Jersey Boys

Kleine Gangster und große Hits


FilmClicks:
„Jersey Boys“: Ein Film über Franke Valli (John Lloyd Young, l.) und die Four Seasons © Warner Bros.
DIE STORY: Hollywood-Legende Clint Eastwood erzählt in „Jersey Boys“ die Geschichte des Sängers Frankie Valli und seiner Band The Four Seasons, die in den frühen Sechziger Jahren eine Weltkarriere startete. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Musical-Hit, ist aber weit mehr als die Leinwand-Version einer Broadway-Show.
Streckenweise kommt „Jersey Boys“ daher wie ein Gangsterfilm. Frankie Valli (Geburtsname: Francis Stephen Castelluccio) trieb sich in seiner Jugend mit einer Gang herum, die zu strafrechtlich relevanten Taten neigte und Kontakte zur Mafia pflegte. Besonders grotesk ist im Film die Szene eines Safe-Diebstahls, der an Gewichtsproblemen scheitert: Der schwere Schrank drückt den Kofferraum des Fluchtfahrzeugs zu Boden, was die Vorderräder abheben lässt.
Zum Glück wurde das außergewöhnliche Gesangstalent von Frankie Valley früh erkannt; zum Glück traf er eine junge Frau, die ihn nicht nur liebte, sondern ihm auch den richtigen Künstlernamen verpasste: „Nenn‘ dich Frankie Valli mit einem I am Schluss. Das wirkt besser als ein Y.“ Von dieser Basis aus widmet sich der Film den Erfolgen und Krisen der Four Seasons. Das Menü wird gewürzt mit prächtig interpretierten Welt-Hits von „Sherry“ über „Big Girls Don’t Cry“ und „Walk Like A Man“ bis „Can’t Take My Eyes of You“.
 
DIE STARS: Der erste Superstar von „Jersey Boys“ steht hinter der Kamera: Regisseur Clint Eastwood fügt seiner Sammlung cineastischer Kostbarkeiten ein weiteres Schmuckstück zu. Der zweite Superstar steht im Mittelpunkt des Geschehens: Frankie Valli, der kleine Mann mit der unvergleichlichen Falsett-Stimme.
Im Ensemble ist Christopher Walken als Mafia-Capo der bekannteste Mann. Frankie Valli wird ganz hervorragend vom Musical-Darsteller John Lloyd Young gespielt, der diese Rolle schon  am New Yorker Broadway formte. Mit Erich Bergen als Keyboarder und Komponist Bob Gaudio hat noch ein zweiter Mann den Sprung von der Broadway-Bühne auf die große Leinwand geschafft. Ansonsten sieht man viele unbekannte Gesichter, die bekannte Songs eindrucksvoll über die Rampe bringen.

Ein Flirt mit Folgen: Renée Marino und John Lloyd Young in „Jersey Boys“ © Warner Bros.

DIE KRITIK: Die Szene: Ein Restaurant. Eine hübsche Frau hat sich einen schüchternen jungen Mann zum Date bestellt. Offenbar gefällt ihr, was sie sieht und spürt. Denn während er noch herumschmachtet, übernimmt sie die Initiative. „Hast du einen Nickel (eine Fünf-Cent-Münze, Anm.)?“, fragt sie ihn. „Ruf‘ Deine Mutter an und sag‘ ihr, es wird spät heute Nacht!“
Cool. Auf diese Weise, so erzählt es Clint Eastwood in „Jersey Boys“, lernte der spätere Weltstar Frankie Valli (John Lloyd Young) seine Frau Mary (Renée Marino) kennen.
Coolness ist ganz generell ein Stilmittel des neuen Eastwood-Films, obwohl immer wieder heiße Hits durch die Lautsprecher rauschen. Aber der Altmeister ist weit davon entfernt, sein Pop-Porträt  zur Heldensaga hochzujazzen. Lakonisch erzählt er von einer Karriere, zu der außer Talent auch viel Glück und Zufall gehörte.
Mit einem bisschen Pech wäre aus Francis Stephen Castelluccio nicht Frankie Valli geworden, sondern ein Dauerkunde bei der Polizei, Abteilung kleine Fische. Und ohne den Zufall einer kaputten Leuchtreklame, von der die Worte „The Four Seasons“ flackerten, wäre das Quartett vielleicht nie auf den idealen Bandnamen gestoßen. Die Jungs tingelten, wenig originell, als Four Lovers durch die Tonstudios, bevor sie als Frankie Valli & The Four Seasons zur Weltmarke wurden.
„Jersey Boys“ ist ein Film, und das ist natürlich wichtig für ein Musical, der sich sehr gut anhört. Der deklarierte Musik-Enthusiast Clint Eastwood sorgte dafür, dass die Hits von Frankie Valli mit viel Elan und größtmöglicher Eleganz über die Leinwand kommen. John Lloyd Young, der für seine Rolle am Broadway den Tony-Award gewann, trifft die schwindelerregenden Hochgebirgs-Falsetttöne von Frankie Valli perfekt.
„Jersey Boys“ ist auch ein Film, der verdammt gut ausschaut. Da zeigt sich die ganze Meisterschaft des Regisseurs und seines Teams. Jede Einstellung ist formvollendet durchkomponiert und von erhabener Pracht.
Nur emotional mag dieser Musikfilm nicht so richtig abheben. Vielleicht ist Clint Eastwoods Blick aufs Musikbusiness zu streng und zu analytisch, um die fürs Musical typischen Gefühls-Achterbahnen losrattern zu lassen. Man geht zum Schluss sehr beeindruckt wieder aus dem Kino heraus. Aber nicht sehr bewegt.   

 
IDEAL FÜR: Clint-Eastwood-Fans, Four-Seasons-Fans und Musical-Fans.






Trailer
LÄNGE: 134 min
PRODUKTION: USA 2014
KINOSTART Ö: 31.07.2014
REGIE:  Clint Eastwood
GENRE: Biografie|Musikfilm
ALTERSFREIGABE: ab 6


BESETZUNG
John Lloyd Young: Frankie Valli
Vincent Piazza: Tommy DeVito
Erich Bergen: Bob Gaudio
Michael Lomenda: Nick Massi
Renée Marino : Mary
Christopher Walken: Gyp DeCarlo