Ich.Darf.Nicht.Schlafen.

DIE STORY: „Ich.Darf.Nicht.Schlafen.“ ist ein hochkarätig besetzter Psycho-Thriller über eine Frau, die nach einer schweren Kopfverletzung die Erinnerung verlor. Wenn die Engländerin Christine Lucas (Nicole Kidman) morgens aufwacht, ist ihr Gedächtnis so leergefegt wie eine gelöschte Computer-Festplatte. Gäbe es nicht ihren treu sorgenden Ehemann Ben (Colin Firth), der ihr jeden Tag die Welt neu erklärt, so wäre Christines Hilflosigkeit komplett.
Dann hat der Psychiater Dr. Nash (Mark Strong), der Christine behandelt, eine Idee. Er gibt ihr eine Videokamera, der sie ihre Erlebnisse anvertrauen soll. So kann sie sich am nächsten Tag per Bildschirm von sich selbst erzählen lassen, was sie gesehen, gefühlt und gedacht hat. Allerdings hat der Arzt auch einen Tipp für sie, der die labile Dame noch weiter verunsichert: Sie möge die Kamera vor Ben verstecken.
Hat der Psychiater einen Verdacht über den Auslöser von Christines Amnesie? Kann sie nicht einmal ihrem Mann vertrauen? Die Arme wird noch unsicherer, als sie eh schon ist. Doch zugleich tauchen kleine Bruchstücke böser Erinnerungen auf, an eine Vergewaltigung, bei der sie niedergeschlagen wurde. Eines Tages äußert eine Freundin die Vermutung, Dan sei gar nicht Christines Ehemann.  Die Frau erschrickt. Doch am nächsten Morgen hat sie die Nachricht schon wieder vergessen…
 
DIE STARS: Mit  Nicole Kidman und Colin Firth bietet „Ich.Darf.Nicht.Schlafen.“ zwei Oscar-Preisträger und Topstars auf. Der Brite Mark Strong (Dr. Nash), Sohn einer österreichischen Mutter, zählt zu den führenden Charakterdarstellern Englands.
Regisseur Rowan Joffe, der den Film auch schrieb, ist ein namhafter Drehbuch-Autor: Er verfasste die Skripts für den Horror-Hit „28 Wochen später“ und für Anton Corbijns Thriller „The American“ (mit George Clooney).
 
DIE KRITIK: „Ich.Darf.Nicht.Schlafen.“ ist ein entfernter Verwandter des Klassikers „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Zwar geschieht hier nicht jeden Tag das Gleiche, doch jeder Tag beginnt mit der gleichen Ausgangssituation. Die Erinnerung der bedauernswerten Christine Lucas ist weg.
Der Film rankt sich um die Frage, welches Trauma zum Gedächtnisverlust der Frau führte. Und, darüber hinaus, um die Frage, wie viel Vertrauen man seinen Mitmenschen entgegenbringen darf und soll. Christine ist natürlich ein spezieller Fall. Denn sie lebt in völliger Abhängigkeit von ihrem Mann. Er könnte sie nach Strich und Faden belügen; er könnte ihr im Grunde jeden Tag eine neue Geschichte über ihr Vorleben erzählen – am nächsten Morgen ist ohnehin alles wieder vergessen.
Der Film, der als stilles Seelendrama beginnt, entwickelt sich mit der Zeit mehr und mehr zum Thriller. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf den fürsorglichen Ben, hinter dessen freundlicher Fassade möglicherweise eine dämonische Persönlichkeit steckt. Nicht ungeschickt errichtet Regisseur einen Joffe einen Spannungsbogen, in dem positive und negative Eindrücke über Ben einander abwechseln.
Doch alles in allem vermag „Ich.Darf.Nicht.Schlafen.“ nicht wirklich zu fesseln. Das liegt sicher zunächst einmal an der Ausgangssituation, die wenig Identifikationsmöglichkeiten bietet – wer kennt schon Menschen, die unter jahrzehntelangem und totalem Gedächtnisverlust leiden?
Auch das gemächliche Spieltempo tut dem Film nicht gut. Rowan Joffe wählt einen stillen Grundton, um seine Geschichte zu erzählen. Nur selten gibt es Ausbrüche voller Spannung und Temperament.
Das wiederum liegt auch an den Schauspielern. Während Colin Firth und Mark Strong wenigstens einige resolute Szenen haben, versteckt sich Nicole Kidman – ungeschminkt, uneitel und in der Mimik beinahe regungslos – in der Figur einer stillen, verzweifelten, zweifelnden und kranken Frau. So zurückhaltend (um nicht zu sagen glanzlos) hat man die Hollywood-Diva noch selten gesehen.
 
IDEAL FÜR: Liebhaber von Psychodramen, die gern miträtseln, wo man im weiten Land der Seelen fixe Bezugspunkte finden kann.