dann, als das Geschäft in Schwung kommt, gibt’s Probleme in der Produktion. Ein Fiasko droht - bis Joy die Sache in einem Showdown-Finale noch einmal selbst in die Hand nimmt.
So ist „Joy“ ein feiner Film über Privatleben und Ökonomie, über Menschen mit Macken und mit tollen Ideen geworden. Jennifer Lawrence sticht aus dem Weltklasse-Ensemble mit unbändiger Willens- und Leidenskraft noch heraus. Was immer gerade schiefgeht - ihre Joy begegnet allen Herausforderungen voll Entschlossenheit und Optimismus. Das tut auch der Film. So geht man ganz zwangsläufig sehr gut gelaunt wieder aus dem Kino heraus.
 
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die sich von einem All-Star-Cast gern mit guter Laune und Zuversicht impfen lassen.






Trailer
LÄNGE: 125 min
PRODUKTION: USA 2015
KINOSTART Ö: 31.12.2015
REGIE:  David O. Russell
GENRE: Biografie|Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 8


BESETZUNG
Jennifer Lawrence: Joy Mangano
Robert De Niro: Rudy Mangano
Isabella Rossellini: Trudy
Edgar Ramirez: Tony Miranda
Bradley Cooper: Neil Walker
Virginia Madsen: Terry Mangano
Diane Ladd: Mimi