DIE STORY: Natalie Portman spielt in „Jackie“ die einstige First Lady der USA, Jacqueline Kennedy. Der Film ist keine Biografie, sondern ein Dokudrama: Er konzentriert sich auf die Tage nach der Ermordung von Präsident John F. Kennedy im November 1963 beim Attentat von Dallas.
Als inhaltliche Klammer dient ein berühmtes Interview, das die Witwe wenige Tage nach dem Tod ihres Mannes mit einem Redakteur des Magazins
Life (Billy Crudup) führte. Jacqueline Kennedy berichtet darin über die Ereignisse in Dallas und über den Rückflug nach Washington, als Vizepräsident Lyndon B. Johnson (John Carroll Lynch) noch in der Luft als Nachfolger Kennedys vereidigt wurde.
Zugleich formt Jackie während der ausführlichen Gespräche mit dem Reporter bereits voll kühler Eloquenz jenes Selbstbild einer trauernden, aber zugleich souveränen und modernen Frau, das sie zur Ikone (nicht nur) in den USA machen sollte.
DIE STARS: Natalie Portman wurde für ihr unterkühlt-emotionales Spiel in „Jackie“ mit einer Oscar-Nominierung belohnt. Die 35-Jährige, die ihre Karriere als Kind im Thriller „Léon, der Profi“ begann, demonstriert einmal mehr ihre außergewöhnliche Vielseitigkeit, die sie in Arthaus-Produktionen wie „Black Swan“ (Oscar), aber auch in Blockbustern wie „Star Wars“ (Episode I – III) an den Tag legte.
Rund um Portman agieren erste Kräfte wie Greta Gerwig, Peter Sarsgaard, John Hurt oder Billy Crudup, die aber wegen der Konzentration des Films auf seine Titelfigur im Grunde nur Stichwortgeber sind.
Der chilenische Regisseur Pablo Larrain gewann 2015 mit „El Club“ einen Silbernen Bär der Berlinale. 2016 drehte er mit dem Literaten-Porträt „Neruda“ (Kinostart: 24. Februar) einen weiteren hochgelobten Film über eine berühmte Figur der Zeitgeschichte.
DIE KRITIK: Die Tragödie der Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy in Dallas ist eine der am häufigsten erzählten Geschichten über die Ereignisse des Zwanzigsten Jahrhunderts. „Jackie“ beleuchtet das Drama nun – und das ist ein neuer Aspekt – aus der weiblichen Perspektive von Kennedys Ehefrau.
Natalie Portman prägt den Film von der ersten Minute an. Sie porträtiert Jacqueline Kennedy als macht- und statusbewusste Aristokratin, die ihre Emotionen fast immer hinter einer Maske verbirgt. Außer an dem einen Tag, an dem sie ihren Mann verliert. Da ist sie außer sich vor Entsetzen und Trauer. Wenn sie sich weigert, ihre blutbefleckte Kleidung zu wechseln, bevor sie ins Weiße Haus in Washington zurückkehrt, ist das ein starkes Symbol.
Die Portman muss also über weite Strecken des Films eine schwer traumatisierte Frau spielen, die sich nur langsam von ihrem Schock erholt – und die zugleich Contenance bewahren will. Das passt gut zu einem Film, der ebenfalls von eher starrer Struktur ist und dem Regisseur Pablo Larrain durch den reichlichen Einsatz melodramatischer Klänge noch zusätzliche Dunkelheit verleiht.
Wer sich von „Jackie“ (Drehbuch: Noah Oppenheimer) neue Aufschlüsse über die Kennedy-Tragödie erwartet, wird enttäuscht. Der Film hat den allseits bekannten Fakten und Vermutungen um das Kennedy-Attentat weder politisch noch psychologisch viel Neues hinzuzufügen – abgesehen vom weiblichen Blickwinkel der First Lady. Bei aller Bewunderung für Natalie Portman reicht das nicht für einen wirklich packenden Film.
IDEAL FÜR: Politisch Interessierte, die das Projekt anspricht, das Kennedy-Attentat aus weiblicher Sicht zu beleuchten.