DIE STORY: Der Action-Reißer „John Wick“ handelt von John Wick (Keanu Reeves), einem professionellen Killer aus New York, der nach dem Krankheits-Tod seiner Lebensgefährtin Helen (Bridget Moynahan) sehr betrübt ist. Als letzte lebendige Erinnerung an die gemeinsame Zeit mit Helen ist ihm ein kleiner Hund namens Daisy geblieben.
An einer Tankstelle gerät Wick in einen nichtigen Streit mit ein paar grenzdebilen Jung-Gangstern aus einem russischen Mafia-Clan. Die Burschen wollen gern weiterzoffen und sie wollen vor allem Wicks schönes Auto. Also überfallen sie ihn in seinem Eigenheim. Hund Daisy kommt dabei zu Tode.
Das bringt Wick komplett aus der Fassung. Er packt seine Waffen aus und bringt alle um, die er für den Tod des Hundes verantwortlich macht. Da sich die Mafiosi nicht einfach abknallen lassen wollen, wird ein abendfüllendes Gemetzel draus.
DIE STARS: Keanu Reeves wurde durch Arthaus-Dramen („My Own Private Idaho“) bekannt, durch Blockbuster-Thriller („Speed“) berühmt und durch die „Matrix“-Trilogie zum Weltstar. In den letzten Jahren hatte er wenig Glück mit seinen Rollen.
Der große Charakterdarsteller Willem Dafoe braucht nur Spurenelemente seines Talents, dafür aber eine ruhige Hand, um einen Killer namens Marcus zu verkörpern. Marcus bekommt vom Gangsterboss Viggo Tarasov den Auftrag, seinen Ex-Kollegen Wick umzulegen.
Der Russe Tarasov wiederum wird gespielt vom Schweden Michael Nykvist, den man bisher meist in guten Filmen sah. Im Arthaus-Hit „Wie im Himmel“ zum Beispiel oder, in der Rolle des Reporters Mikael Blomkvist, in der schwedischen Verfilmung der „Millennium“-Thrillertrilogie.
Die Regisseure Chad Stahelski und David Leitch geben mit „John Wick“ ihr blutiges Regie-Debüt. Sie kommen, als erfahrene Stuntmänner und Stunt-Koordinatoren, aus einer Ecke, in der man das Kino vor allem von seiner gewalttätigen Seite kennt.
DIE KRITIK: Als Mitte Januar in Paris die „Charlie Hebdo“-Anschläge geschahen, starben durch die Hand der drei Attentäter 17 Menschen. Der Schock wird noch lange nachwirken.
Wenn John Wick in „John Wick“ den Feldzug gegen jene beginnt, die seinen Hund umgebracht haben, tötet er gleich im ersten Einsatz eigenhändig zwölf Männer. Nachwirkungen? Keine. Wick bestellt per Telefon eine „Dinner Reservierung für zwölf“. Wenig später rückt ein Trupp von Tatortreinigern an, die das Haus im Nu wieder blitzblank putzen und alle Leichen verschwinden lassen.
Natürlich haben die Attentate von Paris mit dem Film aus New York nicht das Geringste zu tun. Das eine ist erschreckende Realität, das andere Fiktion. Doch die Frage ist erlaubt, ob Filmproduzenten gut beraten sind, wenn sie in dieser rauen Zeit den sinnlosen Mord an möglichst vielen Menschen als Thema für die Freizeit-Unterhaltung anbieten.
Das Publikum beantwortet die Frage immer häufiger mit einem Nein. Gewaltberauschte Action-Hämmer wie „Sin City 2“ (mit Bruce Willis) oder „Sabotage“ (mit Arnold Schwarzenegger) erwiesen sich 2014 im Kino als hochwirksames Kassengift. „John Wick“ spielte in den USA seit Oktober 2014 gerade mal 43 Millionen Dollar ein. Das reichte nur für Rang 74 in den Jahres-Charts.
Kein Wunder: Der neue Film mit Keanu Reeves hat außer der Erzeugung von Leichen kein Thema. Mal schießt Reeves, mal wird er beschossen. Zwischendurch werden absonderliche Einfälle eingeschoben wie etwa die Existenz eines Killer-Hotels in New York. Die Mörder dürfen dort alles außer morden. Sonst geht’s ihnen selbst an den Kragen.
Die Darsteller – und hier sind mit Keanu Reeves, Willem Dafoe und Michael Nykvist ja große Könner im Einsatz – werden in keiner Sekunde schauspielerisch gefordert. Sie drücken ab und schlagen zu und schauen cool. Die Waffe des Wortes ist ihren Figuren nicht gegeben.
Es ist ein sehr seltsames Männerbild, das da gezeichnet wird: Die Typen sind zwar stets zur Gewalt bereit – doch auch dazu, sich selbst und ihr hartes Los zu bemitleiden. Helden sehen anders aus.
IDEAL FÜR: Kinobesucher, die es mögen, wenn sich die Leinwand blutig rot färbt.