DIE STORY: Die dunkle Zukunftsvision „High-Rise“ handelt vom Arzt Dr. Robert Laing (Tom Hiddleston), der auf der Suche nach einer neuen Wohnung in einer futuristischen Wohnanlage fündig wird.
Man offeriert ihm eine Wohnung in der 25. Etage eines Hochhauses. Weit weg von den Appartements der armen Menschen in den unteren Stockwerken. Aber auch noch nicht ganz oben, wo der Architekt (Jeremy Irons) ein Leben in Saus und Braus führt.
Bald nach Laings Einzug beginnt eine Art Revolte. Arm gegen Reich. Und jeder muss sich fragen, wie er in Zukunft leben möchte. Was er bereit ist, jetzt in den Tagen des Umsturzes dafür zu riskieren.
Die futuristische Story spielt übrigens im Jahr 1975 – in jenem Jahr, in dem der Autor James G. Ballard den Roman veröffentlichte, der dem Film zugrunde liegt.
DIE STARS: „High-Rise“ ist einer jener Filme, die als Idee schon seit vielen Jahren umherspuken. Allein die Umstände waren nie die richtigen, denn es braucht mächtig Mut, diesen Roman auf die Leinwand zu wuchten.
Nun hat sich Englands Regie-Hoffnung Ben Wheatley über das Thema getraut und er hat einen bemerkenswerten Cast zusammen bekommen.
Tom Hiddleston („The Night Manager“) spielt grandios wie immer. Sienna Miller („The Edge of Love“) als Laings Nachbarin ist eine sichere Bank. Luke Evans („Der Hobbit”) darf als Revoluzzer den Hans Dampf in allen Gassen geben. Während Jeremy Irons (aktuell auch mit „Die Poesie des Unendlichen“ am Start) wie zumeist mit einer gewissen Noblesse glänzt.
DIE KRITIK: Möge später nie einer kommen und sagen, die Filmemacher in den Zehnerjahren hätten nicht skeptisch in die Zukunft geschaut. Nach dem grandiosen und leider völlig unterschätzten SciFi-Drama „Snowpiercer“ (2013) kommt nun der nächste dunkle Blick in die Welt von morgen. Der Engländer Ben Wheatley ist bisher vor allem mit drastischen Filmen wie „Kill List“ aufgefallen. Nun zeigt er, dass er auch ausgewogen und einigermaßen sensibel kann.
„High-Rise“ spielt in einem der kühnen Architekten-Träume, die irgendwann Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts mal irre attraktiv geklungen haben müssen: Steckt man Hunderte oder gar Tausende Menschen in ein Hochhaus (deutsche Entsprechung für „High-Rise“), ist das Wohnproblem mit einem Schlag gelöst. Wenn das nicht dicht dran an der Perfektion ist?
Dummerweise wurde bei solchen kühlen technischen Planungen nie an das eine gedacht: das Ego all der Menschen, die in solchen Wohnbuchten zusammengepfercht leben.
Oben im 25. Stock, in den der Arzt Robert Laing einzieht, da scheint die Welt in Ordnung zu sein. Der Supermarkt immer in Reichweite, jeden Abend steigt irgendeine Party eines Bekannten.
Aber all dieser Wohlstand – was für eine einfache und doch schöne Parabel auf unsere Welt von 2016 – ist nur möglich, weil unten, wo die Armen wohnen, gespart wird bis zum Gehtnichtmehr. Was passiert, wenn diese Menschen darauf bestehen, ebenfalls ein Stück vom Wohlstand zu wollen?
Ben Wheatley spielt all dies mit all der zu befürchtenden Gewalt kompromisslos durch. Vom Klassenkampf bis zum Hund am Spieß wird alles geboten, was einen im Kino mal wieder ein bisschen erschrecken könnte. Nur Harmonie sucht man in dieser Welt vergebens. Ein bemerkenswerter Film.
IDEAL FÜR: unerschrockene Kinogänger, die sich gern auf etwas Neues im Kino einlassen.