DIE STORY: Dieser Film blickt tief unter die Meeresoberfläche. „Jacques – Entdecker der Ozeane“ ist die Biografie des französischen Tauch-Pioniers und Meeresforschers Jacques-Yves Cousteau (1910 – 1997), der mit seinen Projekten und Unterwasserfilmen den Menschen einen neuen Blick auf die Ozeane eröffnete.
Die Arbeiten Cousteaus, der als Abenteurer genauso bekannt war wie als cleverer Geschäftsmann, bilden das Fundament des Films.
Die Kamera begleitet Cousteau (Lambert Wilson) beim Tauchen mit seinem „Aqualung“-Apparat und bei den Seereisen mit seinem Schiff „Calypso“. Mal geht’s um Deals mit der Ölindustrie, mal um den Entwurf (nie realisierter) Unterwasser-Siedlungen. Und es geht um Cousteaus größtes Projekt, die Antarktis-Expedition, die letztendlich zu dem internationalen Moratorium führte, dieses kühle Naturparadies bis 2048 vor industrieller Ausbeutung zu schützen.
Der private Jacques-Yves Cousteau kommt ebenfalls ausgiebig ins Bild. Dieses Porträt fällt nicht besonders schmeichelhaft aus. Cousteau wird als Abenteurer nicht nur unter Wasser, sondern auch in allen Betten geschildert: Als Womanizer, der seine Gemahlin Simone (Audrey Tautou) mit vielen Affären hintergeht. Nicht nur das: Sein Verhältnis zu seinen Söhnen ist distanziert – besonders zu Philippe (Pierre Niney), der so wie sein Vater zum Meeresfilmer wird. Dessen Gedanken über Tierschutz und Ökologie sind dem alten Haudegen völlig fremd.
Erst nach Philippes Unfalltod im Jahr 1979 (er stürzte mit einem Wasserflugzeug ab) setzt beim Alten in Sachen Naturschutz ein Sinneswandel ein.
DIE STARS: Der französische Regisseur Jérome Salle („Zulu“) holte für „Jacques“ ein prominentes Trio vor die Kamera.
Cousteau-Darsteller Lambert Wilson wurde international durch „Matrix Reloaded" und „Matrix Revolutions“ berühmt.
Seine Film-Ehefrau Audrey Tautou zählt seit ihrem kometenhaften Erfolg mit „Die fabelhafte Welt der Amélie“ zu den größten Stars des französischen Films.
Pierre Niney, der den Sohn Philippe Cousteau spielt, machte sich als Titeldarsteller in „Yves Saint Laurent“ einen Namen. Dieses Jahr beeindruckte er in Francois Ozons Zwischenkriegs-Drama „Frantz“.
DIE KRITIK: „Jacques – Entdecker der Ozeane“ ist mit einem Budget von 35 Millionen Euro einer der teuersten Filme, die jemals in Frankreich gedreht wurden. Das sieht man der Produktion auch an.
Die Dreharbeiten wurden zur Weltreise für das Team, das nicht nur in Europa, sondern auch in Südafrika, in Brasilien und sogar in der Antarktis Bilder von ungeahnter Schönheit einfing. Die Naturaufnahmen und die zahlreichen Unterwasser-Sequenzen sind von allererster Qualität.
Trotzdem erhebt sich die Frage, ob sich der Einsatz von so viel Geld wirklich gelohnt hat. Für meinen Geschmack lautet die Antwort: Nein. Denn so atemraubend die Meeres- und Landschaftsaufnahmen auch sind – sie illustrieren eine Story, die erstaunlich altbacken erzählt wird.
Vielleicht liegt es ja daran, dass der Film möglichst viele Stationen aus Cousteaus aufregendem Leben schildern wollte: „Jacques“ wirkt über weite Strecken wie eine atemlose, aber auch spannungslose Aneinanderreihung von Fakten und Anekdoten. Der Film reißt seine großen zwischenmenschlichen Themen zwar an, geht aber (außer beim Tauchen) nie in die Tiefe.
Wie schwierig das Leben mit dem heldenhaften und zugleich herrenhaften Cousteau gewesen sein muss, kann man aus den flachen Dialogen nur erahnen. Die Schwächen des Drehbuchs berauben wiederum die exzellenten Hauptdarsteller der Chance, ihre ganze Qualität auch auszuspielen.
So wurde „Jacques – Entdecker der Ozeane“ eine simpel gestrickte Biografie, die auf der Plus-Seite aber ihre tollen Aufnahmen vorweisen kann: Man sieht großartige Bilder, aber keinen großen Film.
IDEAL FÜR: alle Filmfreunde, die vom Meer fasziniert sind.