Jojo Rabbit

Mit grimmigem Humor gegen die Diktatur


FilmClicks:
Sam Rockwell, Scarlett Johansson, Roman Griffin Davis als Deutsche in „Jojo Rabbit“ © 2019 20th CenturyFox
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GESAMTEINDRUCK:
Sechs Oscar-Nominierungen: Die Tragikomödie „Jojo Rabbit“ ist ein höchst unterhaltsamer und zugleich ernster Film voll schwarzem Humor, der zeigt, dass man sich der Unmenschlichkeit der Nazi-Diktatur auch mit den Mitteln der Farce nähern kann.
 
DIE STORY: Deutschland 1944. Der zehnjährige Jojo (Roman Griffin Davis) ist ein begeisterter Hitlerjunge. Doch als er bei einer Mutprobe Herz zeigt – er verweigert es, einem Hasen den Hals umzudrehen –,  wird er als Hasenfuß ausgelacht. Der Spitzname Jojo Rabbit ist geboren. Jojo flüchtet in eine Fantasiewelt, in der Adolf Hitler (Taika Waititi) sein imaginärer Freund wird. Real erleidet er schwere Verletzungen, als er in einer neuen Mutprobe eine Granate detonieren lässt. Nunmehr erst einmal in der Wohnung seiner Mutter (Scarlett Johansson) festgeschraubt, kriegt der kleine Nazi einen Schock, als er entdeckt, dass die Mama heimlich einem jüdischen Mädchen (Thomasin McKenzie) Unterschlupf gewährt.

Jojo (Roman Griffin Davis) und das jüdische Mädchen Elsa (Thomasin McKenzie) © 2019 Centfox

DIE STARS: Scarlett Johansson als treudeutsche Mutter mit Trachtenhut: In einer derart grotesken Aufmachung wie in „Jojo Rabbbit“ hat man die Star-Aktrice nie zuvor auf der Leinwand gesehen. Ihr kleiner Film-Sohn Roman Griffin Davis spielt so gut, dass er eine Golden-Globe-Nominierung bekam.
Der neuseeländische Komödiant, Autor und Regisseur Taika Waititi („Thor: Tag der Entscheidung“) wird gerüchteweise aktuell für die Inszenierung eines neuen „Star Wars“-Films genannt. Für „Jojo Rabbit“ holte er neben Scarlett Johansson noch mehr Hollywood-Prominenz vor der Kamera. Oscar-Preisträger Sam Rockwell und Comedy-Schwergewicht Rebel Wilson bewähren sich in den Rollen tumber Nazi-Germanen. Taika Waititi, Sohn eines Maori und einer jüdischen Mutter, gönnt sich das Vergnügen, Hitler zu verhöhnen, indem er ihn spielt.

Der Hitlerjunge Jojo und sein imaginärer Freund Adolf (Taika Waititi) © 2019 CentFox

DIE KRITIK: Mit Charlie Chaplin („Der große Diktator“, 1941) und Ernst Lubitsch („Sein oder Nichtsein“, 1942) fing es an: Die Verbrechen der Nazis waren so unfassbar, dass große Filmkünstler ihre Abscheu vor der Hitler-Diktatur immer wieder mit schwarzem Humor artikulierten.
„Jojo Rabbit“ ist ein später Nachfahre solcher Meisterwerke, wobei diese Tragikomödie zwei besondere Eigenheiten aufweist. Erstens ist der Blick von Autor/Regisseur/Darsteller Taika Waititi auf das Dritte Reich nicht nur zeitlich, sondern auch geografisch distanziert. Schließlich stammt der Mann aus Neuseeland, wo auch Christine Leunens, die Autorin der Romanvorlage „Caging Skies“, lebt. Und zweitens wird die Story nicht aus der Perspektive eines Erwachsenen erzählt, sondern aus jener eines Kindes, das zur Hitler-Verehrung verführt wird.
Die ersten Sequenzen von „Jojo Rabbit“ sind brüllend komisch. Da begleitet man eine Horde der Hitlerjugend in den deutschen Wald, wo unter der Aufsicht und Anleitung von bösartig-dämlichen Nazis eine Art ideologisch verbrämtes Pfadfinderlager absolviert wird. Die Blödheit und die Grausamkeit der Nazi-Parolen werden mit grellem Humor filmisch demaskiert.  
In der Szene, in welcher der kleine Jojo auf Befehl einen Hasen töten soll, kündigt sich freilich schon an, dass diese Kino-Groteske auch verdammt dunkle Seiten hat. Der Eindruck verstärkt sich in den Begegnungen zwischen Jojo und seiner Mutter, die nur auf den ersten Blick eine resolute Nazi-Anhängerin zu sein scheint (Scarlett Johansson spielt zwischen Farce und Tragödie groß auf).
Wenn Jojo schließlich Geräusche in der Wohnung hört und das jüdische Mädchen Elsa in seinem Versteck findet, ist’s erstmal Schluss mit lustig. Schließlich wurde der stramme Jungnazi Jojo auch zum Antisemitismus erzogen. Andererseits findet er Elsa aber auch sympathisch.
So wird „Jojo Rabbit“ zu einer filmisch prächtig gelungenen Groteske, die einerseits mit dem Entsetzen Scherz treibt (vor allem in den Auftritten von Taika Waititi als operettenhaft schurkischer Hitler), während sie andererseits sehr ernsthafte Themen verhandelt.
Der Newcomer Roman Griffin Davis führt das Publikum als charmant-verbohrter Hitlerjunge Jojo zur wichtigsten Botschaft des Films: Alles Böse, was man einem wehrlosen Kind mit  hemmungsloser Indoktrination eintrichtert, kann durch kluge Erziehung und/oder einschneidende Erlebnisse auch wieder aus seinem Kopf verschwinden. „JoJo Rabbit“ ist eine von großem Humanismus getragene Tragikomödie über eine zutiefst inhumane Zeit.
 
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die es mögen, wenn auf der Kinoleinwand Realität und Groteske meisterhaft miteinander verwoben werden.






Trailer
LÄNGE: 109 min
PRODUKTION: USA 2019
KINOSTART Ö: 23.01.2020
REGIE:  Taika Waititi
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Roman Griffin Davis: Jojo Betzler
Scarlett Johansson: Rosie Betzler
Thomasin McKenzie: Elsa Korr
Taika Waititi: Adolf
Sam Rockwell: Hauptmann Klenzendorf
Rebel Wilson: Fräulein Rahm