DIE STORY: Eine Fortsetzung als Wiederholung: Der Action-Blockbuster „Independence Day: Wiederkehr“ wirkt, was die Story betrifft, wie ein Zwilling des Originals, das 1996 weltweit mehr als 800 Millionen Dollar einspielte.
Auch im neuen Film kommen also die Außerirdischen mit einer gigantischen Armada auf die Erde und wollen die Menschheit auslöschen. Die Menschen nutzten die 20 Jahre zwischen den Filmen (und den Invasionen), um sich auf den neuen Angriff vorzubereiten. Einmal mehr steht der Wissenschaftler David Levinson (Jeff Goldblum) im Zentrum des Geschehens.
Doch wenn die Aliens dann wirklich einfliegen, ist guter Rat teuer. Denn was soll man gegen einen Gegner ausrichten, dessen größtes Raumschiff einen Durchmesser von 5.000 Kilometern hat?
Zur Rettung der Erde formiert sich ein kompetentes Spezialisten-Team. Neben David Levinson ist auch der Ex-US-Präsident Whitmore (Bill Pullman) dabei, dessen Tochter Patricia (Maika Monroe) eine kühne Pilotin und nebenbei in den ebenfalls kühnen Piloten Jake Morrison (Liam Hemsworth) verliebt ist. Der kühnste aller kühnen Piloten aus dem ersten Film (Steven Hiller alias Will Smith) allerdings fehlt: Auf der Leinwand, weil er nicht mitspielt, und in der Story, weil er einen frühen Heldentod erlitt.
Gemeinsam befolgen die Weltenretter jedenfalls eine Strategie, die, so Levinson/Goldblum, auf der „Bienenstock-Theorie“ beruht. Denn wie kann man einen Bienenschwarm ausschalten? Man muss die Bienenkönigin erwischen! Und die Aliens, das wissen die Verteidiger, haben eine Königin dabei…
DIE STARS: Roland Emmerich, Deutschlands erfolgreichster Regie-Export in Hollywood, setzt im Ensemble auf eine Mischung aus bewährten und neuen Kräften. Nach der Absage von Will Smith (die Hintergründe dazu lesen Sie im
Emmerich-Interview) stattete er die „Independence Day“-Veteranen Jeff Goldblum und Bill Pullman mit neuen Verträgen aus, die den Widerstand der Irdischen umsichtig lenken.
Prominentester Neuzugang ist der Australier Liam Hemsworth, der im Fach des jugendlichen Helden brillieren darf. Die Französin Charlotte Gainsbourg macht als Wissenschaftlerin einen Abstecher von der Filmkunst zum Blockbuster-Kino.
DIE KRITIK: Wenn es einen gewichtigen Grund gibt, der gegen den Besuch von „Independence Day: Wiederkehr“ spricht, dann ist das die Story. Wer das Original gesehen hat, kann sich in groben Zügen vorstellen, was in der Fortsetzung abgeht: Die Menschen treten aus einer Position der sicheren Verlierer an, um gegen die Übermacht aus dem All zu bestehen.
Gewiss, Regisseur Roland Emmerich und seine Co-Autoren haben sich redlich bemüht, die Handlung nicht allzu banal erscheinen zu lassen. Es ist von wichtigen Erfindungen die Rede, welche die Chancen der Menschen verbessern sollen. Und man hört auch einen Hinweis darauf, dass die Bedrohung durch einen äußeren Feind die sonst so zerstrittenen Menschen zusammenschweißen kann: „Seit 20 Jahren hat es auf der Erde keinen Krieg mehr gegeben!“
Schlussendlich rankt sich der Plot aber – das ist filmdramaturgisch notwendig – um eine Handvoll Helden, die auf absurden Wegen immer wieder zueinander finden: Der Ex-Präsident Whitmore und seine Tochter. Der Stiefsohn des verstorbenen Helden Steven Hiller, der gleichfalls das Zeug zum Helden hat. Der Wissenschaftler David Levinson und sein rüstiger alter Vater. Dass diese verschworene Partie im Kampf gegen das außerirdisch Böse alle Fäden zieht, während der Rest der Welt quasi nur zuschaut – das ist ein Plot von wahrhaft märchenhafter Naivität.
Im Grunde sind die Dialoge bei „Independence Day: Wiederkehr“ nur dazu da, verbindende Worte zwischen den Action-Szenen zu finden. Hier, in der Action, entfaltet der Film seine ganze Kraft. Und er macht dann, wenn man eine Ader für interstellares Gepolter hat, auch richtig Spaß.
In diesen Sequenzen ist Roland Emmerich, Hollywoods „master of disaster“, ganz in seinem Element. Es zischt und kracht und flitzt und brennt, dass die Augen dem Geschehen auf der Leinwand kaum folgen. Mit der Hilfe internationaler Special-Effects-Experten (das Wiener Büro Wide Shot etwa entwarf das Design einiger imposanter Raumschiffe) entfacht Emmerich ein Kino-Feuerwerk, das alle Tricks ausnutzt, die in der Filmtechnik heute möglich sind. Das Resultat ist wahrlich imposant – und hier wirkt der „Independence Day“ von 1996 plötzlich nicht mehr wie der Zwilling des neuen Films, sondern wie sein kleiner Bruder.
Fazit: Wer ein Ticket für „Independence Day: Wiederkehr“ erwirbt, wird mit zwei Stunden voll weltmeisterlicher Action belohnt. Typisches Popcorn-Kino für heiße sommerliche Abende im angenehm kühlen Saal: Die Augen der Betrachter haben viel zu tun, doch den Köpfen bleibt allzu viel Mitdenken erspart.
IDEAL FÜR: Fans von großen Action-Filmen mit intergalaktischem Touch.