GESAMTEINDRUCK: „Hunter Killer“ ist ein grobschlächtiger Actionreißer voller Klischees, der beim Militär spielt, den Kalten Krieg neu erblühen lässt und ranghohe Offiziere als Gefahr für den Weltfrieden demaskiert.
DIE STORY: Der US-Kapitän Joe Glass (Gerard Butler) schippert mit seinem U-Boot auf einer Rettungsmission durchs Polarmeer, als er am Meeresgrund nicht nur ein amerikanisches, sondern auch ein russisches U-Boot entdeckt – beide zerstört. Doch aus dem russischen Schiff dringen noch Lebenszeichen; Joe Glass gelingt es, seinen Kommandanten-Kollegen Sergei Andropov (Michael Nykvist) an Bord zu holen. Das Zerstörungswerk unter Wasser hängt mit einem Umsturzversuch des russischen Verteidigungsministers zusammen, der den Präsidenten seines Landes gekidnappt hat. Ein Krieg scheint unmittelbar bevorzustehen. Doch dann macht sich Joe Glass auf den Weg, um den russischen Staatslenker zu befreien.
DIE STARS: Der Schotte Gerard Butler („300“, „Olympus Has Fallen“) zählt zu den bewährten Action-Haudegen des Hollywood-Kinos, macht aber gelegentlich auch Abstecher in sanftere Filmgefilde (etwa in der Titelrolle der Musicals „Das Phantom der Oper“).
Der Schwede Michael Nykvist wurde mit Filmen wie „Wie im Himmel“ zum Liebling des Arthaus-Publikums. Er spielte dann den Journalisten Mikael Blomkvist in der schwedischen Verfilmung von Stieg Larssons „Millenium“-Trilogie, bevor er, für Filme wie „Mission: Impossible – Ghost Protocol“ oder „John Wick“, von Hollywood entdeckt wurde. Die Rolle des russischen U-Boot-Kommandanten Andropov in „Hunter Killer“ ist eine seiner letzten Arbeiten. Michael Nykvist verstarb am 27. Juni 2017 an einer Lungenkrebs-Erkrankung.
Gary Oldman, der dieses Jahr für seine Rolle als Winston Churchill in „Darkest Hour“ den Oscar holte, ist in „Hunter Killer“ in einer Rolle zu sehen, die ihn nicht in die Nähe eines zweiten Academy Awards bringen wird. Oldman spielt einen krakeelenden US-Admiral namens Charles Donnegan, der am liebsten mit der kompletten US_Flotte und scharfer Munition gegen die Russen vorgehen würde.
DIE KRITIK: Am Schluss von „Hunter Killer“, wenn alle Gefahren überstanden sind, sagt einer der Helden sinngemäß zum anderen: „Dies ist eine der besten Geschichten, die wir unseren Enkeln nie erzählen dürfen“. Na ja. Es wäre kein Schaden für die Filmwelt entstanden, hätte man die Geschichte auch dem Kinopublikum erspart.
Allerdings hat dieser typisch amerikanische Hau-Drauf-Reißer auch eine paar (unfreiwillig) interessante Aspekte. Zum Beispiel lernt man viel über die Sehnsucht Hollywoods nach der Zeit des Kalten Krieges, als die Rollenverteilung in vielen Action-Filmen klar war: Hier die guten Amerikaner, dort die bösen Russen.
Dieses Schema wird in „Hunter Killer“ wiederbelebt. Den heldenhaften US-Soldaten um den U-Boot-Kapitän Joe Glass (Gerard Butler) steht der ganz schrecklich böse russische Verteidigungsminister Dmitri Durov (Mikhail Gorevoy) gegenüber. Der ist ein durchgeknallter General, der gegen seinen Präsidenten putscht und keine Probleme damit hätte, auf dem Weg zur Macht den Dritten Weltkrieg auszulösen.
Um dies zu verhindern, müssen natürlich wieder die heldenhaften Amerikaner her, auch wenn die in der Person von Gary Oldmans Admiral Donnegan selbst ein kriegslüsternes Rumpelstilzchen in ihren Reihen haben. Aber der Admiral wird erstmal kaltgestellt, während die Amis mit ihrem U-Boot durch verminte Gewässer nach Russland tauchen, um dort den gekidnappten russischen Präsidenten zu befreien und seinem Volk zurückzugeben. Auf dem Boden werden die Militärmatrosen von einem Trüppchen der Navy Seals unterstützt, die einfach so mal eben per Fallschirm auf russischem Staatsgebiet niedergegangen sind.
Oh heilige Einfalt: Um so eine Story zu erfinden, muss man sich schon mehrere Lichtjahre weit von den Realitäten des Weltgeschehens entfernen. Aber „Hunter Killer“ will ja nicht den Oscar für das beste Drehbuch gewinnen, sondern Action-Fans unterhalten, und die werden mit reichlich Explosiv-Ware verköstigt. Es rumst und kracht ohne Unterlass zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Da sind sehr effektvolle Szenen dabei, denen man allerdings deutlich anmerkt, dass die Bilder in den Trickcomputern der Spezialeffekte-Abteilung entstanden.
Der südafrikanische Regisseur Donovan Marsh, der zum ersten Mal auf eine große Hollywood-Produktion losgelassen wurde, schafft es, die Action-Sequenzen einigermaßen stilvoll auf die Leinwand zu stemmen. Angesichts der öden Dialoge hat er es aber offenkundig gar nicht versucht, den hochkarätigen Darstellern auch ein hochkarätiges Spiel abzufordern. Bei Gerard Butler oder Michael Nykvist ist die Rollengestaltung schon erledigt, wenn sie ernst und bedeutend in die Kamera schauen.
IDEAL FÜR: Action-Fans, denen die Story des Films egal ist.